Von der Skizze zum Endprodukt
Die Begeisterung um das Sympathische Schaf und den Großen Grauen Wolf sollte nicht vergessen machen, dass diese neue Trickfilmreihe nicht die erste Erfolgsgeschichte der chinesischen Animationsfilmindustrie ist. Mit dem „König der Affen" auf der Grundlage des klassischen Romans „Die Reise in den Westen", als dem populärsten Film der Epoche markierten die 1960er Jahre die Hochzeit des chinesischen Trickfilms.
„`Der König der Affen´ ist natürlich ein Klassiker seines Fachs. Er hat auch mich beeinflusst. Aber damals bedurfte es des Kraftaufwands der gesamten Nation und der Kunst vieler Meister, um das Werk zu verwirklichen", sagt Shao und fügt hinzu, dass Creative Power Entertainment versucht, eine ganze Animationsindustrie aufzubauen, anstatt nur ein einzelnes Meisterwerk zu schaffen.
In den darauffolgenden Jahren trafen Trickfilme aus heimischer Produktion immer weniger den Geschmack des Publikums. Man gewöhnte sich an ausländische Ware, vor allem erfreute der Astro Boy aus Japan, der 1981 eingekauft wurde und zum erfolgreichsten Kindertrickfilm seiner Zeit avancierte. In den 1990ern hatten ausländische Produkte nahezu alle heimischen Produzenten vom Markt gedrängt, ihnen blieb nur noch ein magerer Marktanteil von 10 Prozent.
„Vor einigen Jahren hieß es noch, dass man in die Trickfilmindustrie gehen solle, wenn man sein Geld unbedingt verbrennen wollte, denn die Branche war berüchtigt für garantierte Verluste. Das ist auch der Grund dafür, warum wir mit low-budget Produktionen und ohne raffinierte Technologie angefangen haben und so unter recht ärmlichen Verhältnissen Xi Yang Yang und den Großen Grauen Wolf produzierten", sagt Liu.
Der Wendepunkt kam für die chinesische Trickfilmindustrie im Jahr 2004. Die Staatliche Radio-, Film- und Fernsehverwaltung (SARFT) erließ eine Verordnung, wonach ein Drittel aller Fernsehsender ab Ebene der Provinz einen Kinderkanal einrichten müssten. Der Anteil von heimischen Produkten am Einkauf von Trickfilmsendungen durfte nicht unter 60 Prozent liegen. In Sendezeit ausgedrückt, bedeutet dies 280 000 Minuten Trickfilm, aber im Jahr 2004 gab es nur insgesamt 21 800 Minuten heimische Trickfilme. Hier erblickte Creative Power Entertaining seine Change und wagte den Markteintritt.
Aber der Markt war hart, erzählt Zhang, denn die meisten Kinder bevorzugten ausländische Filme, die waren unterhaltsamer. Chinesische Anbieter, die angesichts unzureichender finanzieller Ausstattung eher kurzfristigen Gewinn im Auge hatten, setzten auf Masse statt auf Qualität. Deshalb ließen ihre Produkte arg zu wünschen übrig.
Der große Erfolg von „Sympathisches Schaf und Großer Grauer Wolf" hat diesen Trend umgekehrt und ein gutes Beispiel dafür geliefert, dass man mit hoher Qualität Zuschauer und einen höheren Marktanteil gewinnen kann.
China muss auch noch ein weiteres Problem in seiner Animationsfilmindustrie in den Griff bekommen: Produktpiraterie.
„Nahezu 90 Prozent aller Merchandising Produkte, die sich auf dem Markt finden, sind Fälschungen. Aber wir können wenig gegen dieses Phänomen ausrichten", so Liu.
Liu hebt hervor, dass die wichtigste Frage die Rekrutierung kreativen Nachwuchses sei, wenn man gegen die ausländische Konkurrenz antreten wolle.
„Uns fehlt es an schöpferischer Kraft und Marketing. Viele Hochschulabsolventen verfügen über solide Kenntnisse, haben aber zu wenig Kreativität", klagt Liu. Zur Suche nach und zur Förderung von Talenten kooperiert Creative Power mit Hochschulen. Das Ziel ist die Aufnahme von Trickfilm und verwandten Themen in den Lehrplan, damit künftige Animation Directors aus den Reihen der studentischen Jugend hervorgehen können. |