17-10-2008
Made in China
Instant-Nudeln Made in China
von Li Wei

Vielfalt der Geschmacksrichtungen

„Die Erfindung der Instant-Nudel hat es möglich gemacht, komplizierte Gerichte rasch zuzubereiten, und so sind Fertiggerichte zur Hauptnahrung geworden, die von allen Chinesen akzeptiert werden", sagt Meng Suhe, die Generaldirektorin des Instituts für Lebensmitteltechnik. „Auf der ganzen Welt gibt es eine große Vielfalt an Fertiggerichten und eine Unmenge an Lebensmitteln, die für den unmittelbaren Verzehr geeignet sind wie Cracker, Brot und Kartoffelchips. Das einzige Gericht, das aus Asien stammt, und das sich in seiner Beliebtheit mit der Verbreitung von westlichen Fertiggerichten messen kann, sind Instant-Nudeln."

Als Kangshifu 1992 seinen Marktauftritt hatte, wählte das Unternehmen unter 100 Rezepten „Rindsgulasch" als Spezialität. Noch heute macht dieses Produkt die Hälfe des Gesamtumsatzes von Kangshifu aus.

Da die chinesische Küche viele verschiedene Geschmacksrichtungen aufweist, entwickeln die Anbieter von Instant-Nudeln ununterbrochen neue Varianten ihrer bewährten Rezepte. Kangshigu hat in jeder Provinz „Geschmackforscher", die auf der Suche nach lokalen Besonderheiten sind und darüber der Unternehmensleitung Bericht erstatten.

Cai Chongbo ist stellvertretender Direktor der Abteilung für Instant-Nudeln bei Kangshifu. Mitte der 90er Jahren wurde er in die Provinz Fujian geschickt, um dort den Umsatz zu steigern. Damals betrug das Absatzvolumen dort lediglich sieben Millionen Yuan. Seine Zielvorgabe war, den Umsatz zu verdoppeln. Als Cai in Xiamen eintraf, ging er sofort mit den Nudelexperten auf einen Nachtmarkt. In einem Dapaidang (Restaurant unter freiem Himmel) haben sie 30 Gerichte bestellt, die auf vier Tischen gedeckt wurden: „Ich habe von dem Händler eine Schüssel und mehrere Stäbchen verlangt. Pro Gericht je ein Paar Stäbchen, damit es zu keinen Geschmacksbeeinträchtigungen kommen konnte. Wir probierten von allen Gerichten und protokollierten in einem kleinen Heft die Zutaten", erzählt Cai. „Der Wirt wurde schon ganz nervös und fragte uns nach unserem Beruf." Aus Spaß habe Cai gesagt, dass er nächsten Monat auf der anderen Straßenseite ein Dapaidang zu eröffnen beabsichtige.

Derzeit gibt es bei Kangshifu 300 verschiedene Produktreihen, die in verschiedenen Regionen auf den Markt geworfen werden. Auch Jinmailang verfügt über eine Produktpalette von 300 Artikeln. Jedes Woche wird eine neue Geschmacksrichtung von Instant-Nudeln auf den Markt gebracht.

Heftige Konkurrenz

Da die Fertignudel-Industrie nicht gerade zu den High-Tech-Branchen zählt, tummelten sich anfangs mehr als 200 Unternehmen auf dem Markt. Der Kampf um Marktanteile erscheint wie ein Lehrstück in Sachen „Made in China": einige wenige Firmen errangen bald die Oberhand und bilden heute ein Oligopol: die vier Marktführer Kangshifu, Jinmailang, Baixiang und Uni-President haben einen Marktanteil von 60 Prozent erobert und generieren 72 Prozent des Gesamtumsatzes der Branche.

„In China können wir keine geeigneten Marketing-Experten finden. Der Markt ändert sich jeden Tag. Niemand kann sich diesem Innovationstempo anpassen", sagt Cai Chongbo im Trainingzentrum von Kangshifu, wo die Werbekampagnen in Supermärkten vorbereitet werden. Hier wird über die kleinsten Details nachgedacht, wie zum Beispiel Höhe und Tiefe der Schränke, in denen die Waren präsentiert werden sollen. Die Sorgfalt der Produktpräsentation legt Zeugnis davon ab, dass es bei der Pflege des Image „Made in China" nicht nur auf technologische Innovation ankommt.

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