2014 verschärfte China die Regulierungen für Filme und Serien.
Fans der Serie "The Big Bang Theory" bedauern dessen Absetzung, doch CCTV hat bereits angekuendigt, die Serie bald 0berarbeitet wieder auszustrahle
Es herrscht Unruhe unter den Fans der chinesischen Fernsehserie „The Empress of China". Das Problem: in der Serie sind kein Dekolletés zu sehen. Das war nicht immer so, denn als die erste Folge der heiß erwarteten neuen Serie am 21. Dezember im chinesischen Fernsehen anlief, blitze dem Zuschauer noch eine Menge nackter Haut in kaiserlichen Kostümen entgegen. Wenige Tage später wurde die Ausstrahlung der Serie allerdings für vier Tage unterbrochen. Als sie wieder im Fernsehen anlief, waren deutliche Änderungen erkennbar: Sämtliche Szenen, in denen ein weibliches Dekolleté zu sehen war, wurden durch Nahaufnahmen des Gesichts der Schauspielerin ersetzt.
Laut einer Umfrage von Chinas Twitter-Äquivalent Sina Weibo beantworteten 95% der Teilnehmer die Frage „Entfernung der Dekolletészenen, ja oder nein?" mit „nein". In den Internetforen liest sich einige Empörung über diesen Eingriff, so beschwert sich der Nutzer asterWan auf der Website von China Daily: „Man kann nicht einmal die Bewegungen der Figuren sehen, geschweige denn die Kostüme oder das Set. Man muss raten, ob die Frau gerade sitzt oder steht oder liest oder schreibt".
Obwohl Hunan TV dazu keine Stellung nahm, vermuten die Zuschauer hinter den Änderungen ein Eingreifen der SARFT, Chinas „State Administration of Radio, Film and Television". Die Behörde ist eine der drei landesweiten Kontrollinstanzen für Medien, neben der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit beim ZK der KP Chinas (engl. CPD) und der Generalverwaltung für Presse und Publikation (engl. GAPP). Die SARFT ist u.a. verantwortlich für die Kontrolle des chinesischen Filmmarktes und reglementiert die Zahl fremdländischer Filme, die in chinesischen Kinos anlaufen dürfen. Nach einem Übereinkommen zwischen Chinas Staatspräsidenten Xi Jinping und dem amerikanischen Vizepräsident Joe Biden im Februar 2012, wurde die Quote importierter Filme pro Jahr immerhin auf 34 erhöht.
Doch viele Filme werden von der SARFT mit dem Ziel, die chinesischen Werte zu schützen, vor ihrer Ausstrahlung abgeändert oder gar nicht erst zum Import nach China zugelassen; so zum Beispiel Die Geisha und, aufgrund expliziter homosexueller Sexszenen, auch Brokeback Mountain. Das vermutlich prominenteste Beispiel für die Entfernung von Sex- und Gewaltszenen, so bedauert die Website China.org, ist der Film Cloud Atlas, der im Januar 2013 in China anlief – allerdings um knapp 40 Minuten gekürzt und um einige pikante Szenen ärmer.
Obwohl dem chinesischen Publikum im Kino und im Staatsfernsehen einiges vorenthalten wird, genossen die großen Internet-Videoportale des Landes bisher große Freiheit. Die sehr umfangreichen Videoplattformen wie Youku, Tudou oder Qiyi kaufen die Lizenzen vieler amerikanischer Filme und Serien auf und bieten diese kostenlos zum streamen an, manchmal nur Stunden nach der Ausstrahlung im amerikanischen TV. Am 19. März letzten Jahres änderte sich dies allerdings, als die SARFT die neuen Richtlinien für ausländisches Videomaterial im Internet veröffentlichte: Seitdem müssen alle Filme und Serien, die im Internet verfügbar gemacht werden sollen, zuvor an die Behörde gereicht und dann von dieser zugelassen werden. Besorgte Serienfans gehen davon aus, dass somit bis zu 80% aller ausländischen Produktionen vom Netz genommen werden könnten. Die neuen Vorgaben der SARFT sind vermutlich der groß angelegten Kampagne zuzuordnen, die Chinas Regierung letztes Jahr eingeleitet hat: „Sauberes Internet 2014". Angegangen werden sollen Pornografie, Gewalt und Gerüchte im Web.
Viele Serien hat die neue Regelung bereits hart getroffen. Die besonders unter Studenten sehr beliebte Sitcom The Big Bang Theory und mit ihr auch The Good Wife wurden als zwei der ersten Serien im April von den Videoportalen entfernt. Seit einiger Zeit kursiert allerdings das Gerücht, CCTV habe aufgrund der großen Nachfrage die Rechte von The Big Bang Theory gekauft und werde bald eine überarbeitete Version ausstrahlen. Die Begeisterung der Fans hält sich allerdings in Grenzen.
So sehr ausländische Filmproduzenten eine mögliche Zensur der SARFT fürchten mögen, sie können doch nicht ignorieren, dass Chinas Filmindustrie die am schnellsten wachsende der Welt ist. Allein im Jahr 2014 stiegen laut der Motion Picture Association of America die Kasseneinnahmen um 27% im Vergleich zum Vorjahr. Der Bedarf nach Serien ist da und der Markt gewaltig, seit längerem sind Hollywoods Produktionsfirmen daher schon auf der Suche nach chinesischen Investoren. Erst im Juni schloss Studio 8 einen Kooperationsvertrag über eine Milliarde Dollar mit dem chinesischen Investor Fosun International Ldt. ab. In Hinblick auf die Anforderungen des chinesischen Marktes würden in Hollywood bereits Scripte abgeändert oder sogar ganze Parallelversionen von Filmen angefertigt, schildert Bloomberg. Tom Nunan, Gastprofessor an der University of California, äußerte sich dazu vor kurzem wie folgt: „Jedes Mainstream-Filmstudio ist äußert darauf bedacht, den chinesischen Markt nicht zu verärgern, da er so eine bedeutende Einnahmequelle geworden ist". Es sieht also ganz danach aus, also würden in Zukunft vermehrt Filmproduktionen in Kooperation zwischen der chinesischen Filmbranche und Hollywood entstehen.
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