07-03-2012
China Reportage
Der Tierquälerei Einhalt gebieten
von Yin Pumin

Praktiken auf Bärengalle-Farmen lösen Debatte über Tierschutz in China aus

 

Bären in Gefangenschaft: Journalisten besuchen am 22. Februar 2012 eine Bärenfarm der Guizhentang Pharmaceuticals Co. Ltd.

 

Routinegeschäft? Ein Mitarbeiter zapft am 22. Februar in einer Bärenfarm der Firma Guizhentang Pharmaceuticals Co. Ltd. in Hui'an, Provinz Fujian, von einem lebenden Bären Galle ab.

Nachforschungen: Journalisten auf einer Pressekonferenz der Guizhentang Pharmaceuticals Co. Ltd. am 22. Februar in Hui'an.



Guizhentang Pharmaceuticals stellt traditionelle chinesische Medizin (TCM) aus Bärengalle her. Das Unternehmen in der südöstlichen Provinz Fujian öffnete am 22. und 24. Februar für Medienvertreter die Tore einer seiner Betriebe. Die Absicht: Kritik zu unterdrücken, der sich die Firma ausgesetzt sieht seit die Methoden bekannt geworden sind, mit denen in Gefangenschaft lebenden Bären regelmäßig Gallensaft entnommen wird.
Während jener zwei Tage besuchten mehr als 200 Journalisten die Farm im Landkreis Hui´an. Als eine der größten Bärenfarmen in China werden dort mehr als 600 Bären gefangen gehalten, von denen mehr als zwei Drittel älter als drei Jahre sind. Ihre Gallenblase wird täglich gemolken.
Bärengalle wird in der traditionellen Medizin Chinas und einigen anderen asiatischen Ländern verwendet, weil man ihr gesundheitsfördernde Wirkungen zuschreibt, wie zum Beispiel Entgiftung, Reinigung der Leber und Verbesserung der Sehfähigkeit.

Allerdings ist die Art und Weise, mit der man Bärengalle für medizinische Zwecke gewinnt, in den letzten Jahren auf die Ablehnung von Tierschützern gestoßen. Sie behaupten, dass die Bären rohen Eingriffen ausgesetzt seien, die in ihren Bauchdecken und Gallenblasen permanent Wunden hinterlassen. Das führe zu schweren Erkrankungen und sogar zum Tod.
Die Proteste haben besonders seit Anfang Februar an Schärfe gewonnen, nachdem der beabsichtigte Börsengang von Guizhentang Pharmaceuticals öffentlich bekannt wurde.

Die durch den geplanten Börsengang (IPO) eingespülten Gelder würden Guizhentang Pharmaceuticals in die Lage versetzen, die Zuchtkapazität auf 1200 Bären und damit die jährliche Produktion von Bärengalle auf 4000 Kilogramm zu erhöhen, wie aus einer Erklärung auf der Website des Unternehmens hervorgeht.
"Falls der Börsengang erfolgreich ist, wäre das ein schwerer Schlag gegen den Tierschutz, und zugleich wäre es unverantwortlich für künftige Aktionäre der Gesellschaft, weil dieses Gewerbe keine Zukunft hat", argumentiert Zhang Xiaohai, der bei der Animals Asia Foundation (AAF), eine Tierschutzorganisation mit Sitz in Hongkong, für die Außenkontakte zuständig ist.

 

Ein umstrittenes Gewerbe

Die Praxis der Entnahme von Bärengalle lässt sich bis in die dunkle Vorzeit zurückverfolgen, als die Menschen anfingen, Galle wegen ihrer angeblich heilenden Eigenschaften zu verkosten.
Seit mindestens 3000 Jahren werden in asiatischen Ländern Bären wegen ihrer Gallenblasen und des profitablen Saftes darin gejagt.

Erst in den 1980er Jahren, als man erkannte, dass das grassierende Jagdfieber ihre Bestände dramatisch reduziert hatte, untersagten Länder wie China und Südkorea die Bärenjagd. Zwar wurden seither wilde Bären wegen ihres Gallensafts nicht mehr erbarmungslos abgeknallt, aber aus den gleichen Motiven gefangen und gezüchtet.

Bärenfarmen sind immer noch in elf der 31 Provinzen, regierungsunmittelbaren Städten und autonomen Gebieten auf dem chinesischen Festland legal. Im Jahr 2006 waren in China 68 Bärenfarmen registriert, wo etwa 7000 Schwarzbären als Gallensaft-Lieferanten lebten, wie Statistiken der Staatlichen Forstverwaltung besagen.
Ermittlungen der Tierschützer von AAF zufolge erhöhte sich die Zahl der Bärenfarmen im Jahr 2011 jedoch auf 98, und es wird geschätzt, dass derzeit etwa 20 000 Schwarzbären gehalten werden, um ihre Gallenblasen zu melken.

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