Die südchinesische Provinz Yunnanist bildet mit ihren grün schimmernden Seen, malerischen Berg-Städten und bewaldeten Schluchten eine großartige Attraktion für Touristen und Abenteurer aus aller Welt. Einst der idyllische Zufluchtsort für chinesische Dichter machen sich heutzutage immer mehr wohlsituierte Großstädter aus Beijing und Shanghai auf die Reise in die sonnige Provinz Yunnan. Längst sprechen Beijinger Kunstagenten von "Chinas Zentrum für alternative Kultur". Und tatsächlich erfüllen bereits die Passagiere im Flugzeug nach Kunming, Yunnans multikultureller Hauptstadt, jedes Klischee. Junge chinesische Yuppie-Paare mit Kulturreiseführer unter dem Arm, Althippies mit Rucksack und langen Rasta-Zöpfen, ein Londoner Banker, Mitte 30, auf der Suche nach sich selbst. Für die meisten Besucher ist Kunming erst der Ausgangspunkt ihres Trips. Viele fliegen weiter nach Lijiang (chin. "die Stadt am schönen Fluss" und Unesco-Weltkulturerbe) oder nehmen den stündlichen Express-Bus nach Dali – dem Paradies der Rucksack-Touristen. Das mystische Städtchen zwischen dem schneebedeckten Cangshan-Gebirge und dem jade-grün schimmernden Erhai-See – viele Aussteiger sollen sich dort sogar über Jahre niedergelassen haben, um die Kultur der Bai- und Naxi-Minoritäten zu studieren. Die Anstrengung der vierstündigen Busreise im klapprigen Linienbus von Kunming wird schnell belohnt. Denn Dali, der Autonome Bezirk des traditionell bunt gekleideten Bai-Volkes, ist das totale Kontrastprogramm zum Tag und Nacht lärmenden Verkehrs- und Menschenchaos in Beijing. Selbst im mittelalterlichen Stadtzentrum herrscht trotz der vielen Spaziergänger in der Fußgängerzone eine fast unheimliche Stille.