05-07-2013
Made in China
Hisense eröffnet gigantischen Industriepark in Südafrika
von Francisco Little

Boris Guo, technischer Leiter bei Hisense, gibt einem Bandarbeiter in Atlantis Anweisungen für den Zusammenbau von Fernsehgeräten.

Es ist 14.30 Uhr und die große rote elektronische Zähltafel auf der Fabrikwand zählt den 439sten Flachbildfernseher, der vom Band läuft. Über dieser Zahl leuchtet das angepeilte Tagesziel von 700 Geräten. Uniformierte Mitarbeiter wuseln in klinisch-sauberer, klimatisierter Umgebung herum,motivieren sich gegenseitig, um die Zielvorgabe zu erreichen, immer wieder wandern ihre Augen hoch zur Zähltafel.

Im Innern der riesigen Fabrik, 40 Kilometer außerhalb von Kapstadt im ländlichen Städtchen Atlantis gelegen, ist alles riesig. Es geht um das ganz große Geschäft und die Arbeiter wissen das. Elton Jansen, Produktionsleiter im Bereich Fernsehen, erzählt, dass die Mitarbeiter es nach ihrer neunwöchigen Ausbildung kaum abwarten können, loszulegen. „Wettbewerb gehört zur Kultur dieser Region, und mit unseren Anreizen für gute Arbeitsleistungen haben die Leute kein Problem, ihre Zielvorgaben zu erfüllen." 

Zielvorgaben zu erreichen, gehört zur Firmenkultur von Hisense. Das Unternehmen begann 1969 in China als kleine Radiofabrik und ist mittlerweile ein Multi-Milliarden-Dollar-Konzern. Seit 1996 ist Hisense auf dem südafrikanischen Markt vertreten, zunächst mit Sitz in Midrand Johannesburg. Mittlerweile liefert das Unternehmen Produkte an mehr als 3000 Filialen und 500 Geschäfte für Haushaltsgeräte.

Eine neue Fertigungsanlage

Die Fertigungsanlage in Atlantis ist im Juni offiziell eröffnet worden. Das Foto zeigt sie kurz vor ihrer Fertigstellung.

Im Juni diesen Jahres hat das Unternehmen auf einem riesigen Firmengelände, das es dem südafrikanischen Unternehmen Amalgamated Appliances abgekauft hatte, offiziell den Betrieb in Atlantis aufgenommen.

Der Name Hisense steht in China für eine umfassende Vision und Glaubwürdigkeit. Das Unternehmen entschied sich für den abgelegenen Ort, da es eine bereits bestehende Produktionsanlage brauchte, die den Firmenanforderungen entsprach. Auf 6000 Quadratmetern werden nun Flachbildfernseher, auf 118.000 Quadratmetern umweltfreundliche Kühlgeräte hergestellt.   

Die Größe der Fabrik sei sehr wichtig gewesen, da man auf den gesamten südafrikanischen und afrikanischen Markt abziele, erklärt der stellvertretende Geschäftsführer Ebrahim Khan. Die Produktion von Flachbildfernsehern und Kühlgeräten soll am selben Standort stattfinden, genauso wie mögliche Erweiterungsprogramme für Klimaanlagen, Weinkühler etc.

Im Rahmen seiner Expansion kaufte das Unternehmen zusätzlich ein 24.000 Quadratmeter großes Grundstück, das an das Firmengelände angrenzt. Zusammen mit einer geplanten Spritzgießanlage und weiteren Grundstücken besitzt das Unternehmen nun eine Fläche von fast 100.000 Quadratmetern in Atlantis. Die Verlagerung der Produktion ging einher mit dem Umzug des Firmenhauptsitzes von Johannesburg nach Kapstadt.

"Das zeigt sehr deutlich, dass wir auf lange Sicht in Südafrika bleiben wollen. Wir wollen unser Geschäft in den nächsten Jahren erweitern und neue Fabriken in der Region gründen", so Khan.

Zwei weitere Gründe für die Wahl von Atlantis sind die Nähe zum Hafen von Kapstadt und die Verfügbarkeit geeigneter einheimischer Arbeitskräfte, da ein anderer Haushaltsgeräte-Hersteller in der Gegend schließen musste. Atlantis ist arm und Jobangebote werden zweifellos zur Förderung der örtlichen Wirtschaft beitragen und die grassierende Arbeitslosigkeit mildern.

Große Investitionen

Zurzeit arbeiteten 84 einheimische Mitarbeiter in der Fernsehproduktion, erklärt Albert Li, Geschäftsführer dieses Unternehmensbereichs, 150 bis 200 seien in der Kühlschrankfertigung beschäftigt. Sobald der Betrieb einmal vollständig angelaufen sei, könnten die in der ersten Phase investierten 39 Millionen Dollar 600 direkte und rund 2000 indirekte Jobs schaffen; pro Jahr sollen 400.000 Kühlschränke und Fernseher produziert werden.

Li ist mit dem Fortschritt in der Fabrik zufrieden und hat keine Probleme im Umgang mit den Mitarbeitern. Er ermutigt sie und gibt ihnen Ratschläge. Seit 2008 arbeitet er bei Hisense, und obwohl er den Hafen von Qingdao, den Hauptsitz von Hisense, vermisst, fühlt er sich in der Welt der Motherboards, Kondensatoren, und Mikrochips von Atlantis zu Hause. Im Verpackungsraum präsentiert er stolz das Ausstellungsexemplar eines Riesenfernsehers. „Dieser 2,8- Meter-Bildschirm ist der größte Fernseher der Welt und wird eines Tages hier in Atlantis produziert werden", sagt er lächelnd in seinem weißen Kittel.

Die ehrgeizigen Ziele spiegeln sich im CKD-Geschäft (Complete Knock-Down) wieder, das vor allem im südafrikanischen Kontext von Bedeutung ist, da das Unternehmen hier zur Reindustrialisierung der Wirtschaft beitragen will.

Khan stört sich nicht daran, dass viele weiterhin meinen, dass es sich bei chinesischen Waren meist um Billigprodukte handle.  

"Wir unterscheiden uns von anderen chinesischen Unternehmen, weil wir bereits einen Verbrauchermarkt haben. Wir haben einen 30-Prozent-Marktanteil bei Fernsehern, und unsere Beliebtheit bei den Verbrauchern beweist, dass wir Qualitätsprodukte verkaufen." Die Marke wachse auch im Großhandel und zur Zeit diskutiere man mit Marketing-Agenturen, da Hisense seine Präsenz auf dem lokalen Markt weiter ausbauen wolle, erklärt er.

"Kunden kümmern sich nicht so sehr um die Herkunft einer Marke, sondern schauen eher auf Preis, Qualität, Technologie und Service. Wir konzentrieren uns auf diese Aspekte", sagt Kahn und fügt hinzu, dass das Unternehmen ein einzigartiges System für Fernsehgerät : „Wir reparieren, während Sie warten",  eingeführt habe.

Sobald die Marke einmal den südafrikanischen Markt dominiert, will sich Hisense Khan zufolge auf die gesamte Region südlich der Sahara konzentrieren. Er rechnet damit, dass dies in anderthalb bis drei Jahren der Fall sei. Die Marke hat in Ägypten und Nigeria bereits eine starke Präsenz und verkauft Produkte in 15 afrikanische Länder.

 

Ein globales Unternehmen 

Khan zufolge ist es wichtig, erst einen Importmarkt aufzubauen, indem Kunden die Produkte von Hisense wegen ihres Preises, ihrer Qualität, der Technologie und des Services kaufen. Eine Geschäftsweisheit besagt, dass es sehr teuer ist, ohne einen stabilen Markt in die Herstellung zu investieren. Ist aber erst einmal eine solide Kundenbasis etabliert, lohnen sich Investitionen in die Produktion vor Ort.

Dieses Business-Modell gilt für Fernseher und Kühlschränke sowie künftige Tablet-PC- und Telefon-Projekte und es lässt sich bereits am Produktionsstandort Atlantis beobachten. Letztendlich soll die Fertigungsanlage alle Gerätekomponenten vor Ort herstellen und nicht nur importierte Produkte zusammenbauen.

Khan ist sich der Notwendigkeit sozialer Verantwortung und des manchmal schwierigen Arbeitsumfelds in Südafrika bewusst. Das Unternehmen hat Sporteinrichtungen für Mitarbeiter eingerichtet, es bietet ihnen Leistungsanreize und Anerkennung, um eine positive Unternehmenskultur zu entwickeln.