15-05-2012
Kultur und Kunst
Xi´an Qinqiang-Opernbühne: Erfolgreiche Reform der Bühnenorganisation
von Zeng Wenhui

Bühnenspektakel "Traumreise ins alte Chang´an"

 

Die Qinqiang-Oper, die als älteste noch existierende Form chinesischen Theaters gilt, wurde 2006 in die Liste des immateriellen Kulturerbes Chinas aufgenommen. Der bekannte Schriftsteller Jia Pingwa hat die Qinqiang-Oper als das „besondere Merkmal der Menschen aus Shaanxi" bezeichnet. Die Xi´an Qinqiang Opera Theater Co., Ltd. ist eine der ersten Kultureinrichtungen, die den Weg der Kommerzialisierung beschritten haben, und dies erfolgreich: die Kassen sind gut gefüllt, ohne dass dabei die Kunst auf der Strecke geblieben wäre.

„Seit 2005 hat sich die Xi´an Qinqiang Opera Theater Co., Ltd. in drei Phasen der Reform unterzogen," sagt Yong Tao, Generaldirektor der Operntruppe. Zunächst wurden verschiedene Ensembles zusammengelegt und nach kommerziellen Gesichtspunkten reorganisiert. Das Management folgte marktorientierten Kriterien und wählte schließlich die Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung. All das ist der Entwicklung der Qinqiang-Oper sehr zugute gekommen. 

 

Neue Organisation

Die Stadtregierung von Xi´an hat Anfang 2005 die vier Ensembles unter staatlicher Regie, nämlich Yisushe, Sanyishe, Qinqiang Ensemble Nummer Eins und das Erste-Mai-Qinqiang-Ensemble zum Xi´an Qinqiang Opera Theater vereinigt.

„Zum Zeitpunkt der Zusammenlegung gab es insgesamt 500 Beschäftigte auf und hinter den Bühnen. 300 von ihnen wurden in den Vorruhestand geschickt, um die finanzielle Belastung zu verringern. Mit den restlichen 200 wurde das Xi´an Qinqiang Opera Theater gebildet", so Yong.

2007 wurde das Xi´an Qinqiang Opera Theater dem Qujiang New District angegliedert, einem sogenannten „Versuchsfeld der nationalen Kulturindustrie". Damit einher ging eine Neuorientierung des Managements nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten. Aber auch die Aufführungspraxis und die Inhalte der traditionellen Oper wurden modernisiert. Zudem wurde in eine Renovierung des Theatergebäudes investiert.

Kou Yaling, Vize-Direktorin des Verwaltungskomitees des Qujiang New District ,erläutert, dass sich in der ersten Zeit nach der Zusammenlegung die grundsätzliche Situation der Angestellten noch nicht verändert hatte. Die Belegschaft galt nach wie vor als dem öffentlichen Dienst angehörig, nicht als von einem privatwirtschaftlichen Unternehmen angestellt.

2009 hat der Qujiang New District nach den Vorgaben über die Reform staatlicher Kultureinrichtungen einen konkreten Plan zur Umwandlung in eine GmbH ausgearbeitet. Innerhalb von nur achtzehn Tagen wurde dieser Wandel vollzogen.  Die Xi´an Qinqiang Opera Theater Co., Ltd. wurde mit einem Kapital von 81, 7 Millionen Yuan (10 Millionen Euro) gegründet. Die Angestellten, die natürlich an die Verhältnisse einer Planwirtschaft gewöhnt waren, haben dann alle einen Arbeitsvertrag unterzeichnet. Alle Schauspieler können sich heute nur noch unter Nachweis ihrer Qualifikation um eine Stelle im Ensemble bewerben.

„Das sagt sich leicht: Abschluss der Reform innerhalb von nur achtzehn Tagen! Aber wir haben zuvor natürlich mächtig Seelenmassage betreiben müssen", sagt Yong Tao. Der Verzicht der Leute auf ihren Status als Angehörige des öffentlichen Dienstes war in erster Linie ein psychologisches Problem. Die Stadt Xi´an aber konnte sicherstellen, dass es zumindest für die Rentner nicht zum Verlust dieses begehrten Status gekommen ist. Für die Aktiven gab es dann eine kräftige Gehaltserhöhung, um die Veränderung der Organisationsform schmackhaft zu machen. Nach Yong stiegen die Personalkosten von fünf Millionen Yuan (612 000 Euro) im Jahr auf 15 Millionen (1,8 Millionen Euro). Das Jahreseinkommen von Darstellern, die mit dem „Pflaumenblütenpreis des chinesisches Theaters" ausgezeichnet sind, beträgt 150 000 Yuan (18 369 Euro), Schauspieler der Stufe I erhalten nun 100 000 Yuan (12 246 Euro), die von Stufe II 80 000 Yuan (9797 Euro). Das durchschnittliche Monatseinkommen hat sich von unter 1000 Yuan (122,50 Euro) auf 4000 Yuan (490 Euro) gesteigert. „So ein System hat die Attraktivität des Berufs natürlich nachhaltig gefördert", so Yong Tao.

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