29-07-2011
China Reportage
Schweres Zugunglück nahe Wenzhou
von Yin Pumin

Lauf gegen die Zeit: Rettungskräfte transportieren die zwei Jahre alte Xiang Weiyi, die 21 Stunden nach dem Unglück geborgen worden war, ins Krankenhaus. Chen Xiang

Rettungseinsatz mit allen Kräften

Unmittelbar nach dem Unfall hatten chinesische Spitzenpolitiker, darunter Staatspräsident Hu Jintao und Ministerpräsident Wen Jiabao, gefordert, umgehend alles menschenmögliche zur Rettung der Passagiere zu unternehmen.

Die Gesundheitsbehörde der Provinz Zhejiang entsendete vier medizinische Rettungsteams aus umliegenden Krankenhäusern an den Unglücksort. Nach Angaben örtlicher Offizieller befanden sich am 26. Juli, drei Tage nach dem Unfall, noch immer 126 der insgesamt 192 Verletzten zur Behandlung in Krankenhäusern in Wenzhou, 12 Patienten schwebten noch immer in Lebensgefahr. 

Für Aufsehen hatte der Fall der zweijährigen Xiang Weizi gesorgt, die 21 Stunden nach der Kollision lebend aus dem Wrack hatte geborgen werden können. Nach einer ersten Notoperation sei der Zustand des Mädchens stabil, hieß es von offizieller Seite. Die Eltern des Mädchens sind bei dem schweren Unfall ums Leben gekommen.

Kurz nach dem Unglück hatte der Leiter der Blutbank Wenzhou die lokale Bevölkerung zu Blutspenden aufgerufen und auch entsprechende Einrichtungen aus dem Umkreis um Hilfe gebeten. Viele der verletzten Passagiere hätten viel Blut verloren und benötigten dringend Transfusionen, hieß es am 23. Juli. Unzählige Menschen aus Wenzhou folgten dem Aufruf und spendeten Blut. 

Am Abend des 24. Juli sprachen Eisenbahnminister Sheng Guangzu und der Sprecher des Eisenbahnministeriums Wang Yongping den Betroffenen des Unglücks sowie deren Angehörigen ihr Beileid aus. Drei hochrangige Offizielle der Shanghaier Eisenbahnbehörde, die für das schwere Zugunglück mitverantwortlich gemacht werden, seien bereits entlassen worden, erklärte Wang. Bei ihnen handele es sich um den Leiter der Behörde Long Jing, Vizeleiter He Shengli sowie den Parteichef der Behörde Li Jia. Gegen alle drei laufe zudem ein Ermittlungsverfahren.

Ursachenforschung

Am 28. Juli hielt die von der Regierung eingesetzte Untersuchungskommission eine Sitzung in Wenzhou ab. Luo Lin, der Leiter der Kommission und Minister der Staatlichen Verwaltung für Arbeitssicherheit, stellte eine umfassende Untersuchung der Ursachen des Unglücks in Aussicht. Außerdem sollen Maßnahmen zur Verhinderung künftiger Unfälle ergriffen werden. 

Luo geht davon aus, Mitte September erste Ergebnisse der Untersuchungen vorlegen zu können.

Um sicherzustellen, dass sich das Unglück nicht wiederholt, hat das Eisenbahnministerium eine zweimonatige Sicherheitsüberprüfung der Betriebsabläufe des Eisenbahnverkehrs angeordnet. 

„Die Sicherheitskampagne wird sich darauf  konzentrieren, die Umsetzung der Wartungsstandards und den Zustand der Stromverbindungen zu kontrollieren, um künftig Stromausfälle zu vermeiden", sagte Eisenbahnminister Sheng. Einige hochrangige Beamte des Eisenbahnministeriums werden die Untersuchungen in den nächsten zwei Monaten an vorderster Front unterstützen.

Zusätzlich zu den Bemühungen um eine Verbesserung der Sicherheit im Bahnverkehr will die Regierung eine landesweite Kampagne zur allgemeinen Erhöhung der Betriebssicherheit lancieren. Im Mittelpunkt sollen dabei das Transportwesen, der Kohlenbergbau, das Baugewerbe und die Chemieindustrie stehen.

„Die Kampagne zielt darauf, potenzielle Gefahrenquellen durch umfassende und gründliche Untersuchung von Eisenbahnstrecken, Straßen, Brücken, Kohlenbergwerken und im Bau befindlichen Gebäuden zu entdecken und zu beseitigen", heißt es in einem Statement des Staatsrates vom 27. Juli.

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