10-10-2013
Kultur und Kunst
Das Fest des Doppelten Neunten(Chongyangjie)

Zum Chongyang-Fest musizieren Senioren in Taiyuan (Liu Xiangxiao)

Am 9. Tag des neuten Monats feiert man das Chongyang-Fest. Man ging in alter Zeit davon aus, dass die Zahl neun als größte ungerade Ziffer Segen, Glück und Licht mit sich bringe. Noch besser sei es natürlich, wenn diese hüchste ungerade Zahl zweimal vorkommt. Doppel-Neun klingt in der chinesischen Sprache wie „ewig", ein gutes Omen für viele Menschen. Ein Beispiel dafür war der Kaiserpalast der Ming- und der Qing-Dynastie, der aus 9999 Räumen bestehen sollte. Jedoch liegt der Ursprung des Festes des Doppelten Neunten bereits 2000 Jahre zurück, in der Östlichen Han-Dynastie.

So heißt es in einem Buch: Es gab zur Zeit der Östlichen Han einen gewissen Huan Jing aus Runan, der einen Taoisten namens Fei Changfang zum Lehrer hatte. Eines Tages sagte dieser, die Zukunft voraussehend, zu Huan:„Am 9. Tag des neunten Monats wird Unheil über dein Haus hereinbrechen. Alle deine Familienmitglieder sollen ein Beutelchen mit blühendem Hartriegel vorbereiten. Steigt dann auf einen Berg und trinkt dort Chrysanthemenwein, so passiert euch nichts." Am 9. Tag des neunten Monats ging Huan Jing, wie ihn der Meister geheißen hatte, mit seiner ganzen Familie auf den Berg. Als sie zurückkamen, fanden sie alle Tiere zu Hause - Hühner, Hunde und Schweine - tot. Man glaubt seither, dass ein mit Hartriegel gefülltes Beutelchen Unheil abwenden könne. Am 9. Tag des neunten Monat pflegt man, Chrysanthemenwein zu trinken, auf Berge zu klettern und von da aus in die Ferne zu blicken, um Böses zu vermeiden und Katastrophen abzuwenden.

Diese Tradition war zu Zeit der Tang-Dynastie bereits weitverbreitet. Freunde kamen zusammen, um zu plaudern, Wein zu trinken und zu dichten, sogar der Kaiser persönlich nahm an solchen Treffen teil. Viele Dichter haben uns schöne, bedeutungsvolle Verse hinterlassen, in denen das Chongyang-Fest besungen wird.

Gebräuche des Chongyang-Festes

Vor allem Bergsteigen, das Bei-sich-Tragen von Hartriegel, Weintrinken und die Betrachtung von Chrysanthemen sind charakterisisch für das Fest. Über die Benutzung der Hartriegel-Pflanze schrieb Zhou Chu in seinem Buch Fengtuji(Über Sitten und Gebräuche):„Am 9. Tag des neunten Monats bricht man Hartriegel-Zweige und steckt sie ins Haar, dies vertreibt das Böse und hält die Kälte zurück." Hartriegel ist ein niedrigwüchsiges, immergrünes Bäumchen, im Frühling trägt es weiße Blüten, im Herbst Früchte. Man verwendet diese Pflanze als Arznei gegen Entzündungen und zur Linderung von Schmerzen. Ein besonderer Wein wird auch daraus zubereitet. Die Blätter benutzt man zur Behandlung von Cholera, aus den Wurzeln kann man Insektengift herstellen. Hartriegel, am Körper getragen, verhindert Insektenstiche.

Eine fröliche Abwechslung ist auch das Betrachten von Chrysanthemen. Die Chrysantheme heißt auch Gelbblüte. Es gibt viele verschiedene Sorten, die in ihrer Schönheit wetteifern und die Kälte nicht fürchten. Auch wenn die Blüte beschädigt wird, ist der Stengel immer noch voller Kraft. Diese Tradition des Chrysanthemen-Bewunderns gibt es schon seit dem Altertum. In dem Werk Dongjing Menghualu(Aufzechnungen der prächtigen Hauptstadt Dongjing) wird dieses Ereignis erwähnt, es wird beschrieben, wie ein jeder am 9.Tag des neunten Monats in der Hauptstadt der Nördlichen Song-Dynastie Kaifeng die Chrysanthemen betrachtet. Während der Qing-Dynastie wurden an verschiedenen Orten zur Zeit des Chongyang-Festes Chrysanthemen-Ausstellungen eröffnet. Im Allgemeinen fand alle drei, fünf oder zehn Jahre eine Ausstellung statt, unvergleichlich schön war die Ausstellung, die einmal innerhalb eines 60-Jahre-Zyklus stattfand. Wer zwei dieser Ausstellungen sehen konnte, so hieß es, dem sei das Schicksal günstig gesonnen. Auf diesen Ausstellungen, wo „zehntausen Chrysanthemen in ihrer Pracht wetteiferten", waren auch viele Dichter und Maler zu finden, die die Blumenpracht in ihren Werken verewigten. An einigen Orten werden diese Ausstellungen auch heute noch organisiert, gezeigt werden besonders die Jadegrün-Chrysanthemen, Saphir-Chrysanthemen, „Kückenblumen", „Blumen des ewigen Lebens" und solche, die für Wein- oder Medikamentenherstellung benötigt werden.

Es war früher auch Sitte, Chrysanthemenwein zum Festtag zu trinken. Vom medizinischen Standpunkt her ist Chrysanthemenwein von Bedeutung: Er sorgt für klare Augen, hilft bei Schwindelgefühl und hohem Blutdruck.

Die Zeit um den 9. Tag des neunten Monats wird Mittherbst genannt. Der Himmel ist in dieser Jahreszeit blau und weit, es gibt wenige Wolken und die Temperaturen sind ausgeglichen. wenn draußen die Chrysanthemen blühen und die Ahornblätter sich rot färben, ist dies eine herrliche Gelegenheit für einen Herbstspaziergang. Es ist heute auch beliebt beim Volk, am Wochenende ins Grüne zu gehen, zu wandern, am See zu rudern, Chrysanthemenwein zu trinken und Longane zu essen.