16-03-2009
Unterwegs in China
Wirtschaftskrise sorgt für fallende Preise bei chinesischen Delikatessen
von Sonja Broy

Shanghai hat ein neues „Cha Chaan Teng" - so nennt man in Hongkong einfache Restaurants, in denen Einheimische eine Kleinigkeit essen oder einen Milchtee trinken.

Das neue Restaurant aber will hoch hinaus. Serviert werden dort Seegurke, Haifischflossen und Vogelnester, drei exklusive chinesische Spezialitäten.

Hinter dem Angebot stehen zwei große Lieferanten von Meeresfrüchten, die mit ihrem neuen Konzept expandieren und bis Ende 2010 bis zu 100 Filialen in China und anderen asiatischen Ländern eröffnen möchten.

Einzelhändler im Hochpreissegment vertrauen zunehmend auf die Strategie herabgesetzter Preise, um Kunden zu ködern, die von der Rezession in Mitleidenschaft gezogen sind. Ende letzten Jahres senkte die 'Saks Fifth Avenue’ in den USA die Preise für Designermode in der Weihnachtszeit um bis zu 70 Prozent. Selbst in den exklusiven Shops führender Marken wie Gucci und Prada wurde mit Rabatt um bis zu 50 Prozent geworben, die Modewelt reagierte geschockt.

Auf dem noch immer wachsenden chinesischen Markt haben Hersteller von Luxusgütern bislang Preisabschläge vermieden, obwohl einige Läden nun mit kleinen Geschenken werben und größere Einkaufscenter ihr Sortiment reduziert haben. Der Einschnitt zeigt sich vor allem im Gastronomiebereich - ein Prüfstein in einem Land, das so stolz auf seine Küche ist.

Im neuen Ah Yi Tian Xia- Restaurant werden Seeohren, eine auch als Abalone bekannte Seeschneckenart, als Hauptgang in zahlreichen Varianten angeboten. Eine Mahlzeit kostet durchschnittlich 50 Yuan (6 Euro) pro Person. Eines der teuersten Gerichte besteht aus einer Haifischflossensuppe mit Seeohren zum Preis von 68 Yuan (7,70 Euro). Die Kombination aus Seeohren, einem Vogelnest und einer Haifischflosse kostet 99 Yuan (11,30 Euro). Der durchschnittliche Preis für Seeohren in normalen Restaurants beträgt 500 Yuan, das sind 56 Euro.

Seeohren sind eine in China extrem teure Speise. Als der damalige US-Präsident Richard Nixon im Jahre 1972 nach 23-jähriger Eiszeit zwischen den beiden Nationen China besuchte, ließ Premierminister Zhou Enlai massenhaft Seeohren auftischen. Gesammelt von chinesischen Tauchern aus der Tiefsee vor Dalian.

´´Wir verfügen über Erfahrung mit früheren Rezensionsphasen. Wir wissen, dass junge Leute weiter ihr Geld ausgeben werden. Entscheidend ist ein attraktiver Preis´´, so Ng Cher Yew, Vorstand der ´´Oceanus Group´´ aus Singapur, einer der beiden Eigner. Als einer der größten Seeohr-Lieferanten weltweit wird Oceanus für riesige Mengen Nachschub an das Restaurant sorgen. Allein die Kunden in Shanghai verzehren schätzungsweise 1000 Seeohren im Monat.

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