29-07-2011
Made in China
Expressreform für Chinas Kurierdienste
von Liu Xinlian

Der Boom des Onlineversandhandels verleiht auch der Kurierdienstbranche einen kräftigen Wachstumsschub. Allein 2010 wurden in China 2,3 Milliarden Sendungen per Expressboten verschickt. Noch scheint der Markt in China allerdings zerklüftet, immer neue kleine Anbieter schießen wie Pilze aus dem Boden. Bei Service, Kapazität und Management liegen die Mitbewerber noch immer deutlich hinter dem Standard zurück, der in Industrieländern wie Japan oder den USA üblich ist. Nun soll die Branche durch Fusionen und Übernahmen international konkurrenzfähig werden.

 

HU GUOLIN Bahnpost: Ein Paketwagen wird am Bahnhof von Jiujiang in der Provinz Jiangxi beladen.

Chinas Branche für Expresszusteller hat sich innerhalb nur weniger Jahre rasant gewandelt, und mit ihr auch das Bild vom klassischen Kurierboten. Das Klischee von Männern in dunkelgrünen Uniformen, die schwere Pakete schultern, ist passé. Heute brausen junge Burschen im Freizeitlook auf ihren Elektrorollern vor, auf denen sich massenweise Sendungen stapeln.

In Zeiten boomenden Onlineshoppings gehört diese neue Generation von Expresskurieren längst zum Stadtbild, der Lieferservice als Dienstleistung ist aus dem täglichen Leben kaum noch wegzudenken. Bisher gleicht Chinas Kurierdienstbranche aber einem Ameisenhaufen – viele kleinere Unternehmen teilen sich den hart umkämpften Markt. Die Regierung setzt deshalb auf eine Neuordnung: Zusammenschlüsse und Fusionen von Zustelldiensten sollen zukünftig verstärkt gefördert werden, um die Branche überschaubarer zu machen.

Das Staatliche Postamt (SPA) stellt Unternehmen der Branche bei Fusionen oder Übernahmen steuerliche Anreize und Vergünstigungen bei der Grundnutzung in Aussicht, wie aus einer am 17. Juni auf der SPB-Homepage veröffentlichten Richtlinie hervorgeht. So sollen international konkurrenzfähige Zustellerfirmen mit jährlichen Einnahmen über 10 Milliarden Yuan (1,1 Milliarden Euro) entstehen, die internationalen Marktführern wie UPS und DHL künftig Konkurrenz machen könnten.

Obwohl Chinas Kurierbranche seit 2005 ein rasantes Wachstum erlebt, können sich die einheimischen Unternehmen bisher kaum mit Firmen in entwickelten Ländern wie den USA oder Japan messen. Vor allem bei Service, Kapazität und internem Management liege man in China noch weit zurück, erklärt Ma Junsheng, Generaldirektor der SPB.

 

Branche auf Höhenflug

Statistiken des SPA belegen, dass die Zahl der Expresszustellungen 2010 in China 2,3 Milliarden erreichte, ein Anstieg von stattlichen 26 Prozent im Vergleich zu 2009. Die Umsätze stiegen auf 57,5 Milliarden Yuan (rund 6,1 Milliarden Euro) und lagen damit um 20 Prozent höher als noch im Vorjahr.

Auch die Zahl der Beschäftigten stieg im Vergleich zu 2009 um 35 Prozent und lag Ende 2010 bei 542 000. In den regierungsunmittelbaren Städten und Provinzhauptstädten lag die Netzabdeckung der Zustelldienste bei 90 Prozent, in Städten unter Provinzverwaltung erreichte sie immerhin 80 Prozent.

Expresszustelldienste schießen derzeit im ganzen Land wie Pilze aus dem Boden. Die Branche profitiert kräftig von den Höhenflügen des Onlinehandels. 2010 haben sich die Onlineverkäufe im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Das Umsatzvolumen lag bei 513,1 Milliarden Yuan (54,7 Milliarden Euro), wie ein Bericht des Forschungszentrums für Onlinehandel mit Sitz in Hangzhou, Hauptstadt der ostchinesischen Provinz Zhejiang, belegt.

Zahlen des Verbandes für Expresszusteller belegen, dass fast die Hälfte der Aufträge der Zustelldienste aus dem Onlineversandhandel stammt. Der Shanghaier Lieferdienst Yuantong Express etwa habe seine täglichen Zustellungen innerhalb von nur drei Jahren von 2000 auf 280 000 erhöhen können, nachdem das Unternehmen einen Vertrag mit Chinas größtem Onlinemarktplatz Taobao.com unterzeichnet hatte, wie Xu Jianguo, ehemaliger Vizepräsident des Unternehmens, bestätigt. Yuantong Express ist einer der vier größten privaten Expressdienste des Landes. 

Chinas Expresszustellerbranche wird vor allem durch große internationale Anbieter sowie den staatlichen Worldwide Express Mail Service (EMS) des SPA und lokale private Zustellunternehmen dominiert. Der Anteil einheimischer Firmen am festlandchinesischen Markt liegt derzeit bei nahezu 70 Prozent. Die vier internationalen Marktführer – die amerikanischen Zusteller FedEx und UPS, DHL aus Deutschland sowie das niederländische Unternehmen TNT – dominieren den Zustellservice zwischen China und dem Rest der Welt mit einem Marktanteil von 80 Prozent.

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