21-10-2011
Unterwegs in China
Ein Tag im Nationalen Waldpark Zhangjiajie
von Xu Bei

 

Der Tianzishan im Spätherbst (Xinhua)

 

Jinbian-Bach (Foto: Li Jianguo)

 

Mit Äffchen: Face to face! (Foto: Xu Bei)

 

Da die Berge Tianzishan und Yuanjiajie naturgemäß in gebirgigem Gelände liegen, muss man sich auf eine Bergwanderung gefasst machen. Wenn sie die Mühe des Wanderns scheuen oder Zeit sparen wollen, können sie eine Seilbahn nehmen. Vom Fuß des Tianzishan-Berges aus kann man mit der Seilbahn den Gipfel erreichen. Eine Fahrt mit der Seilbahn eröffnet einen schönen Ausblick auf die umliegende Landschaft, vorausgesetzt, man erwischt einen der wenigen Tage des Jahres, an denen der Berg nicht im Nebel liegt! Mir wurde dieses Glück nicht zu Teil, was kein Wunder war, denn zwei Drittel des Jahres sorgt die hohe Luftfeuchtigkeit für einen romantischen Schleier um die Bergspitze. Obwohl meine Aussicht also getrübt war, habe ich mich dennoch gut in der Gondel aufgehoben gefühlt, es war, als schwebte ich als Fee durch ein Märchenland.

Hat man den Gipfel des Tianzishan absolviert, bleiben noch zwei wunderbare Landschaften zu entdecken. Die erste Option: Man nimmt den weiteren Anstieg zum Huangshizhai (Hochland des Gelben Steines) auf sich und gelangt im Westen auf den höchsten Aussichtspunkt des Waldparks. Diese Tour ist eigentlich ein Muss, denn es heißt: „Ohne den Huangshizhai zu besteigen, ist ein Besuch in Zhangjiajie nur eine halbe Sache!" Dort gibt es zwanzig verschiedene landschaftliche Sehenswürdigkeiten, darunter das „Südliche Himmelstor und die „Sternegucker-Terrasse".

Die andere Möglichkeit ist die Fahrt mit dem Elektrobus in die Landschaftszone Yuanjiajie. Im Norden des Parks gelegen ist die Hochebene Yuanjiajie, die ein tiefes Tal und eine Kette von Bergspitzen überschaut. Hauptattraktionen sind: die "Erste Brücke der Welt", der „Hintere Garten", und die „Bühne der Verstorbenen Seelen".

Da im Film „Avatar" die Inspiration (und die computertechnisch umgearbeitete Vorlage) für die schwebenden „Halleluja-Felsen" aus der Landschaft in Yuanjiajie stammt, ist Yuanjiajie im Jahr 2010 über Nacht berühmt geworden. Deshalb haben wir bei unserer Tour auf Huang Shizhai verzichtet, und stattdessen Yuanjiajie besucht. Entlang des Felshangs führt ein Weg, auf dem man den schönsten Ausblick auf  die hier sehr bodenständig „schwebenden" Felsen genießen kann. Dazu braucht man nur rund 45 Minuten.

Vielleicht haben sie bereits die schöne Landschaft mit Felssäulen und Bergen satt, oder sie sind erschöpft vom langen Marschieren und ihre Füße beginnen langsam zu streiken. Keine Sorge! Sie brauchen nur den Hinweisschildern zu folgen und schon stehen sie nach wenigen Metern am Bailong-Fahrstuhl, der sie durch den Fels hindurch sicher und bequem nach unten befördert. Man nennt diesen Fahrstuhl „Himmelsfahrstuhl", was immerhin besser klingt als „Fahr zur Hölle!" oder „Fahrstuhl zum Schafott". Am Fuß des Berges kann man den Jinbian-Bach bewundern.  

Im Osten des Parks befindet sich der Canyon des Jinbian-Bachs (Goldene-Peitsche-Bach), der als einer der Schönsten weltweit ein Muss für jeden Besucher in Zhangjiajie ist. Der Bach ist umsäumt von wunderschönen Blumen und Gräsern, so dass ein Spaziergang entlang seiner Ufer unter Vogelgezwitschern und zirpenden Grillen eine wahrlich erhebende Erfahrung ist! Zu empfehlende Orte sind hier: "Sonnentor-Reflexionen", "Felsen der Goldenen Peitsche", der "Violet-Gras-Teich" und der "Teich der springenden Fische".

Neben dem Jinbian-Bach gibt es im westlichen Teil des Waldparks noch den nach einem alten chinesischen Musikinstrument benannten Pipa-Bach. Von diesem Bach aus gelangt man über den Bergrücken zum Chaotian-Tempel und kommt dabei an weiteren touristischen Hotspots vorbei: den "Fels von Mann und Frau" und den "Fels von Drache und Phönix". Leider bin ich dort nicht gewesen.

Zhangjiajie ist sehr sehenswert - so viel dürfte ihnen durch meine Beschreibung klar geworden sein. Deswegen gibt es auch immer viele Touristen in Zhangjiajie. Aber es gibt Mittel und Wege, den Touristenmassen zu entkommen. Das Wichtigste ist dabei die kluge Planung einer geeigneten Route. Reisegruppen sind normalerweise immer auf der Route unterwegs, die ich absolviert habe. Im einzelnen also vormittags: Seilbahn zum Tianzishan, mittags: Yuanjiajie, nachmittags: Jinbian-Bach. Aufstieg mit der Seilbahn, Abstieg mit dem Fahrstuhl. Wenn sie auf individueller Tour in Zhangjiajie unterwegs sind, können sie antizyklisch vorgehen, viel zu Fuß laufen, die Reihenfolge umkehren und so -- wer weiß -- dem Ansturm entgehen.

Vielleicht gefällt ihnen auch der Vorschlag, mit dem Fahrrad die Umgebung zu erkunden. Das Landschaftsgebiet ist nämlich viel größer als die ausgetretenen Pfade der Touristen vermuten lassen. Es gibt darin sicherlich noch viel zu entdecken. Die beeindruckendsten Aussichten befinden sich allerdings in den touristisch erschlossenen Gebieten.

 

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