Im Jahr 1958 wurde von einem Japaner die Instant-Nudel erfunden. Inzwischen ist sie in der ganzen Welt beliebt. Allein im Jahr 2007 sind über 100 Milliarden Packungen Instant-Nudeln verkauft worden, die Hälfte dieses Nudelbergs wanderte in die Mägen der Chinesen.
Die Hauptaufgabe von Liu Junping ist der Ankauf von Qualitätsweizen, um daraus Instant-Nudeln herzustellen. Früher war Liu Bauer, heute aber ist er Direktor der Mehlabteilung sowie Vorstandsmitglied der Jinmailang Foods Co., Ltd. Vor 14 Jahren hat Fan Xianguo, der jetzige Generaldirektor von Jinmailang, mit acht Bauern, darunter Liu Junping, insgesamt 2,18 Millionen Yuan zusammengelegt und das Unternehmen Hualong für die Herstellung von Instant-Nudeln gegründet. Vorher hatten sie zusammen Kandiszucker bzw. Obstzucker verkauft. Im Jahr 2004 rief Hualong mit Nissin Foods aus Japan ein Joint Venture ins Leben. Im Jahr 2007 änderte Hualong seinen Namen zu Jinmailang.
Im Jahr 1984 wurden Instant-Nudeln zum ersten Mal in China hergesellt. Heute wird jährlich etwa ein Zehntel der Jahresproduktion von Mehl zu Instant-Nudeln verarbeitet. Im Jahr 2005 hat allein das Unternehmen Kangshifu (Meister Kang) 500 000 Tonnen Mehl in Fertignudeln verwandelt. Etwa 980 000 Bauern liefern ihren Weizen und andere Agrarprodukte an Meister Kang, ein Teil von ihnen arbeitet auch noch bei der Verarbeitung von Zutaten des Fertiggerichts mit. Die Produktion von Instant-Nudeln wird von den Regierungen aller Ebenen unterstützt.
Verbesserung der Mehlqualität
Anfangs lieferte Hualong Fertignudeln hauptsächlich in ländliche Gebiete. Die Konsumenten stellten keine besonders hohen Ansprüchen an Sortenvielfalt und Qualität. Nach dem Jahr 2000 aber wollte Hualong in das gehobene Preissegment der städtischen Verbrauchermärkte vorstoßen und begann verstärkt auf mittlere und hohe Qualität zu setzen. So musste sich Hualong auf die Suche nach mehr Liferanten von Qualitätweizen machen.
Zunächst importierte Hualong Weizen aus Kanada für die hochrangige Produktlinie. Der Preis für kanadischen Weizen beträgt 2,6 Yuan bis 2,8 Yuan pro Kilo. Der Preis für Weizen von chinesischen Bauern ist nur halb so teuer wie der importierte Weizen. Dies spiegelt den Zustand chinesischer landwirtschaftlicher Produktion wider: Hohe Arbeitsintensivität, hohe Produktionszahlen, aber geringe Qualität.
„Die Bauern waren anfangs nicht motiviert, die Qualität ihres Saatgutes zu erhöhen. Denn Saatgut hoher Qualität kostet pro Kilo mehr als 3 Yuan. Verwenden sie hingegen Saatgut aus ihrem selbst angebauten Weizen, dann kostet sie das keinen Pfennig", sagt Liu Junping.
Mit steigender Produktion hochwertiger Instant-Nudeln und der dadurch kontinuierlich wachsenden Nachfrage beschloss Jinmailang eine Verbesserung der traditionellen Herstellungsmethoden. Auf dem Fabrikgelände von Jinmailang wurde ein Versuchsfeld eingerichtet, auf dem unter Anleitung von Wissenschaftlern das Unternehmen an der Züchtung von Qualitätssaatgut arbeitete und neue Anbaumethoden erprobte. Nach einigen erfolgreichen Versuchen lieferte Jinmailang das Saatgut an Landwirte in der Umgebung aus, für das die Bauern zunächst keinen Pfennig bezahlen mussten. Nach der Ernte verkauften die Bauern den Weizen an Jinmailang zu einem Preis, der über dem Ankaufspreis der Regierung lag. Erst dann wurde das vorfinanzierte Saatgut abgerechnet. Auf diese Weise hat Jinmailang Qualitätsweizen bekommen, allerdings um ein Drittel günstiger als Importweizen.
Jedoch gehörten damit noch nicht alle Probleme der Vergangenheit an, erzählt Liu: „Die Agrarwirtschaft Chinas ist immer noch vorwiegend eine Kleinbauernwirtschaft. Jeder unserer Bauern hat zwar das gleiche Saatgut verwendet, aber verschiedene Anbaumethoden benutzt. Die Bewässerung und das Düngen fällt bei jeder Familie unterschiedlich aus." Deshalb ist auch Weizen sehr unterschiedlicher Qualität erzeugt worden. Jinmailang musste 33 Getreidespeicher einrichten, um den Weizen dort nach Qualität geschieden unterzubringen.
Bei einer Informationsreise nach Kanada hat Liu Junping festgestellt, dass ein nach modernsten betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten rationell Farmbetrieb, der normalerweise über große Anbauflächen verfügt, eine gleichbleibende Qualität von Agrarprodukten garantiert. Das lässt sich unter den Bedingungen der traditionellen chinesischen Art der Landwirtschaft leider nicht verwirklichen. In China produziert jede Familie für sich selbst. Diese jahrtausendealte Tradition sollte dringend geändert werden.
Anfang 2007 hat Jinmailang ein Pilotprojekt gestartet. Für eine Fläche von 100 000 Mu (ein Mu entspricht 1/15 Hektar) im Kreis Renxian lieferte das Unternehmen Saatgut und Agrartechnik, baute Bewässerungskanäle, bohrte Brunnen und errichtete einen Autobahnzubringer. Die Bauern pflügten die Felder und säten den Weizen. So konnten Aussaat und Anbau vom Unternehmen einheitlich organisiert und kontrolliert werden. „So haben wir jetzt einen Produktionsort für Weizen mit konstant guter Qualität," sagt Fan Xianguo, der Generaldirektor von Jinmailang.
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