04-06-2015
Kultur und Kunst
Die Zukunft beginnt mit einer Idee: Jahrtausendealtes chinesische Handwerk trifft modernes 3D-Drucken
von Edith Stifter

 

Kinder modellieren am Bildschirm

 

Der Workshop

Der 3D-Druckprozess umfasst drei Schritte: Die Idee, das 3D-Modell und der Druck. Das Motto der drei Designer lautet entsprechend auch: „If you can think it you can print it".

Die so unglaublich vielfältigen Designs der chinesischen Gitterwerke beruhen auf geometrischen Prinzipien. Dabei wird oft ein Detail gespiegelt und wiederholt, bis daraus ein Muster entsteht. Dieses Verfahren kommt übrigens auch in der Natur, vor allem bei Pflanzen vor. Dieses Prinzip wird dann bei der Konstruktion des 3D-Musters angewandt, eine der Komponenten wird gezeichnet, gespiegelt, und multipliziert und so entsteht finale Form.

Zur Zeit machen David Doepel, Ami Nigam und Leandro Rolon einen dreistündigen Workshop, bei dem man, nach einer Einführung über 3D-Druck und den kulturellen Hintergrund des chinesischen Gitterwerkes, Schritt für Schritt ein Design am Computer erstellt. Das Ziel der Designer ist dabei nicht das Endprodukt, ein hübscher Armreif, sondern sie wollen, dass die Teilnehmer ihres Workshops erkennen, welches Potential man hat, wenn man ein 3D-Modell erstellen kann. Es ist ein Einsteigerworkshop, um die Flamme zu entfachen.

Teilnehmer des Workshops waren auch Hausfrauen. Für sie ist es eine große Möglichkeit sich selbst zu verwirklichen oder vielleicht sogar etwas dazuverdienen. Im ersten Workshop nahmen auch zwei Wissenschaftler des Palastmuseums teil, denn dort beschäftigt man sich schon seit einiger Zeit damit, wie man die 3D-Drucktechnologie für den Schutz und Erhalt von Kulturgütern einsetzen kann. Immerhin kann man so sehr genau passende Teile ersetzen, wenn beispielsweise aus einem der wertvollen jahrtausendealten Ziegel der Verbotenen Stadt durch die Witterung ein Stück herausgebrochen ist.

Keinesfalls wollen Ami, David und Leandro es beim Entfachen der Flamme belassen. Derzeit entwickeln sie einen Volltageskurs für Kinder im Alter von 10-15 Jahren. Dieser soll noch interaktiver sein und den Kindern die Möglichkeit geben in einem Lernprozess ihre eigenen Entwürfe zu entwickeln. Für Kinder, die jünger als zehn Jahre sind, ist diese Technologie noch nicht geeignet, da Studien zeigen, dass das menschliche Gehirn in diesem Alter noch kein 3D-Modell auf einem 2D-Bildschirm verstehen kann.

Die drei Designer wollen auch eine Community in Beijing aufbauen, mit Designern, Architekten und anderen Technikinteressierten, um gemeinsam bestimmte Designprobleme und Researchprojekte angehen zu können.

Die chinesische Regierung hat das Potential ebenfalls erkannt und investiert in diese Technologie. 3D-Drucker werden für Schulen gekauft werden, und tatsächlich gibt bereits an Schulen, die mit diesen Geräten ausgestattet sind.

Die Zukunft beginnt also mit einer Idee. Die Inspiration und Ideen der Designer kommen dann aus 5000 Jahren Geschichte. Es war immer schon Ziel der Courtyard Institute traditionelle Kultur und moderner Gesellschaft zu verbinden. Wir sehen Anwendungsmöglichkeiten und verbliebene Einflüsse auf unser heutiges Leben. Die Integration von traditioneller chinesischer Kultur, Kunsthandwerk in moderne Technologien und modernes Design ist spannend und vor allem möglich.

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