Verstärkte Bemühungen im Kampf gegen den Tierschmuggel.
Wildererbeute: Vom Aussterben bedrohte Tiere und Erzeugnisse, die bei einer Polizeirazzia gegen illegalen Tierhandel in der Provinz Yunnan von August bis Oktober 2011 sichergestellt wurden. Yang Zongyou
Fang Chenggang in dem Autonomen Gebiet Guangxi der Zhuang-Nationalität in Südchina ist ein Knotenpunkt für den illegalen Tierhandel. Die Stadt ist ein wichtiges Tor zu Südostasien, liegt an der Grenze zu Vietnam und ist nicht weit entfernt von der wohlhabenden Provinz Guangdong.
Am 15. Juni stellte die Grenzpolizei dort 160 Kisten mit Reptilien sicher, die meisten davon noch lebend. Die Lieferung wog 6,5 Tonnen und enthielt auch Kobraschlangen, eine in China unter Naturschutz stehende Art.
Die Polizei vermutete, dass die Reptilien nach China geschmuggelt worden waren, denn der Fahrer des Transporters konnte keine der erforderlichen Dokumente vorweisen. Er sollte die Tiere eigenen Angaben zufolge nach Guangzhou, der Hauptstadt der Provinz Guangdong, bringen, die für ihren enormen Appetit auf Delikatessen aus allen möglichen Wildtierarten bekannt ist.
Ein Tierschmuggel ähnlicher Größenordnung wurde am 19. Mai aufgedeckt. Die Grenzpolizei konfiszierte 89 Kisten mit Schlangen und 24 Kisten mit Schildkröten.
Sie übergab die Tiere den örtlichen Forstbehörden, die die gesunden Tiere in Freiheit entlassen und die restlichen in Tierauffangstationen bringen wollten.
Verstärkter Schutz
Tiere sind nach Drogen, gefälschten Waren und Menschen weltweit die vierthäufigste Schmuggelware, so Wan Ziming, Direktor für Enforcement and Training am Endangered Species Import and Export Management Office im Staatlichen Amt für Forstwirtschaft.
Der weltweite illegale Handel mit Pflanzen und Tieren sowie ihren Bestandteilen und Unterarten hat seinen Angaben zufolge einen Wert von schätzungsweise 7,8 Milliarden Dollar jährlich.
"Illegaler Tierhandel ist ein länderübergreifendes Verbrechen, das nur durch gemeinsame Anstrengungen der Herkunfts-, Transport- und Zielländer effektiv kontrolliert werden kann", erklärte Wan.
China ist ein wichtiges Ziel für Elfenbein, Rhinozeroshörner, Schuppentiere sowie Tiger- und Leopardenprodukte. Elfenbein wurde traditionell zur Herstellung exklusiver Kunstobjekte genutzt. Rhinozeroshörner, Schuppen und Tigerknochen werden als Bestandteile in der chinesischen Medizin geschätzt. Leopardenfelle sind wegen ihrer Muster beliebt.
Am 22. Mai stellte der Zoll in Manzhouli, im Norden des Autonomen Gebiets Innere Mongolei, 213 Bärentatzen bei zwei russischen Staatsangehörigen sicher. Sie waren in den Reifen eines alten Transporters versteckt.
Der Fahrer sei während der Inspektion nervös erschienen und habe immer wieder auf die Uhr geschaut, erklärte Yang Xu, Zollbeamter in Manzhouli. Die Beamten traten gegen die Reifen und fanden sie ungewöhnlich schwer. Sie röntgten daraufhin das Fahrzeug und entdeckten die verborgene Fracht.
Verbrechenserfassung: Zollbeamte zählen in Manzhouli in dem Autonomen Gebiet Innere Mongolei sichergestellte Bärentatzen, die aus Russland eingeschmuggelt wurden. CFP
Bären sind von der chinesischen Regierung auf die Liste bedrohter Tierarten gesetzt worden. Die unerlaubte Jagd auf sie ist streng verboten und wird hart bestraft.
Die sichergestellten Tatzen haben schätzungsweise einen Wert von rund 2,8 Millionen Yuan (350.000 Euro). Sie gelten in China als Delikatesse mit medizinischer Wirkung und werden im Untergrund gehandelt. Dort werden sie zum 20-fachen ihres Wertes in Russland verkauft, berichten Zollbeamte. Die beiden Verdächtigen wurden verhaftet.
Bei einer Razzia im April deckte die Polizei von Beijing 14 Fälle von illegalem Tierhandel auf, stellte 65 Tiere und Tausende tierischer Erzeugnisse sicher, so das Staatliche Amt für Forstwirtschaft.
Unter den beschlagnahmten Gütern waren fast 1000 Erzeugnisse aus Elfenbein mit einem Wert von mehr als 8 Millionen Yuan (1 Million Euro).
"China verstärkt seine Anstrengungen gegen den Tierschmuggel, setzt neue Gesetze und Vorschriften um, führt ein Kennzeichnungssystem für Elfenbeinprodukte ein und hat eine nationale Koordinationsgruppe ins Leben gerufen", erklärte Meng Xianlin, stellvertretender Direktor des Endangered Species Import and Export Management Office bei einer Pressekonferenz im Mai.
Quellenzitate
Um den Tierhandel zu regulieren, trat China 1981 dem "Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten frei lebender Tiere und Pflanzen" (CITES) bei. Das Washingtoner Artenschutzabkommen soll verhindern, dass der internationale Handel seltene Pflanzen und Tiere bedroht. Es ist weltweit weiterhin eines der wichtigsten Instrumente zu ihrem Schutz.
Seit seinem Beitritt zum Artenschutzabkommen vor mehr als 30 Jahren hat China aktiv Verantwortung übernommen und an internationalen Kooperationsprojekten teilgenommen. Es spielte eine wichtige Rolle für den Schutz freilebender Tiere und bei Handelsregulierungen, erklärte Generalsekretär John E. Scanlon bei der 16. Konferenz der CITES-Vertragsstaaten im März in Bangkok.
Vor genau 40. Jahren wurde das CITES-Abkommen unterzeichnet, laut eigener Website deckt es zurzeit rund 5000 Tier- und 20.000 Pflanzenarten ab.
Nach der Unterzeichnung des Abkommens hat China wichtige Fortschritte im Tierschutz gemacht. 1988 trat das Gesetz zum Schutz freilebender Tiere in Kraft. Es verbietet die Tötung und den Verkauf von 256 Tierarten.
Grenzkontrollen und Zollbeamte gehen hart gegen den Tierhandel vor. Die Regierung hat das Problem zusätzlich im Internet angepackt.
Im April schlossen Polizeibeamte 628 Webseiten, die einen Zusammenhang zum illegalen Tierhandel aufwiesen, so das Staatliche Amt für Forstwirtschaft.
Auch in Yancheng in der Provinz Jiangsu konnte ein Fall gelöst werden. Ein erster Hinweis kam im Januar von einem Zollbeamten aus Tianjin. Er hielt das „Spielzeugmodell" in einem Päckchen für tierischen Ursprungs. Das Paket aus den USA war an einem Mann namens Gu in Yancheng adressiert.
Im März fing der Zoll ein weiteres an ihn adressiertes Paket ab, das ebenso Tierteile zu enthalten schien. Der Zoll übergab beide Pakete zur Begutachtung an das Staatliche Amt für
Forstwirtschaft, das den Verdacht dann bestätigte.
Die Polizei verfolgte daraufhin Gus Online-Aktivitäten und fand heraus, dass er über das Internet Tierprodukte an private Sammler verkaufte und dabei enormen Profit machte. Er wurde verhaftet.
Operation Cobra
China hat außerdem an internationalen Kampagnen gegen den Schwarzhandel mit Tieren teilgenommen. Vom 6. Januar bis 5. Februar ging China zusammen mit 21 weiteren asiatischen und afrikanischen Ländern gegen den grenzübergreifenden und internationalen Tierschmuggel vor.
Die Operation unter dem Codenamen „Cobra" hatte besonders einige wichtige Arten wie asiatische Großkatzen, Elefanten, Menschenaffen, Schuppentiere und Nashörner im Visier, die immer wieder illegal gehandelt werden.
China stellte 10.000 Tierschutz-, Zoll- und Polizeibeamte für die Operation bereit, in deren Verlauf 80 Fälle gelöst und mehr als 90 Personen verhaftet wurden. Dies sei mehr als ein Drittel aller gelösten Fälle und verhafteter Verdächtiger, so Wan.
Während der Aktion stellten chinesische Beamte mehr als 200 Kilo Elfenbein und Produkte aus Elfenbein sicher, zehn Nashornhörner und vier Produkte aus Nashorn, fast 50 Kilo tierischer Schuppen, 76 Nashornvögel sowie weitere Arten, Teile oder Unterarten, die auf der CITES-Liste stehen.
Operation Cobra deckte nicht nur Schmuggel auf und stellte Schmuggelgut sicher, sondern zielte auch auf die effektive Durchführung von Folgeermittlungen und Nutzung von Spezialtechniken ab, um alle möglichen Hinweise zu verfolgen und die gesamte Verbrechenskette ins Visier zu nehmen, sagte Scanlon.
Die Operation sei für alle beteiligten Behören eine große Chance gewesen, sich über Methoden und Mittel der Verbrechensbekämpfung auszutauschen und neue professionelle Beziehungen mit Kollegen aus anderen Behörden, Ländern und Regionen der Welt aufzubauen, so Wan.
Nach seinen Angaben nutzte Operation Cobra Erfahrungen aus früheren Aktionen von Interpol und der Weltzollorganisation. China hatte dabei den Vorsitz eines internationalen Koordinationsteams inne, das die Arbeit auf allen regionalen und nationalen Ebenen aufeinander abstimmte.
"Die Operation zeigte die Entschlossenheit und Fähigkeit des Landes zur Förderung multilateraler Zusammenarbeit im Kampf gegen den illegalen Tierhandel", erklärte Ying Hong, stellvertretender Direktor des Staatlichen Amts für Forstwirtschaft.
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