13-09-2010
Made in China
Beeindruckender Börsengang im Bankensektor
von Hu Yue

Während der „Megabörsengang" der Agricultural Bank of China Bedenken hinsichtlich eines Überangebots von Aktien auslöste, hat die Aktienemission der China Everbright Bank aufgrund ihres geringeren Umfangs nur einen begrenzten Einfluss auf die Marktliquidität genommen.

Bei dem Versuch, Liquiditätsdruck vom Markt zu nehmen, reduzierte die Bank das ursprünglich geplante Emissionsvolumen um 30 Prozent und gab fast die Hälfte aller Wertpapiere an strategische Investoren aus, darunter die bisherigen Aktieninhaber und Langzeitkunden. Vom Emissionspreis ausgehend beträgt der Wert aller handelbaren Aktien gerade einmal 7,6 Milliarden Yuan (866,4 Millionen Euro), und weist damit den niedrigsten Börsenwert unter allen Banken auf, die an der Shanghaier Börse notiert sind.

Das Greenshoe-System ermöglicht nicht nur die Emission zusätzlicher Wertpapiere, sondern auch den Rückkauf von Aktien zur Kurspflege. Das fördert das Vertrauen der Anleger und ebnet den Weg zur Börse. Wenn sich die Nachfrage nach Bankaktien lustlos entwickelt, ist es den Emittenten gestattet, auf die Ausübung des Optionsrechtes zu verzichten und stattdessen Aktien vom Mark zurückzukaufen.

Die China Everbright Bank hat die China Jianyin Investment Securities Co. Ltd., die Shenyin & Wanguo Securities Co. Ltd. und die China International Capital Corp. Ltd. als Konsortialführer für den Börsengang gewählt.

Durst nach Kapital

Die China Everbright Bank ist nur eine von vielen chinesischen Banken, die nach der Kreditschwemme des vergangenen Jahres auf der Suche nach Kapital sind. Im Rahmen des staatlichen Konjunkturpakets vergaben Banken im letzten Jahr Kredite in der unglaublichen Gesamthöhe von 9,6 Billionen Yuan (1,1 Billionen Euro). Dies kurbelte zwar wirkungsvoll die Wirtschaft an, brachte die Banken allerdings hinsichtlich ihrer Bilanzen in Bedrängnis.

Die China Everbright Bank zum Beispiel musste erleben, wie ihre Eigenkapitalquote, die der Absicherung potentieller Kreditausfälle dient, von 10,39 Prozent Ende des Jahres 2009 auf 9,36 Prozent im Juni 2010 sank.

Um einem möglichen Anstieg von faulen Krediten entgegenzutreten, hat die chinesische Bankenaufsicht die Kapitalrichtlinien verschärft, wonach die Eigenkapitalquote der Kreditbanken nun zumindest 10 Prozent betragen muss. „Ohne den Börsengang müssten wir in den nächsten drei Jahren mit einer erheblichen Kapitalunterdeckung rechnen", so die Einschätzung von Experten der China Everbright Bank.

Eine Reihe von chinesischen Banken folgen mittlerweile diesem Beispiel. Große staatliche Banken wie die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) haben ihre Absicht kundgetan, junge Aktien zu emittieren, und kleinere, regionale Finanzinstitute wie die Guangdong Development Bank haben einen Börsengang noch für dieses Jahr ins Auge gefasst.

„Der Erfolg des Börsengangs der China Everbright Bank deutet darauf hin, dass auch andere Banken in der Akquise von Kapital auf diesem Weg erfolgreich sein werden", bestätigt Guo Tianyong, Direktor des Forschungszentrums der Chinesischen Bankenwirtschaft an der Zentralen Universität für Finanz- und Wirtschaftswissenschaften.

Es sei allerdings noch immer erforderlich, dass sich die Aufsichtsbehörden darum bemühen, das Tempo der Börsengänge zu drosseln und dem Markt Spielraum zur Entfaltung zu lassen, fährt er fort.

Everbrights Aussichten

Allgemein herrscht die Erwartung, dass die China Everbright Bank einer glänzenden Zukunft entgegengeht.

Mit dem beim Börsengang eingesammelten Geld hat die Bank ihre Kapitalreserven auffüllen können und befindet sich nun in einer besseren Ausgangsposition, um ihre Expansion voranzutreiben und ihre Marktstellung zu festigen, meint Zhu Yunlai, Geschäftsführer der China International Capital Corp. Ltd.

„Wir werden bedeutende Investitionen tätigen, um unser Filialnetz in größeren Städten auszubauen. Innerhalb der nächsten drei Jahre wollen wir jedes Jahr 80-100 neue Filialen eröffnen", erklärt Lin Li, der Vorstand der Bilanzprüfung der Bank.

„Wir unternehmen beträchtliche Anstrengungen, um uns aus der Abhängigkeit vom Geschäft mit Immobilienhypotheken zu befreien und stattdessen im Kreditkartengeschäft und bei der Kreditvergabe für kleine und mittlere Firmen zu expandieren", sagt Lin.

Das mittelfristige Ziel sei es, das Gesamtkapital in vier Jahren und die Gewinnsumme in zwei Jahren zu verdoppeln, erklärt Vorstandschef Tang.

„Große Herausforderungen bleiben allerdings noch bestehen, wie etwa die harte Konkurrenzsituation am Markt und die Risikokontrollen", ergänzt er. „Eine Börsenzulassung in Hongkong zu erreichen, ist zwar Teil unserer Strategie, allerdings wird dies in naher Zukunft wohl eher nicht geschehen," schließt Tang.

 

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