15-06-2015
China Reportage
Beijings Luft wird allmählich besser
von Zheng Yang

Ein Mitarbeiter des Sicherheitspersonals im Wärmekraftwerk Jingxi in Beijing (WEI YAO)

Als Hauptstadt der zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt fehlt es Beijing nicht an beeindruckender Infrastruktur wie turmhohen Wolkenkratzern und einer U-Bahn, die kontinuierlich erweitert wird. Aber es gibt auch Veränderungen, die weniger sichtbar sind, und dennoch weitreichende Auswirkungen haben.  Aus Fabrikschornsteinen steigen beispielsweise deutlich weniger Abgase auf.

Die Schließung zweier Kohlekraftwerke im März war ein umwelttechnischer Meilenstein für Beijing.  Auf diese Weise kann der Kohleverbrauch um 460 Tonnen pro Jahr gesenkt werden. Seit den 1950er Jahren wurden der Strom und die Energie für die winterliche Zentralheizung in Beijing von vier Kohlekraftwerken erzeugt. Heute ist nur noch eins davon in Betrieb. Es soll 2017 geschlossen werden, diese Frist ist in Beijings erstem Fünfjahresplan (2013-2017) zur Luftreinigung vorgesehen, dessen Ziel 100 Prozent saubere Energie sind. Die Kraftwerke werden durch vier erdgasbefeuerte Wärmekraftwerke im Südosten, Südwesten, Nordosten und Nordwesten der Stadt ersetzt.  

Das Kraftwerk im Nordwesten ist seit Oktober 2014 in Betrieb. Verglichen mit Kohlekraftwerken der gleichen Kapazität ist das neue Gaskraftwerk „effizienter und beansprucht eine geringere Fläche", so Manager Zhao Jianbao. Noch entscheidender ist, dass es „die wichtigsten Schadstoffe in der Luft-Kohlendioxid, Stickstoffoxid und Schwefeldioxid - um  2,45, 15,7 bzw. 7,42 Millionen Tonnen pro Jahr senken kann".

Im ersten Drittel dieses Jahres meldete Beijing im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 42 Prozent weniger "Tage mit starker Luftverschmutzung".  Die Konzentration von PM2,5 (gesundheitsschädigende Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometer) nahm um 19 Prozent ab. Die geringere Kohleverbrennung sei einer der wichtigsten Gründe für diese Verbesserung, erklärte Fang Li, stellvertretender Direktor der städtischen Umweltschutzbehörde in Beijing.

"Es gibt eine sichtbare Verbesserung (der Luftqualität) im Vergleich zum Vorjahr", erklärte Fang. „Im vergangenen Jahr wurden die stärksten Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung durchgeführt."

Beijings hohe Smogwerte sorgten in jüngerer Vergangenheit immer wieder weltweit für Schlagzeilen. Der durchschnittliche PM2,5-Wert betrug 2014 mehr als das Doppelte des von der WHO festgelegten Standards von 35 Mikrogramm pro Kubikmeter. Das Smogproblem gefährdete nicht nur die Gesundheit der mehr als 20 Millionen Einwohner, sondern erwies sich auch als hinderlich für Beijings zunehmend wichtige internationale Rolle.  

Im Rahmen seiner Bewerbung um die Olympischen Winterspiele von 2022 versprach Beijing, seine Luftqualität deutlich zu verbessern, sie soll bei Abhaltung der Spiele den WHO-Standards entsprechen. Nach 2022 sollen weitere Maßnahmen zur Senkung der jährlichen Feinstaubdurchschnittswerte ergriffen werden, um bis 2030 den nationalen Standard von 35 Mikrogramm pro Kubikmeter zu erreichen und „so das Problem (der Luftverschmutzung) im Wesentlichen bis um 2030 zu lösen", so formulierte es das Bewerbungskomitee.

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