Die Restaurierung eines der wichtigsten Klöster Tibets ist eine willkommene Nachricht für Buddhisten in aller Welt.
Es dauerte sieben lange Jahre, um den Stolz des Tibetischen Buddhismus wieder erstehen zu lassen. Mit dem Abschluss der Arbeiten im nördlichen Bereich der Klosteranlage, die während der Kulturrevolution (1966-1976) dem Erdboden gleichgemacht wurde, wird im September 2009 das Kloster Sakya, einst das geschichtliche, kulturelle und politische Zentrum Tibets, wieder in altem Glanz erstrahlen. Die Restaurierung ist Teil eines mehreren Millionen Euro schweren Projekts der chinesischen Regierung, das im Jahr 2002 gestartet wurde. Zu Beginn des Projekts zum Wiederaufbau der “Drei Kulturstätten” wurden 380 Millionen Yuan (44 Millionen Euro) in die Erhaltung und Wiederherstellung der drei wichtigsten Kulturstätten in Tibet bereitgestellt: Des Potala-Palastes, des Norbulingka-Gartens und des Sakya-Klosters. Allein 100 Millionen Yuan (12 Millionen Euro) sind für den Erhalt des Sakya-Klosters aufgewandt worden. Der Name bedeutet “Grauer Boden” und rührt her von der Farbe der Erde in der Umgebung des Klosters.
Seine Mauern sind mit prachtvollen Fresken in den Farben rot, weiß und grau bemalt. Das Kloster ist ein Muß für jeden Tibet-Reisenden. Es beherbergt nicht nur die größte Bibliothek von Sutren des Tibetischen Buddhismus, sondern ist im 13. Jahrhundert das Machtzentrum Tibets gewesen. Unter der nominellen Herrschaft der Yuan-Dynastie (1279-1368) wurden zahlreiche Kunsthandwerker aus Zentralchina zur Baustelle des Klosters abgestellt, was zum eklektischen Stil der Anlage führte, in dem sich mongolische, tibetische und chinesische Stilelemente verbinden.
Wundersame Rettung
Ursprünglich bestand das Sakya-Kloster aus einer südlichen und einer nördlichen Anlage. Heute bezieht sich der Name jedoch hauptsächlich auf das südliche Kloster, das eine Fläche von 14.000 Quadratmetern einnimmt. Das nördliche Kloster – erbaut im Jahr 1073 und achtmal größer als sein südlich gelegener Nachbar – wurde während der Kulturrevolution zerstört.
In der zehn Jahre dauernden Kulturrevolution haben mehr als 80 Prozent aller historischen Stätten Chinas Schaden gelitten oder sind gänzlich zerstört worden als Quellen eines “alten Denkens”, das es zu überwinden galt.
Es grenzt an ein Wunder, dass das südliche Kloster die Kulturrevolution überlebt hat. Nyima Tsering, verantwortlich für die Leitung der Renovierungsarbeiten an den “Drei Kulturstätten”, spricht von zwei Umständen, die dafür gesorgt haben, dass es verschont geblieben ist: “Nach der Zerstörung des nördlichen Klosters haben die damaligen Funktionäre beschlossen, das südliche Kloster als mahnendes Beispiel für die Verschwendungssucht und Extravaganz des Klerus zu erhalten. Kommende Generationen sollten daraus ihre Lehren ziehen.”
Das südliche Kloster wurde als Verwaltungsgebäude für die Kreisregierung genutzt. Zu jener Zeit war der Landkreis extrem arm, aber sein Kloster war das schönste Bauwerk weit und breit.
"Während der Kulturrevolution wurde das Kloster als schädlicher Ort angesehen. Heute aber wird es bewundert als ein kulturgeschichtliches Relikt von unschätzbarem Wert”, sagt Tsering.
Mit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik wurde im Jahr 1979 das Kloster wieder zugänglich für Besucher und Pilger. Seither hat die Zentralregierung beträchtliche Geldsummen für die Sanierungsarbeiten bereitgestellt.
Anwohner und Mönche, die wertvolle Kultgegenstände und Sutren bei sich zu Hause versteckt hatten, damit sie nicht der Zerstörung durch die Roten Garden zum Opfer fielen, haben viele der wertvollen Stücken inzwischen dem Kloster zurückgegeben. "Die lokale Bevölkerung und die Mönche haben eine wichtige Rolle bei der Rettung und Bewahrung der großen Mengen an buddhistischen Schriften gespielt,” sagt Tsering. Es sei allein dem Mut der Mönche und der Bevölkerung zu verdanken, dass das Sakya-Kloster heute die größte Zahl an Kultgegenständen des Tibetischen Buddhismus in ganz China aufweist.
Umfangreiche Renovierung
Im Laufe seiner Geschichte hat das Kloster einige Umbauten erlebt, aber die Investitionen in diesem Jahrhundert sind mit Abstand die umfangreichsten.
Die geografische Lage des Klosters auf 4.300 Meter über dem Meeresspiegel, ist eine harte Prüfung für alle Mitarbeiter des Projekts.
Sauerstoffmangel (nur etwa 60 Prozent der Sauerstoffmenge, die in Zentralchina zur Verfügung steht) und extreme Trockenheit vor allem im Winter erschweren die Bauarbeiten gewaltig.
“Die Zeit, in der wir Baumaßnahmen durchführen können, ist hier äußerst begrenzt: sie reicht gerade einmal von Mai bis September. Während der übrigen Zeit verstärken wir das Rahmenwerk aus Holz und transportieren Baumaterial”, sagt Tsering.