23-11-2010
Made in China
Steigende Einzelhandelspreise und Maßnahmen gegen Inflation
Von Jin Duoyou

Übermäßige Kreditvergabe durch Banken

 

Wang Tongsan, Direktor des Forschungsinstituts für Quantitative und Technische Wirtschaft bei der Akademie der Wissenschaften, sagt, dass es diverse Auslöser und variable Faktoren für die aktuelle Runde der Preissteigerungen gebe und der übermäßige Geldfluss von Banken, der Anstieg von Entstehungskosten und die erhöhte Nachfrage die Hauptursachen für diese Entwicklung seien.

 

Dabei wird die übermäßige Kreditvergabe von Banken, die durch die vermehrte Ausgabe von Renminbi-Banknoten und den Zufluss ausländischen Spekulationskapitals nach China verursacht wird, von vielen Ökonomen kritisiert.

 

So wird darauf hingewiesen, dass eine der Ursachen darin liege, dass die seit dem Ausbruch der Finanzkrise durchgeführte gemäßigt lockere Geldpolitik und die übermäßige Ausgabe von Banknoten durch die chinesische Zentralbank die Preisspirale angetrieben hätten.

 

Diese Behauptung ist kaum von der Hand zu weisen. Daten der Zentralbank zufolge betrug die Geldmenge M2 Ende September 69,64 Billionen Yuan, aber das vom Staatlichen Statistikamt veröffentlichte BIP in den ersten drei Quartalen lediglich 26,866 Billionen Yuan.

 

Li Taokui, Mitglied der Währungskommission der Zentralbank und Professor an der Tsinghua-Universität, weist darauf hin, dass China über die weltweit höchsten Währungsreserven verfügt und sich die Geldmenge M2 ( Bargeldumlauf +Sichteinlagen +Spareinlagen) um 19 Prozent erhöht habe und nun um 200 Prozent über dem Bruttoinlandsprodukt liege, was eine Rekordzahl darstelle. Die übermäßigen Währungsreserven und die hohe in Umlauf befindliche Geldmenge könnten Finanzrisiken, Kapitalblasen und eine übermäßige Kreditvergabe durch Banken auslösen.

 

Lu Feng, Vizedirektor des Forschungsinstituts für staatliche Entwicklung bei der Peking-Universität, betont, dass die Inflation im Grunde genommen ein Ergebnis der übermäßigen Emission von Banknoten sei: „Mit Maßnahmen zur Stimulierung der Wirtschaft können positive Wirkungen erzielt werden, aber wenn im Übermaß angeregt wird, können Nachteile auftreten.“

 

In China ist ein übermäßiger Geldfluss aus Banken zu verzeichnen, die von den USA, Japan und anderen Ländern durchgeführte lockere Geldpolitik hat ebenfalls den Inflationsdruck erhöht.

 

Am 4. November verkündete die US-Notenbank die zweite Runde der Geldpolitik einer „quantitativen Lockerung“. Bis Ende Juni 2011 verpflichtet sie sich zum Ankauf langfristiger Staatsobligationen im Wert von 600 Millionen US-Dollar, um die Konjunktur der amerikanischen Wirtschaft zu beleben.

 

Es ist für die Fed vordringlich, für den US-Binnenmarkt weiterhin eine lockere Geldpolitik zu betreiben. Das Wachstum des BIP sank in den USA im dritten Quartal von 3,7 Prozent am Jahresanfang auf 1,7 Prozent, die amtlich veröffentliche Arbeitslosenquote pendelt um die 8 Prozent. Um die Wirtschaft weiter zu stimulieren, hofft die amerikanische Regierung, dass dieser neue Schub billigen Geldes in die Realwirtschaft fließt.

 

Während Amerikaner diese Politik begrüßen, sind die Volkswirtschaften der Schwellenländer einschließlich Chinas mit hoher Inflation und den Folgen eines verstärkten Geldzuflusses aus dem Ausland konfrontiert.

 

Sheng Laiyun sagt, dass durch diese neue Runde einer lockeren Währungspolitik China einem erhöhten Zufluss von Spekulationskapital ausgesetzt wird. Die Preise für Roh- und Werkstoffe werden weiter hochschnellen und womöglich die inflationären Tendenzen in der chinesischen Wirtschaft verstärken werden.

 

Ma Delun, Vizepräsident der chinesischen Zentralbank, kritisiert die Politik der Fed: „Die USA sollten sich bei der Umsetzung ihrer Geldpolitik nicht nur um sich selbst, sondern auch um andere Länder kümmern! Man sollte Geldpolitik mit Blick auf die Wahrung der Stabilität betreiben.“

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