10-09-2008
Kultur und Kunst
„Liuli" kehrt zurück
von Feng Jianhua

Eine kaiserliche Handwerkskunst ist heute mit Existenzproblemen und Zukunftsängsten konfrontiert.

 

Etwas nördlich vom Vogelnest in Beijing gibt es ein Ausstellungshalle mit dem Name „Häuser voller Glückswolken", wo das immaterielle Kulturerbe Chinas und die unterschiedlichen Sitten jeder Provinz des chinesischen Festlandes, Hongkongs, Macaos und Taiwans bewahrt werden. Jedes Haus ist einer Provinz gewidmet und präsentiert auf rund 100 Quadratmetern Charakteristisches aus der Region. Das Taiwaner „Haus voller Glückswolken" setzt ganz und gar auf Glas.

Diese Gegenstände aus farbigem Glas in der Ausstellung nennt man auf chinesisch „Liuli", ein Begriff, der im Altertum Glas bezeichnete. Heute beschreibt man mit dem Wort „Liuli" eine Glassorte oder die farbigen Glasprodukte, die durch die Zutat von Metalloxiden veredelt werden. Die Herstellung von „Liuli" ist sehr kompliziert und erfordert insgesamt zehn Arbeitsschritte, von denen die meisten in Handarbeit ausgeführt warden müssen.

Lange Geschichte

Als ein sehr altes Handwerk erfreut sich „Liuli" in China einer Geschichte von mehr als 2 000 Jahren. Allerdings konnte Liuli in der Vergangenheit nur von Adelsfamilien benutzt werden. Zur Mitte des 14. Jahrhunderts war dieses Kunsthandwerk fast ausgestorben. Damals war das Liuli-Glas übrigens opak.

Mit dem Wort „Liuli" verbinden die meisten Chinesen die glasierten bunten Ziegel auf dem Dach der Verbotenen Stadt. Dieses Produkt war nur selten auf oder in den Häusern des gemeinen Volkes zu finden. Allerdings kann das heute anders werden. Wenn man das Taiwaner „Haus voller Glückswolken" betritt, bekommt man einen guten Eindruck von der dortigen Liuli-Produktion. Im hellen Licht glitzern die Liuli-Artikel und sind transparent wie Kristall, was die Blicke der Zuschauer magisch auf sie zieht. Viele bleiben fasziniert im Gedränge stehen.

Yang Hong, eine der Betreuerinnen der Ausstellung, sagt, dass die Zahl der täglichen Besucher seit 9. August durchschnittlich 8 000 Menschen betrage.

„Früher wussten nur wenige Leute über „Liuli" Bescheid, aber heute freue ich mich darüber, dass mindestens die Hälfte der Besucher bereits über Kenntnisse verfügen und sich für dieses Handwerk interessieren", sagt Yang.

Im alten China gehörte Liuli zu den fünf bekannten Materialien (die anderen vier waren Gold / Silber, Jade, Porzellan und Bronze). Wegen seiner Zerbrechlichkeit und des Vorurteils vieler Menschen, dass Liuli „nur" Glas sei, gibt es nur wenige Menschen, die Liuli-Artikel sammeln, während es viele Sammler der anderen vier Gegenstände gibt. Yang meint, dass die Chinesen Jade bevorzugen, denn dieser Stein symbolisiert Glück und ist ein Medium zwischen Mensch und Natur.

Aber jetzt ist der künstlerische Wert von Liuli nach und nach von immer mehr Chinesen entdeckt worden. Und das Marktpotenzial von Liuli wächst: Viele Liuli-Werkstätten sind gegründet worden, obwohl die meisten von Ihnen klein sind und die Produkte von ungelernten Handwerkern hergestellt werden.

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