15-10-2010
Made in China
Chinesische Unternehmen als Anwärter für die Top 500
von Lan Xinzhen

 

 

 

In Hefei (Provinz Anhui) wurde am 4. September vom Gesamtverband Chinesischer Unternehmer (CEC/CEDA) die diesjährige Liste der führenden 500 Unternehmen Chinas vorgestellt.

Der Kommentar zur Liste der Top 500 zeigt: im Jahr 2010 lag der Umsatz chinesischer Firmen bei 27,6 Billionen Yuan  (2,98 Billionen EUR), im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um 6,27 Prozent.

Wang Zhongyu, Präsident der CEC, meint, dass die Zahl der großen chinesischen Unternehmen, die einen Umsatzrückgang zu beklagen haben, in erschreckendem Umfang gestiegen sei. China hat sich schrittweise in den Prozess globaler Arbeitsteilung integriert. Der Kontakt zwischen chinesischen Firmen und internationalen Märkten hat sich verstärkt, wodurch diese Unternehmen den Folgen der Wirtschaftskrise stärker ausgesetzt waren.

Von der Krise war vor allem die Stahlindustrie betroffen. Unter den führenden 500 Unternehmen Chinas gibt es 99 Unternehmen mit erheblichen Umsatzeinbußen. Unter ihnen befinden sich 22 Betriebe der Stahlindustrie. 14 Unternehmen haben einen Umsatzrückgang von mehr als 20 Prozent hinnehmen müssen. Der größte Rückgang beträgt sogar 35 Prozent! 

Diese dramatischen Umsatzrückgänge sind die unmittelbare Folge des Exporteinbruchs im Zuge der Wirtschaftskrise. Im Vergleich zum Vorjahr hat das Auslandsgeschäft staatlicher Betriebe um 3,1 Prozent oder 70,5  Milliarden Yuan (7,61 Milliarden EUR) abgenommen. Noch heftiger von der Krise gebeutelt wurden die Privatunternehmen. Im Vergleich zum Jahr 2008 sind die Umsätze um 5,76 Prozent gefallen. 

 

Dynamik der Privatwirtschaft

 

Li Jianming, Vizepräsident der CEC meint: „Die Staatsunternehmen dominieren nach wie vor die umsatzstärksten Branchen. Aber kürzlich hat der Staatsrat neue Regeln erlassen, damit Privatunternehmen mit den Staatsbetrieben in einen fairen Konkurrenzkampf treten können."

Am 31. August hat der Gesamtverband der Chinesischen Unternehmer (CEC/CEDA) die Liste der Top 500 Privatunternehmen des Landes für das Jahr 2010 veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass die Rentabilität von Privatunternehmen deutlich über der von Betrieben in Staatsbesitz liegt. Die Kapitalsrentabilitätsrate der privaten Unternehmen liegt bei 5,79 Prozent, die der staatlichen beträgt lediglich 5,38 Prozent. Die Rentabilität pro Mitarbeiter lässt sich bei Staatsbetrieben auf

52 700 Yuan (5700 EUR), bei Privatfirmen jedoch auf 78 600 Yuan (8490 EUR) beziffern.

In der Finanzkrise haben die chinesischen Privatunternehmen außergewöhnliche Flexibilität gezeigt und sich rasch erholt. Die Zahl der privaten Unternehmen, die über ein Betriebskapital von mehr als einer Billion Yuan (108 Milliarden EUR) verfügen, ist von 65 im Jahr 2008 auf  95 gestiegen. In der Schlussphase der Finanzkrise legten die privaten Firmen großen Wert auf eine Modernisierung ihres Maschinenparks. Ihre Gewinne verdanken sie Forschung und Entwicklung, rationaler Betriebsführung und der Attraktivität ihrer Marken. Außerdem haben sie es verstanden, sich besser auf dem Auslandsmarkt zu positionieren. Im Jahr 2009 haben 117 Privatunternehmen in 481 Firmen und Projekte im Ausland insgesamt 2,25 Milliarden US-Dollar investiert.

 

China holt auf

 

Unter den 500 größten Unternehmen der Welt gibt es bereits 54 Firmen aus China, neun mehr als im Vorjahr. CNPC, State Grid und China Petroleum & Chemical Corporation rangieren sogar unter den Top 10 der Global Player.

Yang Du, Ökonom an der Volksuniversität, stellt fest: „Aufgrund der Finanzkrise sinken bei europäischen und japanischen Firmen Umsatz und Gewinn in großem Maßstab. Im Vergleich dazu schneidet China besser ab."

Miao Rong aus der Forschungsabteilung des Gesamtverbandes Chinesischer Unternehmer sagt, dass sich das Beziehungsgeflecht zwischen inländischen Firmen und multinationalen Konzernen gewandelt habe: China sei längst kein Nachzügler mehr, sondern Herausforderer.

Trotz der Erfolge besteht bei chinesischen Firmen nach wie vor Nachholbedarf, etwa hinsichtlich Betriebsgröße, Managementmethoden und Innovationskraft.

In den Vereinigten Staaten weisen Firmen aus den Bereichen Pharmazie, Internetdienste und Einzelhandel die größte Rentabilität auf. In China sind die rentabelsten Unternehmen im Bankensektor, bei Betreibern von Häfen und in der Weinproduktion zu finden. Sie zählen allesamt zu den traditionellen Branchen, deren Innovationskraft vollkommen unzureichend ist.