02-06-2009
Grüne Ökonomie in China
Elektroautos Made in China
von Matthias Mersch

Die von chinesischen Firmen vorgestellten Elektroautos sollen wesentlich günstiger sein als die Konkurrenz aus dem Ausland. Der Autobauer Great Wall aus der nordchinesischen Provinz Hebei möchte den ausschließlich batteriegetriebenen GWKulla bauen, voraussichtlich eines der preiswertesten Elektroautomobile in China. Wenn er nächstes Jahr seine Markteinführung hat, wird sein Preis zwischen 6200 und 7250 EUR liegen. Der GWKulla ist ein kompakter Kleinwagen, dessen Motor von Energie aus Lithium-Ion Batterien gespeist wird. Nach Angaben des Herstellers hat er eine Reichweite von 160 Kilometern.

Auch Chery hat einen Kleinwagen im Programm, der mit Batterien fährt: der Riichi M1, der sich ähnlicher Technologie und Leistung rühmt und höchst wahrscheinlich ebenfalls unter 7 000 EUR kosten wird. Auch Geelys Panda, über den Firmenchef Frank Zhao sagt, dass er schon im Oktober auf den Markt kommen soll, wird sich in dieser Preiskategorie bewegen. Der chinesische Preisvorteil wird deutlich, wenn man den Volt von Chevrolet betrachtet: in den USA wird das Auto mit Hybridmotor bei Markteinführung Ende 2010 um die 28 000 EUR kosten. In China will General Motors mit ihm im Jahr 2011 auf den Markt.

Chinas Autobauer haben noch weitere Modelle mit "Alternativantrieb" im Programm: darunter Fahrzeuge mit Hybridmotor, die mit Toyotas "Prius” konkurrieren sollen. Am erstaunlichsten vielleicht ein Gas-Elektrik-Hybrid der Shanghai Automotive der nächstes Jahr an den Verkaufsstart gehen soll.

Bei der technischen Ausstattung - insbesondere was die Akkumulatoren betrifft - hinkt China noch immer hinterher. Auch wenn die Hersteller nicht müde werden zu versichern, dass ihre Produkte auf dem "neuesten Stand der Technik" sind. Wie sie sich aber in der Praxis bewähren, bleibt noch unklar. Die größte Unbekannte dabei: wie werden Chinas Verbraucher auf die Fahrzeuge mit alternativem Antrieb reagieren?

Nick Reilly, Chef des Asien-Pazifik Geschäfts von GM ist skeptisch: "Was wir bisher gesehen haben, ist technisch noch nicht sonderlich ausgereift. Allerdings sind sie auf der Kostenseite sehr gut und wir wissen, dass die chinesische Regierung und die betreffenden Autobauer sehr viel Geld in die Entwicklung vor allem der Akku-Technologie stecken. Daher denke ich, dass es idiotisch wäre, sich bequem zurückzulehnen und zu glauben, dass wir ihnen haushoch überlegen sind."

Ein anderes bemerkenswertes Elektroauto ist ein supergünstiges, zweisitziges Miniaturauto, das vom chinesischen Zulieferer Wonder Auto Technology und dem koreanischen Hersteller von Golfkarren CT&T ab dem Sommer produziert werden soll. Obwohl er mit herkömmlichen - und im Prinzip längst überholten - Bleiakkus ausgerüstet ist, und seine Höchstgeschwindigkeit lediglich bei 60 bis 65 Kilometern in der Stunde liegt, soll seine Reichweite 100 Kilometer betragen.

Sexy ist an dem Miniauto vor allem der Preis von unter 40 000 Yuan (4 100 EUR). Der Chef von Wonder, Qingjie Zhao, ist davon überzeugt, dass das Joint-Venture in Jinzhou in der Provinz Liaoning innerhalb von drei Jahren bis zu 50 000 Exemplare jährlich wird absetzen können. Er sagt: "Ein Hybrid mit Strom aus der Steckdose zum Preis von 150 000 Yuan (15 500 EUR) ist für einen Bewohner des ländlichen Chinas ein unerfüllbarer Traum. Es würde fünf bis zehn Jahre dauern, bis dieses Auto für jedermann käuflich wäre. Aber ein günstiges Elektroauto wie das aus unserer Produktion ist schon heute verfügbar und bewegt sich im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten sparsamer Landwirte."

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