23-04-2015
Unterwegs in China
Eine Radtour in den Bergen Beijings
von Edith Stifter

Beeindruckende Felsformationen (Foto: Edith Stifter)

Die malerische Landschaft (Foto: Edith Stifter)

An den neuen Straßen und den verschiedenen Stützpunkten des Beijinger Fremdenverkehrsverband sieht man deutlich, wie wichtig den Beijingern Ausflüge in die Natur mittlerweile geworden sind. Erreichbar ist diese Gegend sicher am einfachsten mit dem eigenen Auto, aber auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kann man von Beijing Xizhimen zur Stadt Yanqing und von dort weiter mit dem Bus fahren.

Mittels WeChat hatte sich der Hinweis auf eine geführte Radtour in den Bergen am verlängerten Wochenende des Qingming-Festes verbreitet. Das Qingming-Fest ist noch zu Beginn des Frühlings, wenn die Basaltberge noch mehr braun als grün sind und nur vereinzelte Bäume blühen. Dennoch wirkt das Tal des Baihes unglaublich. Während so mancher Berg der Alpen so wirkt, als ob er behutsam hingesetzt und anschließend ein wenig mit Zucker bestreut worden wäre, glaubt man hier die Kräfte, die diese Berge entstehen ließen, richtig sehen zu können. Inmitten dieser Berge radzufahren ist ein beeindruckendes Erlebnis.

Was wir beobachten, sagt oft mehr über uns selbst, als über das Beobachtete aus. Es überrascht mich als Österreicherin immer wieder aufs Neue, wie sehr man in einer chinesischen Reisegruppe umsorgt wird. Auch dieses Mal wirkte das Angebot zu gut um wahr zu sein. Aber tatsächlich, im recht günstigen Preis waren Rad (mit Helm, Halstuch und Trinkflasche), Versicherung, Verpflegung für den ganzen Tag, Versicherung, Guide und Begleitfahrzeug inkludiert. Als Europäer fühlt man sich in einer chinesischen Reisegruppe oft ein wenig bemuttert, denn überspitzt ausgedrückt, zu diesem Preis hätte ich normalerweise lediglich erwartet, dass man mir gerade Mal die Richtung zeigt (mit etwas Glück die richtige). In einer chinesischen Reisegruppe fühlt man sich dagegen schnell wie ein kleines Schaf. Und es ist durchaus kein schlechtes Gefühl – Schafe sind wohl keine unglücklichen Tiere.

Mitzubringen waren letztlich nur Motivation, Sonnencreme und ein wenig Ausdauer, um die doch nicht anspruchslosen 50 km zurücklegen zu können. Denn auch wenn es ein Begleitfahrzeug gibt – wer will schon der Typ mit dem Kreislaufkollaps sein, der das Auto braucht? Es war wirklich für einige Teilnehmer nicht so einfach, über die hügelige Strecke ein gleichmäßiges Tempo zu halten und es tat gut zu wissen, dass man nicht allein war. So haben auch untrainierte Stadtbewohner und Familien mit Kindern die Möglichkeit, an einem Tag ohne nennenswerte Vorbereitung 50 km in den Bergen radzufahren um die Natur und die frische Luft voll genießen zu können.

Die Räder waren in ausgezeichnetem Zustand und absolut passend ausgewählt. Obligatorische platte Reifen, die klarerweise während des Ausfluges auftraten, wurden schnell repariert. Die Tour war auch pädagogisch gut aufgebaut, mit großzügigen Pausen am Vormittag und Gelegenheit, sich nachmittags auszupowern. Vor allem die, die mit dem öffentlichen Bus zurück nach Beijing wollten, konnten das genießen, weil wir uns entschieden hatten, sicherheitshalber auf die letzten Pausen zu verzichten um später an der Bushaltestelle die Aussicht noch einmal in aller Ruhe genießen zu können.

Den Bahnhof in Yanqing fand wir dank der freundlichen Unterstützung der Busfahrer, und nichts in der Welt schmeckt so gut wie chinesische Instantnudeln abends an einem chinesischen Bahnhof! Und als der Zug wenig später bei Badaling förmlich gestürmt wurde, saßen wir schon erschöpft und glücklich auf unseren Plätzen und konnten letztlich sogar den Kampf um die Sitzplätze sehr interessant finden.

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