25-02-2015
Unterwegs in China
Nanjings Yihe-Anwesen von UNESCO ausgezeichnet
 

Die Yihe-Anwesen in Nanjing wurden im Jahr 2014 von der UNESCO mit einer Ehrung für den Schutz historischer Gebäude in der Asien-Pazifik-Region ausgezeichnet. Zum ersten Mal wurde damit ein Projekt in China von der UNESCO prämiert. Du Xiaofan ist Experte für die Erhaltung des Kulturerbes bei der UNESCO.

Er erklärt: "Nicht jedes Stück historischer Architektur kann zum Museum oder zum Ort für rein öffentliche Veranstaltungen werden. Der Sinn des Schutzes von Kulturerbe ist nicht, dass die Leute eine vergangene Epoche durchleben können, zu einer bestimmten Epoche zurückkehren können oder ein entsprechendes Leben führen können. Wir zielen darauf ab, die Entwicklung der Gemeinschaft und der Gesellschaft durch den Schutz solchen Erbes anzuleiten."

Die Yihe-Anwesen bestehen aus 26 historischen Gebäuden, erbaut zwischen 1920 und 1930. Die Republik China, auf Chinesisch Minguo, folgte nach dem Sturz der Qing-Dynastie im Jahre 1912 und endete mit der Gründung der Volksrepublik im Jahr 1949. Viele der Yihe-Anwesen waren ehemalige Wohnhäuser berühmter Persönlichkeiten aus der Republik-Zeit.

Die Republik China war ein wichtiger Abschnitt der chinesischen Geschichte. Während der Qing-Dynastie fingen chinesische Studenten damit an, ins Ausland zu reisen. Nach deren Untergang wuchs diese Zahl rasant an. Zur gleichen Zeit strömten auch immer mehr Ausländer nach China. Ge Xinxin ist Stadtplaner beim Forschungsinstitut der Provinz Henan. Er sagt, dass diese veränderte Situation einen großen Einfluss auf den architektonischen Stil des Landes ausgeübt habe.

"In Nanjing war der Einfluss aus dem Westen groß, damals kamen viele Gestaltungstile aus dem Westen. Das erinnert mich ein wenig an die Architektur am Bund in Shanghai. Man kann eine breite Palette von architektonischen Stilen sehen, die sich vermischen."

Die Mehrheit dieser westlich geprägten Anwesen steht in der Yihe-Straße in Nanjing. Seitdem die Stadt 2006 ihr Programm zum Schutz der historischen Minguo-Architektur startete, wurden die Villen renoviert und ihr Schutz verstärkt. Heute sind viele zu Luxushotels umgebaut worden. Neun der Gebäude sind öffentlich zugänglich und dienen der Ausstellung von Kostümen, Esskultur, Büchern und der Kun-Oper. Mit ihrem reichen historischen Hintergrund bieten sie Gästen eine einzigartige und besondere Erfahrung. Professor Hu Axiang von der Nanjing Universität unterstützt die Umgestaltung:

"Ich denke, indem man den Anwesen einen Zweck gibt, verhilft man ihnen zu neuem Leben. Die äußere Form der Gebäude zu erhalten und ihrem Inneren eine völlig neue Funktion zu geben, ist eine gute Methode, um alte Strukturen zu erhalten." Chinas architektonischer Schatz ist enorm. Zum ersten Mal wurde der Erhalt von historischen Bauten in der Volksrepublik nun international geehrt. Die Auszeichnung kann chinesischen Städten als Motivation dafür dienen, sich noch mehr in diesem Bereich zu engagieren. (Quelle: Radio China International)