Die Organisation der Olympischen Spiele und der Olympischen Jugendolympiade unterscheidet sich deutlich, auch wenn das vielleicht nicht auf den ersten Blick so erscheint. Nanjing, Austragungsort der diesjährigen Jugendolympiade, hat sich zum Ziel gesetzt, bei der Organisation zu sparen und mit wenig kommerziellen Elementen auszukommen.
Vom Messezentrum zur olympischen Sportstätte: Der Umbau der Messehallen des Nanjing International Exhibition Center für die Fechtwettbewerbe war nicht leicht (Xu Bei)
Mehr Spielfreude beim Badminton: Die Longjiang-Sporthalle hat vor der Jugendolympiade einen neuen Boden erhalten (Xu Bei)
Die Longjiang-Sporthalle liegt im Nanjinger Stadtbezirk Goulu, sie wurde bereits in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts erbaut. In der Nähe befinden sich zahlreiche Wohnviertel, die Lage ist verkehrsgünstig, daher kommen jeden Tag viele Anwohner hierhin, um Badminton zu spielen oder den Sport zu günstigen Preisen zu erlernen. Vom 16. bis 28. August aber wird die Halle bei der zweiten Jugendolympiade Austragungsort für die Judo- und Ringer-Wettkämpfe sein.
Um olympischen Standards zu entsprechen, sind die Licht- und Klimaanlage sowie der Boden der Halle erneuert worden. Seit 2002 spielt Yang Xiaoxin (30) hier zweimal in der Woche Badminton. Er wohnt in der Nähe und hat die Modernisierung der Halle miterlebt. „Auf dem neuen Boden zu spielen, bringt mir ein besseres Gefühl. Als Nanjinger kann ich so auch selbst von der Jugendolympiade profitieren", sagt er. Nach Abschluss der Sportveranstaltung wird die Longjiang-Sporthalle wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen und auch die Hobbysportler kommen in den Genuss der verbesserten Ausstattung.
Die Nutzung bereits bestehender Sportstätten ist bei der Jugendolympiade ein wichtiges Mittel zur Kostenersparnis. „Als wir 2010 mit der Organisation begannen, warb China gerade landesweit für Sparsamkeit bei der Jugendolympiade. Außerdem wollte das Internationale Olympische Komitee (IOC) gegen die Kommerzialisierung der Olympischen Spiele vorgehen. Deswegen ist Sparsamkeit zum obersten Prinzip für uns geworden", erklärt Nanjings Bürgermeister Miao Ruilin.
Vor vier Jahren gab Singapur für die erste Jugendolympiade insgesamt umgerechnet 2 Billionen Yuan aus. Obwohl das Nanjinger Organisationskomitee noch keine konkreten Angaben zum Budget der diesjährigen Jugendolympiade veröffentlicht hat, machte es deutlich, dass die Gesamtausgaben mindestens 10 Prozent unter denen in Singapur liegen sollen, d.h. das Sportereignis soll nicht mehr als 1,8 Billionen Yuan kosten. Wie man die Veranstaltung trotz begrenzten Budgets dennoch so organisieren kann, dass sie olympischen Standards entspricht und gleichzeitig dazu beiträgt, die Infrastruktur der Stadt zu verbessern, damit auch die Bürger profitieren, waren wichtige Fragen während der gesamten Vorbereitung.
Seit langem steigen die Kosten für die Organisation der Olympischen Spiele, was die Veranstalterländer unter riesigen finanziellen Druck setzt. In vielen Olympia-Städten entfaltet sich eine rege Bautätigkeit, es entstehen zahlreiche neue Sportstätten. „Der Glanz der Olympiade dauert aber nur rund zehn Tage an. Doch die Bürger leben auch danach noch in der Stadt und sollten dann nicht bis über beide Ohren verschuldet sein. Wir dürfen nicht hinnehmen, dass sich neu gebaute Sportstätten in reine Schmuckstücke verwandeln", meint Billy Payne, Präsident des Organisationskomitees der Olympischen Spiele in Atlanta.
Erfreulicherweise handelt es sich bei den meisten der 35 Wettbewerbsstätten der Nanjinger Jugendolympiade um Gebäude, die für die Spiele lediglich umgebaut und nicht komplett neu errichtet wurden. Das Prinzip der Vorbereitungen lautet: „Wenn die Sportstätten umgebaut werden können, sollen keine neuen gebaut werden. Wenn die Einrichtung der Sportstätten instand gesetzt werden kann, soll sie nicht ausgetauscht werden; wenn die Einrichtung der Austragungsstätten ausgeliehen werden kann, soll keine neue gekauft werden."
Ein Beispiel für die Umsetzung dieser Prinzipien ist das International Exhibition Center, eigentlich ein Messezentrum. Während der Jugendolympiade finden hier in zwei Hallen die Wettbewerbe im Boxen, Taekwondo und Fechten statt. Dazu wurden Zuschauertribünen und Sitzplätze gemietet. Nach Ende der Veranstaltung werden sie wieder abgebaut und das Messegelände erhält seine ursprüngliche Funktion zurück.
Die Verwandlung des Messezentrums in eine olympische Sportstätte war keine leichte Aufgabe. Vor allem die Hallenbeleuchtung bereitete den Mitarbeitern Kopfzerbrechen. Die Ansprüche an die Beleuchtung sind beispielsweise beim Fechten sehr hoch. Obwohl das Messezentrum während der Asian Youth Games im August 2013 bereits als Austragungsstätte für Fechtwettbewerbe diente, entsprach die vorhandene Beleuchtung dennoch nicht den strengeren Olympia-Standards.
„Zunächst war geplant, die ganze Lichttechnik auszutauschen. Das hätte 12 bis 13 Millionen Yuan gekostet. Nach den Spielen wäre die Beleuchtung allerdings nutzlos gewesen", erklärt Liang Qihui, der für die Umbauarbeiten im International Exhibition Center verantwortlich ist. „Um den Anforderungen des Internationalen Fechtverbandes zu entsprechen und gleichzeitig zu sparen, haben wir schließlich eine andere Lösung gefunden. Wir ändern nur die Position der vorhandenen Lampen, damit erfüllt die Beleuchtung die gestellten Anforderungen."
Von allen 35 Austragungsorten wurde nur ein einziger neu gebaut, es handelt sich um den Sportpark der Jugendolympiade im Vorort Pukou, wo es bislang keine Sportstätte gab. „Wenn wir auch die Organisation der Jugendolympiade nicht übernehmen, so werden wir doch dieses Sportzentrum bauen", erklärte der Bürgermeister.
Ein wichtiges Zeremoniell vor dem eigentlichen Beginn der Olympiade ist der Fackellauf. Das „Sparprinzip" hat das Komitee hier auf eine neue Idee gebracht. Die Fackel wird per App virtuell weitergegeben - abgesehen davon, dass die Fackel natürlich in Griechenland entzündet wurde und in Nanjing ankommen wird.
Das Internet mache den Fackellauf unabhängig von unterschiedlichen Ländern und Orten, meint Zhang Le, Direktionsassistentin der Kultur- und Bildungsabteilung im Jugendolympischen Komitee von Nanjing. Leute können überall daran teilnehmen. Außerdem kommt die Fackel in viele Orte, die sie früher nicht erreichen konnte. „Der virtuelle Fackellauf hat in großem Umfang Kosten gespart, reduziert CO2-Emissionen und ist umweltfreundlich", so Zhang weiter.
Bei der Organisation der Jugendolympiade zu sparen, bedeutet keinesfalls, dass man kein Geld ausgeben will, sondern nur, dass jede Ausgabe genau kalkuliert wird. „Trotz eines kleinen Budgets können wir mit einem großartigen Event rechnen", versprach Liu Yi'an, ständiger Vizebürgermeister von Nanjing, auf einer Pressekonferenz.
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