29-07-2011
China Reportage
Schweres Zugunglück nahe Wenzhou
von Yin Pumin

Knapp eine Woche nach der Kollision zweier Hochgeschwindigkeitszüge in der Nähe der ostchinesischen Stadt Wenzhou, Provinz Zhejiang, wurde eine defekte Signalanlage für den verheerenden Unfall verantwortlich gemacht. Die lokalen Behörden veröffentlichten unterdessen eine Liste mit den Namen der Todesopfer. Bei dem Zugunglück am 23. Juli kamen insgesamt 39 Menschen ums Leben, 192 wurden teils schwer verletzt.

Todesfahrt: Die Unfallstelle nahe Wenzhou in der ostchinesischen Provinz Zhejiang am 24. Juli. JU HUANZONG

Ein Konstruktionsfehler bei einem Bahnsignal ist nach offiziellen Angaben der Grund für die Kollision zweier Schnellzüge, die sich am 23. Juli nahe der ostchinesischen Stadt Wenzhou in der Provinz Zhejiang ereignet hat.

Nach einem Blitzeinschlag habe das fehlerhaft konstruierte Signal am Südbahnhof von Wenzhou nicht mehr von Grün auf Rot umgeschaltet, was zu dem Auffahrunfall auf offener Strecke führte, sagte An Lusheng, Leiter der Shanghaier Eisenbahnbehörde, am 28. Juli bei einem Termin der Untersuchungskommission.

Die Signalanlage, die vom Beijinger Eisenbahnforschungs- und-designinstitut für Leitsysteme und Kommunikation entwickelt worden war, sei seit September 2009 in Betrieb, so An.

Der Unfall hatte sich auf einer Talbrücke nahe der Stadt Wenzhou ereignet, als ein aus Beijing kommender Schnellzug Richtung Fuzhou, Provinz Fujian, in einen auf offener Strecke stehen gebliebenen Zug aus Hangzhou raste, der ebenfalls in Richtung Fuzhou unterwegs war. Erste Untersuchungen ergaben, dass ein Blitzschlag die Stromversorgung des Zuges unterbrochen hatte.

Die vorderen vier Waggons des heranbrausenden Zuges waren als Folge des Zusammenpralls von der Brücke gestürzt, die beiden hinteren Waggons des liegen gebliebenen Zuges entgleisten. Nach Angaben des Eisenbahnministeriums befanden sich zum Zeitpunkt des Unfalls insgesamt 1630 Fahrgäste an Bord der beiden Züge.

Bange Stunden: Familienangehörige der Zugreisenden warten in einem Empfangszentrum der Eisenbahn auf Nachrichten über verletzte und getötete Zuginsassen. XINHUA

Die lokalen Behörden haben mittlerweile eine Liste mit den Namen der Todesopfer veröffentlicht. Nach bisherigem Stand sind bei dem Unfall insgesamt 39 Menschen ums Leben gekommen, 192 wurden teils schwer verletzt. Unter den Opfern befinden sich auch eine Italienerin sowie zwei chinesischstämmige Amerikaner. Das Eisenbahnministerium sagte den Hinterbliebenen der Opfer eine Entschädigung von jeweils 500 000 Yuan (rund 54 000 Euro) zu.

Beim Besuch des Unfallorts am 28. Juli sagte Ministerpräsident Wen Jiabao, dass die Regierung eine unabhängige Untersuchungskommission eingerichtet habe, an der Mitglieder der Behörde für Arbeitssicherheit, der Eisenbahnaufsicht und der Justizbehörde beteiligt seien. Er versprach „offene und transparente" Ermittlungen unter „Aufsicht der Öffentlichkeit".

"Die für das Unglück Verantwortlichen werden in Übereinstimmung mit den Gesetzen hart bestraft werden, ebenso diejenigen, die in leitender Position versagt haben", kündigte der Ministerpräsident an.

1   2   3   >