16-07-2013
Unterwegs in China
Shopping auf die alte Tour
von Maike Schulte

Die traditionsreichen Einkaufsstraßen Liulichang und Dashilar sind ein Kontrastprogramm zu den modernen Luxus-Malls Beijings.

 

Wer Kunsthandwerk oder ein Souvenir ohne Kitschfaktor sucht, wird auf der Liulichang fündig. (Fotos: Maike Schulte)

  

Beijing. Shopping ist eine der Lieblingsaktivitäten der Chinesen und steht auch auf dem Programm der meisten Touristen ganz oben. In Beijing gibt es zahllose Möglichkeiten dazu. Glitzernde Luxus-Malls, prestigeträchtige Einkaufsmeilen wie die Wangfujing oder regelrechte Shopping-Viertel wie Xidan, wo sich ein Geschäft an das andere reiht. Wer allerdings ein wenig China-Nostalgie beim Geldausgeben verspüren will, sollte der Liulichang und der Dashilar (Dashilan´er) zwei geschichtsträchtigen Einkaufsstraßen im Zentrum der Stadt, einen Besuch abstatten.

Der Name Liulichang leitet sich von den Ziegelbrennereien her, die hier ab 1277 für den kaiserlichen Hof tätig waren. Unter Kaiser Kangxi (1661 bis 1722) und Kaiser Qianlong (1735 bis 1796), selbst ein großer Kunstliebhaber und -sammler, entwickelte sich der Hutong zu einem kulturellen Zentrum und „Shoppingparadies" für Intellektuelle und Künstler dieser Zeit. Sie trafen sich in einer der mehr als 30 Buchhandlungen oder einem der vielen Antiquitätengeschäfte, erwarben Schreibutensilien, Kalligraphiepinsel oder Tuschesteine.

 

Pinsel, Tuschesteine oder Papier: In kleinen Fachgeschäften gibt es alles, was man -- neben Geduld-- für eine gelungene Kalligraphie braucht.

Am Warenangebot in der ältesten Kulturstraße Beijings hat sich bis heute wenig geändert. Hinter geschichtsträchtigen Fassaden findet man massenweise alte Bücher und andere Antiquitäten, traditionelle Musikinstrumente, Namenssiegel, Schmuck, chinesische Malerei und Kalligraphien sowie alles, was man zu deren Erstellung benötigt. Auch ein wenig Kitsch in Form von Mao-Devotionalien ist im Angebot. Dass Shopping hier tatsächlich entspannt, liegt auch daran, dass die Autos von der Straße verbannt wurden.

Einige der alten Geschäfte haben sich bis in die Gegenwart gerettet. Eins der bekanntesten ist das 1672 eröffnete Rong Bao Zhai (Werkstatt der herrlichen Schätze). Hier werden per Farbholzschnitt originalgetreue Reproduktionen chinesischer Malerei erstellt. Das kann schnell bis zu einige Hunderttausend Yuan kosten. Die Preise für exklusive Kalligraphie-Pinsel aus Wolfshaar können bis auf beeindruckende zwanzigtausend Yuan und mehr klettern.

Wer auf der Suche nach einem typisch chinesischen Souvenir fernab der Ramschklasse ist, findet in der Liulichang aber auch für wesentlich weniger Geld nette Schmankerln. Zum Beispiel ein eigenes Namenssiegel für umgerechnet rund 30 Euro oder eine traditionelle chinesische Flöte für gut 20 Euro. Dass man beim Einkauf immer ein wenig feilschen sollte, versteht sich dabei von selbst.

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