Lu Xiaoping, stellvertretender Direktor des Internationalen Zentrums für Kartoffeln
Die Kartoffel ist ein beliebtes Lebensmittel in Deutschland und ganz Europa. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich dennoch die Fläche für ihren Anbau in Europa kontinuierlich verringert, während sie in asiatischen Entwicklungsländern deutlich stieg und sich dort die Nachfrage nach Kartoffeln und Kartoffelprodukten weiter erhöhte. Das erklärte Lu Xiaoping, stellvertretender Direktor des Internationalen Zentrums für Kartoffeln beim Forum für Bio-Landwirtschaft und Umwelt in Rahmen der Veranstaltung „Grünes Xichuan und schönes China" am 8. Juli.
Deutschland sei ein wichtiger Sponsor für das Internationale Zentrum für Kartoffeln. Zwar würden in Europa traditionell Kartoffeln angebaut und verzehrt, aber die Ernten lassen deutlich nach, weil Ackerflächen für gewinnbringendere landwirtschaftliche Erzeugnisse genutzt würden, erklärte Lu. Asien verfügt über riesige Landflächen, einen großen Markt und niedrige Preise, die Kartoffelproduktion steige daher und Asien werde Europa als Anbauort bald ersetzen.
2012 wurden in China auf etwa 5,4 Millionen Hektar Kartoffeln angebaut, das ist ein Viertel der weltweiten Anbaufläche. Die Produktion stieg auf 90 Millionen Tonnen, ein Drittel der globalen Produktion. Der durchschnittliche Ertrag liegt bei 16 Tonnen pro Hektar und beträgt damit weniger als die Hälfte des Niveaus der Industrienationen. Der 12. Fünfjahresplan sieht vor, dass die Anbaufläche bis 2015 auf acht Millionen Hektar und die Produktion auf 150 Millionen Tonnen steigt. Allerdings dürfte das wohl eher Theorie bleiben, da der Kartoffelverzehr auf dem chinesischen Markt eher begrenzt ist. „Fragen Sie einmal Chinesen, wie viele Kartoffeln sie jede Woche essen", so Lu. Laut Statistik sind es jedes Jahr rund 30 Kilogramm, in den entwickelten Ländern 75 Kilogramm.
Unwahrscheinlich, dass der Kartoffelverzehr in China plötzlich steigt. Chinesen sehen die Kartoffel traditionell als Gemüse an, sollten sie aber als Getreide betrachten, meint Lu. Ziel sei es, dass der Anbau auf acht Prozent des Getreideanbaus in China steige, um den Widerspruch zwischen Angebot und Nachfrage zu lösen. Zurzeit sei die Getreideproduktion in China neun Jahre in Folge gestiegen, aber auch der Import habe weiter zugenommen. 2012 lag er bei über 80 Millionen Tonnen. Eine erhöhte Kartoffelproduktion spielt eine strategisch wichtige Rolle für eine sicherere Getreideversorgung Chinas.
Verbesserungsbedarf gebe es laut Lu an der Zubereitung der Kartoffeln. In China sei es üblich, sie in dünne Streifen zu schneiden und dann in der Pfanne mit wenig Fett kurz anzubraten. Vorher müssen die Kartoffeln gewaschen, geschält und geschnitten werden, viel zu viel Arbeit, meint Lu. Ein Vorteil von Kartoffeln sei ihre lange Lagerfähigkeit. Da sie nach dem Schneiden allerdings oxydieren, müssten Vakuumverpackungen oder andere technische Möglichkeiten zum Einsatz kommen.
Kartoffeln lassen sich außerdem zu Pulver und zusammen mit Mehl als Nudeln, Maultaschen und Dampfbrötchen verarbeiten. So könne man Weizen einsparen und sich besser ernähren, meint Lu. Denn Kartoffeln gelten als krebsverhindernd. Auch als Körperpflege oder Medikament sei die Kartoffel nutzbar. Alles in allem soll der Kartoffelverbrauch in China gefördert werden, um dann wiederum die Produktion zu erhöhen.
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