Die chinesische Theaterindustrie erlebt derzeit eine drastische Veränderung. Seit sich der Staat als Geldgeber immer mehr zurückzieht, treten zunehmend privatwirtschaftliche Investoren auf den Plan. Immer mehr Schauspielhäuser werden von Unternehmen gesponsert. Chinas Stückeschreiber stellt das vor eine schwierige Wahl: Streben nach kommerziellem Erfolg oder Verwirklichung künstlerischer Ideale? Am Ende steht nicht selten ein Kompromiss.
Kassenschlager: „A Love Rhapsody" ist das bisher profitabelste Stück im Repertoire des SanTuoQi-Theaters.
Das Beijinger Nine Theater liegt in unmittelbarer Nachbarschaft des neuen CCTV-Hauptsitzes. Von der turbulenten Welt des Fernsehens könnte das kleine Schauspielhaus aber wohl kaum weiter entfernt sein – es wird von einer durch und durch heimeligen Atmosphäre durchflutet. Seit 30. Mai richtet das Schauspielhaus ein zweimonatiges Theaterfestival aus, das vom Theater SanTuoQi unter Leitung von Zhao Miao organisiert wird.
Zhao repräsentiert eine neue Generation chinesischer Theaterschaffender. Im Dezember 1996, als er noch die Mittelschule besuchte, gründete er das SanTuoQi-Theater. Sein großer Traum: Dem modernen Theater in China zu neuer Blüte zu verhelfen. Die sieben Stücke des Festivals, die derzeit gezeigt werden, stellen einen Querschnitt durch das Repertoire des Theaters der letzten 15 Jahre dar.
Zur Verwirklichung seines Traums scheute Zhao nicht, in die eigene Tasche zu greifen. „In den ersten zehn Jahren musste jeder, der in einem der Stücke mitwirken wollte, 100 Yuan beisteuern. Wir haben die Studiengebühr genannt", erinnert sich Zhao. Meng Jinghui, Mitbegründer von Chinas aktueller Theaterszene, ging es anfangs kaum anders. Als Meng 1999 das Stück "Rhinoceros in Love" auf die Bühne brachte, setzte er seine eigene Wohnung ein, um die Kosten zu decken. Sein Einsatz zahlte sich aus: die Zuschauer waren verzückt und das Debüt wurde zum ersten Bühnenstück im Jahr 1999, das Gewinne einspielte.
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