Über alltagsnahe Themen debattieren
Cui Lan (1. l.), Mitglied der Jury und Vize-Direktorin der Fremdsprachenabteilung des FLTRP-Verlags (Foreign Language Teaching & Research Press) auf dem Wettbewerb
Im Achtelfinale mussten Chen Si und Zhang Ziheng einige Minuten überzeugend dafür argumentieren, das „Geld wichtiger ist als Liebe." Das Thema war für sie tatsächlich eine große Herausforderung. Chen meint: „Debattieren ist ein Prozess des Nachdenkens und Unterscheidens. Eigentlich finde ich, dass Liebe wichtiger ist als Geld. Wenn wir allerdings im Wettbewerb darüber diskutieren, müssen wir diese Frage nicht auf der moralischen, sondern auf der gedanklichen Ebene behandeln. Wir sollten überlegen, ob Liebe alles kann. Deswegen sammelten wir viele Situationen aus dem Alltag, um unsere Meinung zu untermauern. Aber vielleicht macht uns das in den Augen der Zuschauer kalt wie Stein."
Chen findet, dass jedes Thema auf dem Debattierwettbewerb großen Spielraum für Pros und Contras bietet. „Ich finde, die Themen fördern den Meinungsaustausch und die Ausdrucksfähigkeit in der deutschen Sprache. Das ist sehr gut für Germanistikstudierende."
Sommerfeld zufolge werden alle Themen des Debattierwettbewerbs vom Goethe- Institut ausgewählt. Zunächst findet eine geheime Sitzung statt, auf der die von den Instituts-Mitarbeitern gesammelten Themen besprochen werden. Es wird nach und nach selektiert und eine Auswahl getroffen. Eins muss sicher sein: Dass jedes ausgewählte Thema viele Argumente für Pro und Kontra bietet.
„Dann fragen wir chinesische Kollegen, ob die Themen für chinesische Studenten geeignet sind. Und außerdem versuchen wir noch, eine möglichst große Bandbreite anzubieten. Die Themen sollen alle Aspekte der Gesellschaft betreffen", so Sommerfeld weiter.
Cui Lan, Mitglied der Jury und Vize-Direktorin der Fremdsprachenabteilung des FLTRP-Verlags (Foreign Language Teaching & Research Press), erklärte gegenüber der Beijing Rundschau: „Die Themenauswahl für den Debattierwettbewerb ist zunehmend alltagsnah und weist einen aktuellen Bezug auf. Wir können daran sehen, dass die Veranstalter großen Wert darauf legen, dass die Teilnehmer nicht nur gute Sprachkenntnisse besitzen, sondern auch die heutige Gesellschaft kennen lernen."
Cui wurde schon drei Mal als Mitglied der Jury eingeladen. Sie meint: „Jedes Jahr steigt die Teilnehmerzahl. Die Lehrer der Delegationen gewinnen dadurch immer mehr Erfahrungen. Was noch wichtiger ist: Die Ausdrucks- und Kommunikationsfähigkeit der Teilnehmer wird immer besser. Denn immer mehr Germanistik-Studierende aus China haben die Möglichkeit, während ihres Studiums als Austauschstudent in einem deutschsprachigen Land zu studieren. Dadurch erweitern sie ihren Horizont und lernen die Welt besser kennen", sagt Cui.
In China deutsche Sprache und Kultur verbreiten
Der landesweite Debattierwettbewerb für Germanistikstudierende ist bereits sechs Mal in China veranstaltet worden. Jedes Jahr findet er in verschiedenen Städten und Hochschulen statt. Statistiken zufolge haben zwei Drittel der chinesischen Hochschulen und Universitäten, die Germanistik als Fach anbieten, schon daran teilgenommen.
„Unsere Hochschule bietet das Fach Germanistik noch nicht so lange an. Einen solchen landesweiten Debattierwettbewerb auszurichten, ist gut für den Aufbau der Germanistik-Fakultät. Bei der Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut können wir durch die deutschen Kollegen viel lernen. Wir erfahren etwas über ihr Vorgehen bei der Verbreitung der deutschen Kultur in China. Vom Dezember 2011 bis April 2012 diskutierte ich mit Frau Sommerfeld fast jeden Tag per Email über die Details des Wettbewerbs. Das ist für mich unvergesslich", sagt Xiong Yan, Direktorin der Deutschabteilung der Jiangsu Teachers University of Technology in Changzhou.
Auch für das Goethe-Institut sei der Debattierwettbewerb sehr wichtig, meint Verena Sommerfeld. Einerseits stehe er für die enge Zusammenarbeit zwischen den Goethe-Instituten und den chinesischen Hochschulen. Er ist auch das einzige Event, das landesweit in China für chinesische Germanistikstudierende abgehalten wird.
Andererseits sei der Debattierwettbewerb eine effektive Maßnahme, die deutsche Sprache und Kultur in China weiter zu verbreiten. „Hier haben sie zum Beispiel die Universität für den Debattierwettbewerb überall mit Schildern, Plakaten und Zeichnungen geschmückt. So erfährt jeder Student, dass am Wochenende auf dem Campus ein Wettbewerb für Germanistikstudierende stattfindet. Vielleicht wussten sie vorher nicht einmal, dass es hier so viele Deutschangebote gibt", sagt Sommerfeld. |