28-06-2010
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„Wo bitte geht´s hier zur Uni?“ - Studieren in Deutschland ohne Hürden
von Matthias Mersch

Der DAAD lud Mitte Juni in „Schindlers Anlegestelle" zum „Deutsch-Chinesischen Studentenstammtisch". Alle, die an einem Studium in Deutschland interessiert sind, finden diesen Ort ohne Probleme, denn die erste Hürde auf dem Weg in die Bundesrepublik ist die Konsularabteilung der deutschen Botschaft, die sich gerade um die Ecke dieses typisch deutschen Wirtshauses auf Beijinger Boden befindet.

 Ein Infopäckchen plus Kugelschreiber in formschöner und stabiler Stofftasche wurde jedem Gast am Eingang ausgehändigt und schon konnte es losgehen! Nach einer kurzen „Anmoderation" gab es einen Quiz rund ums Studentenleben in Deutschland, ganz universitätsgerecht als multiple choice Test in einer Power Point Präsentation angelegt. Welche ist die älteste Universität auf dem Staatsgebiet der Bundesrepublik? Natürlich Heidelberg! Gewusst wurde viel, eigentlich das meiste, und manches war sogar für ältere Semester neu: nur 43 Prozent aller Auslandsstudenten in Deutschland sind in einem Wohnheim untergebracht, 34 Prozent studieren Ingenieurswissenschaften. Es gibt heute rund 900 Studiengänge an deutschen Universitäten, die mit Unterrichtssprache Englisch angeboten werden. Warum da also noch nach Harvard schweifen, wird sich mancher gedacht haben, wenn der MBA doch so viel näher und preisgünstiger an der University of Applied Studies Buxtehude zu erwerben ist?

Auf großes Interesse stieß die Präsentation deutscher Studienorte durch Studenten, die sich gerade zum Chinesischlernen in Beijing aufhalten. Zu den rund sechzig informationshungrigen Chinesen gesellten sich zum Stammtisch etwa zwanzig deutsche Studenten, deren chinesische Sprachkenntnisse beieindruckend waren. In einem Fall wies der Akzent sogar auf einen Spracherwerb in den Tiefen Nordostchinas hin, was für Heiterkeit sorgte, in die sich hohe Anerkennung mischte ...

Vorgestellt wurde fast alles, was in Deutschlands Bildungslandschaft Rang und Namen hat, u.a. Köln, Tübingen, München, Bochum, Dortmund, Hamburg, Göttingen, aber „der Osten" blieb ungenannt. Dessen Universitätsstädte werden wohl nicht nur für deutsche, sondern auch für chinesische Studenten weiterhin ein Geheimtipp als Gegenprogramm zu den Massenunis des Westens der Bundesrepublik bleiben.

Für Heiterkeit sorgten auch immer wieder die Einwohnerzahlen der nach chinesischen Maßstäben winzigen Großstädte Deutschlands.

Ernst wurde es allerdings bei der Kostenfrage für ein Studium in Deutschland. Die Studiengebühren, die unter deutschen Studenten für viel Unmut sorgen, fallen aus chinesischer Sicht kaum ins Gewicht: deutsche Unis sind im internationalen Vergleich konkurrenzlos preisgünstig! Heikler sind die Kosten für die Lebenshaltung. Bei den 500 bis 700 EUR monatlich, die der DAAD als Überlebensgrundlage für ein Studentenleben in Deutschland ermittelt hat, dürfte als Küchenmeister wohl eher Schmalhans in Frage kommen. Aber man muss als Student ja auch keine Anzüge von Brioni tragen und im Habana Club mitmischen wollen. Man kann mit einem Geldbetrag in dieser Höhe wohl über die Runden kommen, außerdem soll Armut ja den Studienfleiß beflügeln ...

Allerdings war man sich bei der Lösung der letzten Quizfrage einig: „Macht ein Studium in Deutschland Spaß? Sehr viel Spaß sogar!"

Die Pause kam wie gerufen, es wurden Kaffee und ein ganz ausgezeichneter Streuselkuchen gereicht! Nach der Pause wurden in Form einer Talkrunde das Bild von Deutschland weiter konkretisiert. Das Gespräch führten so genannte DAAD-Alumni, Studenten und Forscher, die gefördert vom Akademischen Auslandsdienst in Deutschland lebten und sich nach ihrer Rückkehr zu einem Netzwerk zusammengeschlossen haben. Vom Leben in einer Wohngemeinschaft war da die Rede und von den kleinen und großen Tücken des Alltags in einem fremden Land. 

„Das Problem", sagt Josef Goldberger, beim DAAD in Beijing verantwortlich für Universitätsmarketing und Initiator des Stammtisches, „besteht darin, dass viele chinesische Studenten bei einem Auslandsaufenthalt nicht weiter denken als bis zum Flughafen. Sind sie dann in Deutschland, finden sie sich oft überhaupt nicht zurecht. Der Stammtisch soll ein paar Basisinformationen bieten und dabei helfen, Ängste abzubauen. Ich denke, das ist heute ganz gut gelungen. Durch den Kontakt mit deutschen Studenten und Landsleuten mit Deutschlanderfahrung kann man erfahren, worauf es wirklich ankommt beim Leben und Studieren im Ausland. Ich bin sehr zufrieden mit der Aufnahme dieser Veranstaltung. Interessenten gab es übrigens genug. Für den heutigen Termin haben sich weit mehr gemeldet als wir am Stammtisch hätten unterbringen können."

Der deutsch-chinesische Studentenstammtisch soll künftig alle sechs Monate stattfinden.