Der Tibetische Buddhismus ist in Chinas nordwestlicher Provinz tief verwurzelt.
Frömmigkeit: Gläubige beten vor der Großen Goldenen Ziegelhalle des Tar-Klosters (Pan Xiaoqiao ) Seit seiner Einführung in die Region im siebten Jahrhundert ist der Buddhismus tief in der Kultur der Bewohner der Qinghai-Tibet-Hochebene verwurzelt, vor allem in der ethnischen Gruppe der Tibeter. Praktizierende Buddhisten und Gläubige betrachten sich selbst als Anhänger der Lehren des Buddha Sakyamuni.
In der Provinz Qinghai leben mehr als 1,37 Millionen Angehörige der tibetischen Nationalität, die meisten davon in der Qinghai-Tibet-Hochebene. Es gibt einen großen Reichtum und eine große Vielfalt an religiösen Aktivitäten in Qinghai, sie werden von der Regierung dem Gesetz entsprechend geschützt.
Ein heiliger Platz
Das Tar-Kloster ist berühmt für drei wichtige Formen buddhistischer Kunst – Wandmalereien, Stickereien und Butterskulpturen – und hat einen einzigartigen Stellenwert in der buddhistischen Kultur Chinas.
Es liegt 25 Kilometer südwestlich der Provinzhauptstadt Xining und wurde 1379 im Gedenken an Tsongkhapa, den Gründer der Gelug-Sekte, errichtet, einer der vier größten Schulen des Tibetischen Buddhismus.
Jedes Jahr zieht das Kloster zahlreiche Touristen an. Es ist ein heiliger Ort für praktizierende Buddhisten. Sie kommen hierhin, um Buddha zu ehren, zu studieren oder an religiösen Aktivitäten teilzunehmen.
Godain (72) und seine Frau zogen vor einigen Jahren in den Kreis Huangzhou, in dem das Kloster liegt, um jeden Tag zu beten und Buddha zu ehren und keine noch so kleine religiöse Aktivität zu verpassen.
Godain wurde schon in jungen Jahren ein Anhänger des Tibetischen Buddhismus und sein größter Wunsch für sein späteres Leben war es, jeden Tag ins Kloster kommen zu können, um Buddha zu ehren.
Abgesehen von Gläubigen wie Godain empfängt das Kloster jedes Jahr außerdem Mönche aus anderen Tempeln, die zum Studium und zur Ausbildung kommen. Diese Mönche dürfen eine bestimmte Zeit zu Besuch bleiben, wenn sie sich beim Verwaltungsrat des Klosters anmelden und einen Vorstellungsbrief ihres eigenen Klosters vorzeigen. Sie müssen keinerlei Gebühren zahlen und können frei über Ankunft und Abreise entscheiden.
Roger Shouse, Pädagogikprofessor an der Penn State University in den USA, besuchte das Tar-Kloster während seiner jüngsten Chinareise. „Ich schätze den Buddhismus sehr und mag es, mich damit zu befassen. Wir können davon alle viel lernen. Er hilft Menschen, in Frieden zu leben."
Shouse ist selbst Christ, seiner Ansicht nach gibt es viel Ähnlichkeit zwischen Christentum und Buddhismus. Er interessiere sich dafür, diese Verbindungen kennen zu lernen, sagt er.
Fromme Gläubige: Godain und seine Ehefrau kamen in das Tar-Kloster, um Buddha jeden Tag zu ehren (Pan Xiaoqiao). Auch wenn das Tar-Kloster eine bekannte Touristenattraktion sei, habe er bei seinem Besuch das Gefühl gehabt, dass es nicht nur für Touristen bestimmt, sondern ein Ort sei, an dem praktizierende Buddhisten ihren Glauben ganz authentisch ausdrücken können.
Eng Keng Chhun, ein Tourist aus Kambodscha hat das Kloster schon lange bewundert und freute sich eigenen Angaben zufolge sehr auf einen Besuch. „Es ist aufregend, eine buddhistische Kultur kennen zu lernen, die sich von der meines Landes unterscheidet", sagt er. Die chinesische Regierung tue gut daran, den Buddhismus und seine Kultur in China zu schützen.
Butter-Skulptur: Mönche arrangieren eine Skulptur für eine Vorführung, bevor sie ein religiöses Ritual durchführen (Xinhua)
Austausch
Fast alle der lebenden Buddhas des Tar-Klosters haben auch andere buddhistische Tempel in China besucht, so wie den Südlichen Putuo-Tempel in der Provinz Fujian und den Lingyin-Tempel in der Provinz Zhejiang.
"Als Anhänger des Buddhismus glauben wir, dass wir alle gleich sind und dass es keine klaren Unterschiede zwischen uns gibt. Auch wenn wir den Buddhismus auf verschiedene Arten praktizieren, respektieren wir die Bräuche der anderen und kommen sehr gut miteinander aus", sagt Lobsing Ongsiu, stellvertretender Direktor des Klosterverwaltungsrats. „Wir beobachten uns gegenseitig und lernen voneinander, wie man meditiert und die jüngere Generation unterrichtet, wie man das Kloster managt, mit Gläubigen umgeht und Kulturdenkmäler schützt."
Organisiert durch die Staatliche Kommission für ethnische Angelegenheiten und die Staatlichen Behörde für Religiöse Angelegenheiten haben lebende Buddhas und Mönche des Tar-Klosters die Möglichkeit, auch mit buddhistischen Gemeinschaften in anderen Ländern wie Singapur und Thailand zu kommunizieren.
Das Gefühl für die Bedeutung des Lernens für eine bessere Kommunikation und ein tiefergehendes Studium ist in den Klostern in Qinghai weit verbreitet. Lobsum Longrui ist ein lebender Buddha aus dem Ganba-Kloster in Yushu. Er studierte 2001 an der Hochschule für den Tibetischen Buddhismus in Beijing und promovierte dort.
Neben Buddhismus sowie tibetischer Kultur und Geschichte widmete sich Lobsum Longri an der Hochschule auch dem Studium der klassischen chinesischen Literatur. „Ich hoffe, dass mein Wissen und mein Verständnis der klassischen Werke mir dabei helfen, den Tibetischen Buddhismus besser zu erforschen. Die Methoden, die ich beim Studium der klassischen Literatur erlernt habe, sind auch beim Studium der buddhistischen Schriften nützlich", erklärte er.
Staatliche Hilfen
Um sicherzustellen, dass Mönche sich auf das Studium und die Ausübung des Buddhismus konzentrieren können, helfen die Zentralregierung und lokale Regierungen ihnen bei ihrem täglichen Leben.
Das Tar-Kloster ist beispielsweise die Heimat von mehr als 770 Mönchen. Sie alle haben eine spezielle Karte erhalten, mit der sie beträchtliche Ermäßigungen bei der medizinischen Versorgung erhalten. Renten und Unterhaltszuschüsse der älteren, armen oder behinderten Mönche werden vom Staat getragen. Die Regierung bietet ebenfalls Mittel für die Renovierung alter und verfallener Häuser an, damit die Mönche in einer sicheren und angenehmen Umgebung leben können.
Nach Angaben von Lobsing Ongsiu hat die Regierung dem Kloster zwischen 1992 und 2013 rund 130 Millionen Yuan für Renovierungsarbeiten zur Verfügung gestellt. Die Straßen in der Umgebung, das Stromnetz und die Infrastruktur für die Wasserversorgung wurden ebenso verbessert.
Kulturbehörden haben außerdem Experten in das Kloster geschickt, um bei der Ausarbeitung von Plänen zum Erhalt wichtiger Kulturdenkmäler wie buddhistischer Schriftrollen und Thangkas (Malereien und Stickereien auf Seide) zu helfen.
Als sich 2010 ein Erdbeben der Stärke 5,2 in Yushu ereignete, wurden 81 Klöster in unterschiedlichem Ausmaß beschädigt, vor allem das Kyegu-, das Thrangu- und das Damkar-Kloster waren stark betroffen. Die Zentralregierung stellte den Klöstern in der vom Beben betroffenen Region 970 Millionen Yuan zur Verfügung. Heute sind alle, mit Ausnahme einiger besonders schwer beschädigter Klöster, wieder komplett aufgebaut. Die Mönche können bereits wieder in ihre Unterkünfte zurückkehren.
Minchin Cerin (67) ist ein lebender Buddha aus dem Saiba-Kloster in Yushu, das während des Bebens von 2010 schwer beschädigt wurde.
„Wir wussten, dass uns die Regierung Geld zur Katastrophenhilfe anbieten würde, aber wir erwarteten keine so große Summe wie 970 Millionen Yuan", sagt er. "Ohne diese Hilfe wäre es unmöglich, die Klöster wiederherzustellen und unmöglich für die Menschen, ihr normales Leben innerhalb kurzer Zeit wiederaufzunehmen."
Wohltätigkeitsarbeit
Im Bewusstsein davon, dass praktizierende Buddhisten eine Verantwortung dafür tragen, den Schwachen zu helfen, hat das Tar-Kloster 1980 das Kumbum Tibet Hospital eingerichtet. Dort werden Patienten mit tibetischer Medizin behandelt.
Das Kloster hat außerdem seine eigene Rote-Kreuz-Organisation gegründet. Jedes Jahr entsendet es medizinische Teams in entlegene Regionen, dabei handelt es sich nicht nur um das Weideland auf der Hochebene, sondern auch um andere Landesteile. Lebende Buddhas und Mönche behandeln die Kranken und stellen Medikamente zur Verfügung. Sie helfen auch bei Rettungsmaßnahmen in Katastrophengebieten, so wie im Kreis Wenchuan in der Provinz Sichuan, der im Mai 2008 von einem Erdbeben der Stärke 8 getroffen wurde, oder in Yushu.
Von 1997 bis heute hat das Tar-Kloster mehr als 7 Millionen Yuan für medizinische Einrichtungen im ganzen Land gespendet.
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