In der Geschichte der chinesischen Kultur besetzt das Huangshan-Gebirge eine eigenartige Stelle. Seit jeher gilt es als das schönste Gebirge in China.
Das Huangshan-Gebirge befindet sich in der Berggegend im Süden der Provinz Anhui. In alter Zeit wurde es als das ,,Yishan-Gebirge“ bezeichnet. Man sagt, der Gelbe Kaiser Xuanyuan, der mythische Gründungsvater Chinas, stelle hier im Gebirge Unsterblichkeitspillen her. Zuletzt sei er in dieser Kunst erfolgreich geworden und als Unsterblicher zum Himmel aufgestiegen. Während der Tang-Dynastie (618—907) wurde das Yishan-Gebirge von einem Kaiser in Huangshan-Gebirge umbenannt, um des Gelben Kaisers Xuanyuan zu gedenken.
Das Huangshan-Gebirge hat 72 wunderbare Gipfel, darunter 36 Groß- und 36 Kleingipfel. Ob sie groß oder klein sind, alle treten sie in verschiedensten Formen und Gestalten auf, ihre Mannigfaltigkeit ist unvorstellbar.
Überall im Huangshan-Gebirge wachsen eigenartige Kiefern, die auf den sonderbar geformten Gipfeln und grotesken Felsen Wurzeln schlagen, darunter Kiefern, deren Stamm am Abhang nach unter wächst oder parallel zur Bodenfläche verläuft. Alle Bäume sind eigenartig in Haltung und Gestalt. Es heißt: ,,Im Huangshan gibt es keinen Gipfel ohne Felsen, keinen Felsen ohne Kiefer und keine Kiefer ohne merkwürdige Gestalt“. Die Kiefern wurzeln tief in der Erde in Felsenrissen und nehmen Feuchtigkeit und Nährstoffe in sich auf. Sie haben kurze, dicke Nadeln von ungewöhnlichem Dunkelgrün, flache Wipfel, krumme Stämme und ineinander verflochtene Zweige. Schnee und Sturm trotzen sie unerschrocken. In der chinesischen Kultur sind die Kiefern des Huangshan-Gebirges das Synonym für Zähigkeit und Hartnäckigkeit. Die tausendjährige ,,Gäste begrüßende Kiefer“ ist der typische Vertreter der Huangshan-Kiefern.
Das Wolkenmeer ist eine großartige landschaftliche Besonderheit des Huangshan-Gebirges. Nach Regenfällen, wenn sich Nebel und Wolken aus den Tälern erheben und die Berge umhüllen, schauen nur noch die Gipfel aus den Wolken hervor und sehen wie Inseln im Meer aus. Daher der Name ,,Wolkenmeer“. Bald verstecken sich diese ,,Inseln“ im Wolkenmeer, bald treten sie daraus hervor. Da hat man ein Gefühl, sich in einer Traumwelt zu befinden. Beim Sonnenaufgang oder –untergang färben die Strahlen der Morgen- oder Abendsonne das ganze Wolkenmeer in allen Regenbogenfarben und geben ihm ein imposantes, wie ein Zauber wirkendes Aussehen.
Der bekannte Reisende Xu Xiake (1586—1641) aus der Ming-Dynastie (1368—1644) schrieb in seinem Reisebericht: ,,Nach einem Besuch der Fünf Heiligen Gebirge hat man keine Lust mehr, andere Berge zu besichtigen; vom Huangshan-Gebirge zurückgekehrt, hat man kein Interesse mehr an den Fünf Heiligen Gebirgen.“ [die Fünf Heiligen Gebirge: das Taishan- im Osten (in Shandong), das Huashan- im Westen (in Shaanxi), das Songshan- in Zentralchina (in Henan), das Hengshan- im Süden (in Hunan) und Hengshan-Gebirge im Norden (in Shanxi) — Übers.] Das bedeutet: kein Berg Chinas kann sich an Schönheit mit dem Huangshan-Gebirge vergleichen. Wer das Huangshan-Gebirge gesehen hat, findet alle anderen Berge weniger schön.
Die imposanten Naturwunder des Huangshan-Gebirges haben die Inspiration zahlreicher Gelehrten und Gebildeten geweckt. Von alters her haben sie durch ihre Werke das Huangshan-Gebirge dargestellt und besungen. Von der Tang-Dynastie (618—907) bis zur Spätzeit der Qing-Dynastie (1644—1911) wurden mehr als 20 000 Lyrik und Ci-Gedichte geschaffen. Die Naturlandschaften des Huangshan-Gebirges übten auch einen großen Einfluss auf die chinesische Malerei aus, etwa durch die Entstehung der Malerschule des Huangshan-Gebirges.
1990 wurde das Huangshan-Gebirge offiziell in die Liste des Kultur- und Naturerbes der Erde (UNESCO-Liste) aufgenommen.
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