15-06-2015
China Reportage
Beijings Luft wird allmählich besser
von Zheng Yang

Wissenschaftler des Städtischen Umweltkontrollzentrums von Beijing überwachen die Luftqualität (WEI YAO)

Unter diesem Druck gab der Staatsrat im September 2013 den Aktionsplan zur Prävention und Kontrolle der Luftverschmutzung heraus.  Darin wird das Ziel dargelegt, die PM2,5-Konzentration in Beijing und Umgebung bis 2017 um 25 Prozent auf 60 Mikrogramm pro Kubikmeter zu senken. Im gleichen Monat gab die Stadtverwaltung von Beijing ebenso ihren auf fünf Jahre angelegten Aktionsplan Saubere Luft (2013-2017) bekannt. Er beinhaltet eine Reihe von Maßnahmen zur Reduzierung des Kohleverbrauchs, der Autoabgase und der industriellen Verschmutzung. Schätzungsweise 12 Millionen US-Dollar sollen zur Erreichung  dieses Ziels ausgegeben werden.

Nach Einschätzung von Experten ist dieser Plan zwar vielversprechend, aber noch nicht ausreichend. Beijing ist im Westen und Nordosten von Bergen umgeben, so dass die Luftqualität von der Windrichtung abhängt. Der Wind aus Süden und Osten – dort liegen die stark industrialisierten Provinzen – transportiert Schadstoffe in die Stadt. Ein Drittel der Luftverschmutzung in der Hauptstadt sei im vergangenen Jahr von außen gekommen, so Fang.

"Die Fortschritte des letzten Jahres sollten auch unseren Nachbarn zugeschrieben werden", erklärte er. Hebei, Nachbarprovinz mit der stärksten Umweltverschmutzung, hat Dutzende von Strategien und Maßnahmen zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung herausgegeben. So soll die Stahlproduktionskapazität von 2013 bis 2017 um 60 Millionen Tonnen gesenkt werden. Diese Verringerung entspricht dem 1,5-fachen der jährlichen Stahlproduktion Deutschlands. Die Senkung der Zementproduktion und des Kohleverbrauchs soll ebenso höher ausfallen als die jährlichen Zahlen für Japan bzw. Kanada. Vier weitere Regionen in der Nähe, Tianjin, Shandong, Shanxi und die Innere Mongolei, sind ebenfalls im Rahmen eines von der Zentralregierung eingerichteten Mechanismus zur Zusammenarbeit aktiv geworden.

Selbst dann ist es Beobachtern zufolge aber noch zu früh, eine positive Prognose abzugeben. Beijings Bevölkerung wächst in jedem Jahr um 500.000 Menschen. Der Energieverbrauch steigt um 7 Prozent, außerdem sind die 5,6 Millionen in der Stadt gemeldeten Fahrzeuge zu 31 Prozent für die Luftverschmutzung verantwortlich.

"In jedem Land ist die Kontrolle der Luftverschmutzung ein schrittweiser Prozess", erklärte Zhang Dawei, Direktor des Städtischen Umweltkontrollzentrums in Beijing.

Beijings Bemühungen zur Bekämpfung der Luftverschmutzung begannen bereits  1998. In den vergangenen zehn Jahren schwankte die durchschnittliche PM2,5-Konzentration zwischen 80 und 120 Mikrogramm pro Kubikmeter. „In Relation zum BIP-Wachstum hat sich die Situation nicht verschlechtert", meint Zhang.

Das Umweltkontrollzentrum, in dem Zhang arbeitet, hat eine Website, eine App sowie ein Social Media Account eingerichtet, um Informationen zur Luftqualität in Echtzeit zu veröffentlichen. „Der Kampf erfordert den Einsatz jedes Einzelnen", sagt Fang. „NGOs sind willkommen."

Die Regierung will sicherstellen, dass Unternehmen und Fabriken Informationen über ihre Schadstoffemissionen zur Verfügung stellen. Die Verschärfung der Emissionswerte werde ein weiterer Schwerpunkt sein, so Li Sufang, ein Beamter in der Städtischen Entwicklungs- und Reformkommission Beijings.

Beijing hat mittlerweile damit begonnen, den nächsten Plan auszuarbeiten, den Aktionsplan Saubere Luft 2018-2022. Bevor man sich näher damit beschäftigt, ist es aber wichtig, erst einmal sicherzustellen, dass der erste Fünfjahresplan sichtbare Ergebnisse bringt.

 

 

Infokasten

 

Hauptursachen für PM2,5 in Beijing

Fahrzeuge: 31,1 Prozent

Kohlefeuer: 22,4 Prozent

Industrielle Produktion: 18,1 Prozent

Staub von Baustellen: 14,3 Prozent

Sonstige: 14,1 Prozent

 (Quelle: Städtisches Umweltschutzamt Beijing)

 

Beijings Aktionsplan Saubere Luft (2013-2017)

Senkung des Energieverbrauchs:

Senkung des Kohleverbrauchs von 25,4 Prozent auf unter 10 Prozent;

Vier Kohlekraftwerke sollen durch erdgasbefeuerte Wärmekraftwerke ersetzt werden

Verstärkte Bemühungen zur Entwicklung sauberer und erneuerbarer Energien

 

Abgassenkung bei Fahrzeugen:

Einführung neuer strenger Abgasnormen

Begrenzung der genutzten Fahrzeuge auf 6 Millionen (rund 5,6 Millionen bis Ende 2014)

Auslaufen lassen oder Modernisierung von 1,5 Millionen alten Fahrzeugen

Einführung von 200.000 Fahrzeugen mit alternativem Antrieb

 

Emissionsabbau in der Industrie:

Schließung von1200 Unternehmen, die die Umwelt stark belasten

Einführung strengerer und moderner internationaler Normen in den umweltbelastenden Industrien

 

Staubkontrolle:

Anpflanzung von Grünflächen in der Stadt und Wäldern rund um Beijing, die als Windschutz fungieren

Überwachung und Kontrolle der Stauberzeugung an Baustellen

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