Am Ende der Qing-Dynastie gab es ein bekanntes Sprichwort in Beijing: „Die Oberschicht trägt die Mütze von Majuyuan, die Kleider von Ruifuxiang und die Schuhe von Neiliansheng." Gemeint sind drei Traditionshäuser unter den Geschäften Beijings: Majuyuan, Ruifuxiang und Neiliansheng.

Traditionsreiche Mützenmacherei

Als erstes Geschäft am Platze hat die Mützenmacherei Majuyuan mittlerweile eine 198-jährige Geschichte! Während dieser Zeit wechselten sich Glanz und Elend häufig ab. Es gibt unzählige Geschichten aus dem Alltag der Mützenmacher.

Ma Juyuan war ein Bauernjunge aus der Provinz Hebei. Als er 14 Jahre alt war, kam er nach Beijing. Er arbeitete als Lehrling in einer Mützenwerkstatt. 1817 gründete er sein erstes Geschäft in der Qianmen Straße und gab ihm seinen Namen. Anfangs war Majuyuan nur ein kleiner Laden.  Eines Tages kaufte ein hoher Beamter eine Mütze von Majuyuan. Er hatte Gefallen gefunden an der feinen Handarbeit und dem hochwertigen Stoff der Kopfbedeckung. Bald wurde es unter  Hofbeamten Mode, Mützen aus dem Hause Majuyuan zu tragen, die der Mützenmacher entsprechend der damaligen Beamtentracht mit einer roten Quaste versah. Nach dem Tod von Ma Juyuan kaufte der Beamte den Erben das Geschäft ab. Die Mützenmacherei trug weiter den Namen ihres Gründers und auch die alten Mitarbeiter wurden übernommen. Damit begann die goldene Zeit dieser Mützenmacherei. Damals war man sehr stolz darauf, wenn man eine Mütze von Majuyuan hatte. Nach Gründung der Volksrepublik China wurde das Mützengeschäft verstaatlicht. Jetzt bot es auch Mützen für das einfache Volk an. Aber während der "Kulturrevolution" wurde Majuyuan als Parteigänger des alten Feudalismus gebranntmarkt. Die Ladenschilder wurden heruntergerissen und das Unternehmen zwangsweise mit dem  Schuhgeschäft Dongsheng fusioniert. Mit der Einführung der Reform- und Öffnungspolitik trat im Frühjahr 1986 die Marke Majuyuan wieder in Erscheinung. Das Geschäft nahm nicht allein das gewohnte Sortiment wieder auf, sondern wurde zudem das erste Mützengeschäft Beijings, das die Kopfbedeckungen der nationalen Minderheiten anbot. Heute gibt es mehr als achtzig verschiedene Sorten von Mützen im Sortiment.

Das Geheimnis für den Erfolg von Majuyuan sind der gute Stoff und die feine Handarbeit. Während der Qing-Dynastie fertigten die Leute von Manjuyuan die Mützen für die Beamten. Das Material für die Quasten lieferten die Schwanzhaare des Jaks. Aus diesem Haar hergestellte Quasten sehen edel aus und sind sehr widerstandsfähig. Die vollendete Produktionstechnik spielt ebenfalls eine wichtige Rolle für den Erfolg von Majuyuan. Eine Besonderheit ist das sogenannte Masanzhen.Wenn die Mützenmacher einen Knopf auf der Mütze befestigen, so brauchen sie dazu nur drei Nadelstiche. Das ist einfach aber sehr stabil. Diese einzigartige Technik hat dem Produkt sein Markenzeichen verliehen. Weil die drei Stiche wie das chinesische Schriftzeichen für die Zahl sechs aussehen, können die Stammkunden von Majuyuan auf den ersten Blick erkennen, dass sie eine Mütze aus dem Traditionshaus in Händen halten.

Aufgrund der hohen Qualität und der feinen Handarbeit stehen die Produkte auch in der Gunst ausländischer Politiker. Die Arbeiter haben die Mützen für viele bedeutende Politiker des Auslandes gemacht. Unter ihnen finden sich der ehemalige amerikanische Präsident Nixon und der ehemalige indonesische Ministerpräsident Ali Sastroamidjojo. Außerdem hat Majuyuan seit Mitte des letzten Jahrhunderts Mützen für einige Schauspieltruppen verfertigt.

Heutzutage gilt Majuyuan als Vertreter der traditionellen chinesischen Kultur. 2007 wurde die Handwerkskunst von Majuyuan in die Liste des immateriellen Kulturerbes Beijings aufgenommen. Aber Majuyuan hält nicht nur an der Tradition fest, das Geschäft öffnet sich auch einer weltweiten Ausrichtung. Im November 2008 nahm Majuyuan an der Handelskonferenz zwischen Beijing und Hongkong teil. Dabei hat es viel über Verpackung und modernes Management gelernt. „Unsere Absicht ist, die Markenartikel von Majuyuan durch Boutiquen in Taiwan und Hongkong der ganzen Welt zu präsentieren", sagt Manager Liu Yazhou.