04-06-2015
Kultur und Kunst
Die Zukunft beginnt mit einer Idee: Jahrtausendealtes chinesische Handwerk trifft modernes 3D-Drucken
von Edith Stifter

Was hat 3D-Druck mit jahrtausendealtem kulturellem Erbe zu tun? Jede Menge, und dass sich traditionelles Handwerk und die Technologien der Zukunft hervorragend ergänzen, beweisen drei Designer im Beijinger Courtyard Institute.

Der Endprodukt des Workshops

Tradition und Gegenwart

Das Courtyard Institute, das tatsächlich nur einen Steinwurf von der Verbotenen Stadt entfernt ist, wurde gegründet, um chinesische Kultur und Tradition den Menschen, die im Trouble des Alltags oft auf ihre kulturellen Wurzeln vergessen, wieder näher zu bringen und die Relevanz jahrtausendealter Kultur für das moderne Leben aufzuzeigen. Angeboten werden daher Kurse, Workshops und Vorlesungen. Eine der wichtigsten Zielgruppen sind Kinder von 8-11 Jahren. Gerade bei dieser Altersgruppe ist es auch besonders wichtig, ihnen die traditionelle Kultur auf interaktive und kreative Weise näher zu bringen und ihnen so zu zeigen, welche Bedeutung dies in ihrem eigenen Leben hat.

Daher werden viele Workshops angeboten, in denen die Kinder selbst Hand anlegen können, wie zum Beispiel beim Basteln traditioneller chinesischer Drachen, beim Schattenspiel oder sogar dem Bau von traditionellen Ziegelmauern, die man ja heute noch in den Hutongs sehen kann. Haben Kinder die Möglichkeit sich selbst auszudrücken und kreativ zu sein, wird auch ihr Interesse steigen.

 

Schatzsuche im Hutong

Tradition und Moderne: UP Plus 2 Drucker im Courtyard Institute

Sehr beliebt ist dabei auch die „Hutong Treasure Hunt". Dabei werden im Hutong verschiedene Punkte markiert, die von den Kindern gefunden werden müssen. Dort finden sie dann einen QR-Code, der sie zu einer neuen Aufgabe führt. Damit die Kinder ihre Motivation dabei nicht verlieren, werden spielerische Elemente eingebaut oder zwischendurch auch eine Kiste mit kleinen Geschenken. Da bei der Schatzsuche die historisch relevanten Gebäude, von denen es in der Umgebung zahlreiche gibt, eingebaut werden, lernen die Kinder auf spielerische Weise die Kulturschätze kennen, an denen sie sonst möglicherweise achtlos vorübergehen würden. Die Kinder sollen dabei lernen, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen!

In der Nähe des Courtyard Institutes finden man noch Mauern aus der Ming-Dynastie. Dort kann man noch die Markierungen aus den einzelnen Öfen, in denen diese Ziegel produziert worden waren, erkennen. Dies diente der Qualitätskontrolle, da so Ziegel minderwertiger Qualität zurückverfolgt werden konnten.

Überhaupt kann das Institut, das in einem wunderschönen traditionellen chinesischen Haus, das dem Institut dann auch den Namen gegeben hat, auf eine großartige, historisch wie kulturell bedeutende Nachbarschaft verweisen. Klettert man auf das Dach sieht man die Verbotene Stadt, den Jingshan Park. Der Songzhu Tempel und der Zhishi Tempel sind beide als Kulturerbe klassifiziert.

Bei soviel bedeutender Nachbarschaft und dem Auftrag, den man sich selbst gegeben hatte, lag es nahe, sich im Courtyard Institute auch mit Kulturgüterschutz zu beschäftigen. Dabei kam der österreichische Designer David Doepel, der am Courtyard Institute seit dessen Anfangstagen beschäftigt ist, weiter in Kontakt mit Architekten und Designern. Zwei von ihnen sind Ami Nigam und Leandro Rolon.

Ami Nigam ist ein Designer und Architekt aus Indien, der in England studierte und in London, Bombay und Beijing arbeitete. Leandro Rolon ist ebenfalls Architekt und Designer, hat in Kalifornien studiert und arbeitet seit mehr als zehn Jahren mit 3D-Drucken. Leandro Rolon hatte zuvor bereits in Beijing andere 3D-Druck Workshops geleitet und leitet auch eine 3D-Printing Meet-up Gruppe.

Die drei Designer verbindet ihr Interesse an neuer Technologie und 5000 Jahren chinesischer Kultur. Die Fülle von Kunst und Design, die man in China findet, bildet einen unendlichen Pool von Kunstschätzen und Techniken, von Kalligrafie, Keramik, Schnitzerei, Steinmetzarbeiten, Architektur.... David, Ami und Leandro suchten Ideen und Inspiration in den seit Ewigkeiten bestehenden Handwerken und saßen bis in die Morgenstunden zusammen, um eine schier endlose Liste möglicher Verbindungen von traditionellem Handwerk und moderner Technik zu erstellen.

1   2   3   >