Der DAAD lud Mitte Juni in
„Schindlers Anlegestelle" zum „Deutsch-Chinesischen
Studentenstammtisch". Alle, die an einem Studium in Deutschland
interessiert sind, finden diesen Ort ohne Probleme, denn die erste
Hürde auf dem Weg in die Bundesrepublik ist die Konsularabteilung
der deutschen Botschaft, die sich gerade um die Ecke dieses typisch
deutschen Wirtshauses auf Beijinger Boden befindet.
Ein
Infopäckchen plus Kugelschreiber in formschöner und stabiler
Stofftasche wurde jedem Gast am Eingang ausgehändigt und schon
konnte es losgehen! Nach einer kurzen „Anmoderation" gab es einen
Quiz rund ums Studentenleben in Deutschland, ganz
universitätsgerecht als multiple choice Test in einer Power Point
Präsentation angelegt. Welche ist die älteste Universität auf dem
Staatsgebiet der Bundesrepublik? Natürlich Heidelberg! Gewusst
wurde viel, eigentlich das meiste, und manches war sogar für ältere
Semester neu: nur 43 Prozent aller Auslandsstudenten in Deutschland
sind in einem Wohnheim untergebracht, 34 Prozent studieren
Ingenieurswissenschaften. Es gibt heute rund 900 Studiengänge an
deutschen Universitäten, die mit Unterrichtssprache Englisch
angeboten werden. Warum da also noch nach Harvard schweifen, wird
sich mancher gedacht haben, wenn der MBA doch so viel näher und
preisgünstiger an der University of Applied Studies Buxtehude zu
erwerben ist?
Auf großes Interesse stieß die
Präsentation deutscher Studienorte durch Studenten, die sich gerade
zum Chinesischlernen in Beijing aufhalten. Zu den rund sechzig
informationshungrigen Chinesen gesellten sich zum Stammtisch etwa
zwanzig deutsche Studenten, deren chinesische Sprachkenntnisse
beieindruckend waren. In einem Fall wies der Akzent sogar auf einen
Spracherwerb in den Tiefen Nordostchinas hin, was für Heiterkeit
sorgte, in die sich hohe Anerkennung mischte ...
Vorgestellt wurde fast alles,
was in Deutschlands Bildungslandschaft Rang und Namen hat, u.a.
Köln, Tübingen, München, Bochum, Dortmund, Hamburg, Göttingen, aber
„der Osten" blieb ungenannt. Dessen Universitätsstädte werden wohl
nicht nur für deutsche, sondern auch für chinesische Studenten
weiterhin ein Geheimtipp als Gegenprogramm zu den Massenunis des
Westens der Bundesrepublik bleiben.
Für Heiterkeit sorgten auch
immer wieder die Einwohnerzahlen der nach chinesischen Maßstäben
winzigen Großstädte Deutschlands.
Ernst wurde es allerdings bei
der Kostenfrage für ein Studium in Deutschland. Die
Studiengebühren, die unter deutschen Studenten für viel Unmut
sorgen, fallen aus chinesischer Sicht kaum ins Gewicht: deutsche
Unis sind im internationalen Vergleich konkurrenzlos preisgünstig!
Heikler sind die Kosten für die Lebenshaltung. Bei den 500 bis 700
EUR monatlich, die der DAAD als Überlebensgrundlage für ein
Studentenleben in Deutschland ermittelt hat, dürfte als
Küchenmeister wohl eher Schmalhans in Frage kommen. Aber man muss
als Student ja auch keine Anzüge von Brioni tragen und im Habana
Club mitmischen wollen. Man kann mit einem Geldbetrag in dieser
Höhe wohl über die Runden kommen, außerdem soll Armut ja den
Studienfleiß beflügeln ...
Allerdings war man sich bei
der Lösung der letzten Quizfrage einig: „Macht ein Studium in
Deutschland Spaß? Sehr viel Spaß sogar!"
Die Pause kam wie gerufen, es
wurden Kaffee und ein ganz ausgezeichneter Streuselkuchen gereicht!
Nach der Pause wurden in Form einer Talkrunde das Bild von
Deutschland weiter konkretisiert. Das Gespräch führten so genannte
DAAD-Alumni, Studenten und Forscher, die gefördert vom Akademischen
Auslandsdienst in Deutschland lebten und sich nach ihrer Rückkehr
zu einem Netzwerk zusammengeschlossen haben. Vom Leben in einer
Wohngemeinschaft war da die Rede und von den kleinen und großen
Tücken des Alltags in einem fremden
Land.
„Das Problem", sagt Josef
Goldberger, beim DAAD in Beijing verantwortlich für
Universitätsmarketing und Initiator des Stammtisches, „besteht
darin, dass viele chinesische Studenten bei einem
Auslandsaufenthalt nicht weiter denken als bis zum Flughafen. Sind
sie dann in Deutschland, finden sie sich oft überhaupt nicht
zurecht. Der Stammtisch soll ein paar Basisinformationen bieten und
dabei helfen, Ängste abzubauen. Ich denke, das ist heute ganz gut
gelungen. Durch den Kontakt mit deutschen Studenten und Landsleuten
mit Deutschlanderfahrung kann man erfahren, worauf es wirklich
ankommt beim Leben und Studieren im Ausland. Ich bin sehr zufrieden
mit der Aufnahme dieser Veranstaltung. Interessenten gab es
übrigens genug. Für den heutigen Termin haben sich weit mehr
gemeldet als wir am Stammtisch hätten unterbringen
können."
Der deutsch-chinesische
Studentenstammtisch soll künftig alle sechs Monate
stattfinden.
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