07-06-2010
Made in China
Das preisgünstige Entwicklungsmodell Chinas ist auch für Afrika geeignet

Bevor 1998 das chinesische Privatunternehmen Huawei Technologies Co., Ltd. den Markteintritt in Afrika absolvierte, war die Telekommunikationsbranche des Schwarzen Erdteils fast vollständig in der Hand von westlichen multinationalen Unternehmen wie Ericsson und Motorola.

Zwölf Jahre später sieht es ganz anders aus: Konkurrenz belebt das Geschäft, das Telefonieren ist in Afrika viel billiger geworden. 

Im Umfeld des „Ersten Forums für Investition und Kooperation zwischen China und Afrika" hat sich Xie Boyang, der stellvertretende Vorsitzende der Allchinesischen Vereinigung der Industriellen und Kaufleute über die Geschäftsaussichten chinesischer Privatunternehmen in Afrika geäußert. Er meint, dass das in den dreißig Jahren von Reform und Öffnung bewährte Entwicklungsmodell Chinas besser für Afrika geeignet sei, als das Entwicklungsmodell des Westen.

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Afrika sind anders als in China. Was sind die größten Schwierigkeiten chinesischer Privatunternehmen, die in Afrika investieren wollen?

Xie Boyang: Der afrikanische Markt bietet wirklich große Chancen. Allerdings hat jedes Land des Kontinents seine Eigenheiten und eine Fülle unterschiedlicher Rechtstraditionen. Unternehmen sollten sich den jeweiligen Gegebenheiten anpassen.

Wir glauben, dass Chinas Afrikapolitik noch verbessert wird. Die Unternehmen sollten mit kühlem Kopf die Risiken überdenken und nur das tun, wozu sie tatsächlich in der Lage sind. Privatunternehmen sollen ihre Flexibilität zur Geltung bringen, und unverbrauchte Geschäftsideen präsentieren. Ihre Unternehmenskultur sollten sie den lokalen Bedingungen anpassen und sich nicht in den Vordergrund spielen, sondern statt dessen den Vorteil fleißigen Arbeitens und einer gewissenhaften Geschäftsführung ausspielen.

Viele chinesische Privatunternehmen fallen in Afrika durch eine ineffiziente Betriebsführung und manchmal Regelverstöße auf. Liegt der Grund dafür in einer unterschiedlichen Auffassung von Management? Worin unterscheidet sich das Gebaren der Privatwirtschaft von dem der Staatsunternehmen?

Die Unternehmen werden von Gewinn getrieben. Wir fordern jetzt, dass die Unternehmen auch gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, und sich um Umweltfragen und die lokale Wirtschaftsentwicklung kümmern sollen. Das ist eine Art Aufruf zu moralischem Handeln.

Eine Bindung an Recht und Gesetz ist unverzichtbar, aber der Gesetzesrahmen beziehungsweise die Rechtspraxis ist in manchen Ländern noch zu schwach entwickelt. Wir haben aber auch bei fehlenden gesetzlichen Bestimmungen niemals zu unseriösem Geschäftsgebaren ermuntert. Wenn Unternehmen nach Afrika gehen, müssen sie sich langfristig orientieren. Wenn man nur an schnellem Profit interessiert ist, kann man Handel betreiben, aber nicht investieren. 

Staatseigene Unternehmen sollten allerdings von den positiven Seiten der Privatunternehmen lernen. Einige Manager von Staatsbetrieben pflegen noch immer die Überheblichkeit von Bürokraten, sie betreiben ein Unternehmen im Stil eines Ministeriums, insbesondere fehlt es an Flexibilität. Die staatseigenen Unternehmen sollten mehr von der Flexibilität der Privatunternehmen lernen.

Wir empfehlen auch die Zusammenarbeit zwischen staatseigenen und privaten Unternehmen. Wer in Afrika investiert, muss viele Hürden bewältigen. Nur wenn die staatseigenen und die privaten Unternehmen kooperieren, können sie ihre jeweiligen Stärken zur Geltung bringen und effektiv arbeiten. 

Chinesische Unternehmen haben sich bereits an das Investitionsklima in Afrika angepasst. Wir investieren in Afrika nicht ausschließlich im Bereich der Erschließung und Förderung von Rohstoffen. Seit Gründung des Volksrepublik China lief die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern schon unter dem Motto der Solidarität. Damals gab es wirklich eine Art revolutionären Idealismus, der ganz rein war, unbelastet von kolonialer Vergangenheit. Wirtschaftliche Interessen existierten faktisch nicht. Bis heute ist diese Vorstellung über Afrika in China verbreitet.

In der Gegenwart aber kommt es auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit und gegenseitigen Nutzen an. China braucht dringend Rohstoffe. Afrika ist reich an Rohstoffen, aber Gewinn kann nicht allein durch Ressourcenförderung erwirtschaftet werden, auch Technik, Kapital, Know-how und Arbeitskräfte werden benötigt. China bietet den Vorzug, über Manpower zu verfügen, die sich in den letzten dreißig Jahren herangebildet hat. China hat einen Entwicklungsweg eingeschlagen, bei dem sich die Kosten im Rahmen halten. Zwar verfügt der Westen über einen hohen technischen Standard, aber die Kosten sind zu hoch. Eine Entwicklung der afrikanischen Wirtschaft auf dieser Grundlage ist zu kostenintensiv und kann daher nur wenig Früchte tragen.

China steht vor dem Problem, seine Industriestruktur zu verbessern. Wie können Investitionen in Afrika dabei helfen, überschüssige Produktionskapazitäten von China nach Afrika auszulagern und die Entwicklung des afrikanischen Marktes zu fördern?

Der afrikanische Markt verfügt über großes Entwicklungspotential, aber die früheren  Kolonialherren haben zu wenig Gutes hintergelassen. Das Verhältnis war nicht von gegenseitigem Nutzen, sondern von Ausbeutung geprägt, welche die wirtschaftliche Entwicklung des Kontinents natürlich keineswegs gefördert hat. Industrie und Absatzmärkte Konsum wurden nicht entwickelt. China verhält sich anders. Chinesische Unternehmen gehen hin und bauen ein Vertrauensverhältnis auf. Sie sorgen für Arbeitsplätze und erhöhen somit das Volkseinkommens. Mit der Entwicklung der Wirtschaft und wachsendem Wohlstand wird auch die Binnennachfrage in Afrika angekurbelt.