18-07-2011
China Reportage
Ruhmreiche Vergangenheit, aussichtsreiche Zukunft?
von Yan Wei

Neunzig Jahre nach ihrer Gründung verspricht die Kommunistische Partei Chinas, das Land in ein neues Zeitalter zu führen

Als vor neunzig Jahren zwölf Delegierte in einem zweistöckigen Backsteinhaus in der französischen Konzession Shanghais die Kommunistische Partei Chinas gründeten, zählte die Partei im ganzen Land gerade einmal fünfzig Mitglieder. Dieser kleine Kreis Gleichgesinnter hat sich seither zu einer treibenden Kraft des Wandels in China entwickelt.

Heute ist die Partei mit einer Mitgliederzahl von mehr als achtzig Millionen – mehr als die gesamte Einwohnerschaft von Frankreich – verantwortlich für Wohl und Wehe der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.

Nach der Gründung der KPCh "begaben sich die Chinesen auf den strahlenden Weg  der Unabhängigkeit und Befreiung", sagte Staatspräsident Hu Jintao anlässlich der Feiern zum 90. Gründungstag der Partei am 1. Juli 2011.  

Hu, der zugleich Generalsekretär der KPCh ist, fuhr fort: "Die Ereignisse haben erwiesen, dass zur Erfüllung der großen Aufgabe der Entwicklung der chinesischen Gesellschaft und des Fortschritts die Menschen und die Geschichte die KPCh, den Marxismus, den Sozialismus und die Reform und Öffnungspolitik auserkoren haben." 

Nach einer Reihe von Rückschlägen auf dem Weg des Wiederauflebens  des Vaterlandes unterstand das chinesische Volk der Führung der KPCh, sagen Experten. Hu unterstrich in seiner Rede nicht nur die kritische Rolle, welche die KPCh in China in den letzten Jahrzehnten gespielt hat, sondern skizzierte auch den künftigen Kurs der Partei und Chinas politische, wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche  Marschrichtung der kommenden Jahre.  

 

Geschichte

Chinas Übernahme des sozialistischen Systems unter Führung der KPCh ist nicht rein zufällig geschehen, sondern beruhte auf dem langwierigen Kampf des Volkes für das Wiederaufleben der Nation nach dem Opiumkrieg zu Beginn der 1840er Jahre, sagt Wu Yin, Vizepräsidentin der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften (CASS).

Der Opiumkrieg, der 1839-1842 zwischen der Qing-Dynastie und dem britischen Imperialismus ausgefochten wurde, markiert den Beginn der chinesischen Moderne, als das Land von heftigen sozialen Krisen heimgesucht wurde, bei denen sich ausländische Aggression mit Aufruhr im Inneren mischte. Fortgesetzte kriegerische Auseinandersetzungen wie der Zweite Opiumkrieg (1856-60), der Chinesisch-Französische Krieg (1883-1885) und der Chinesisch-Japanische Krieg von 1894/95 erhöhten das Risiko einer Aufteilung des Landes unter fremder Herrschaft.

Während der Invasion des Imperialismus Widerstand geboten wurde, begannen die Chinesen nach einem Weg zu suchen, wie die Nation aus diesen zerstörerischen Krisen geführt werden könnte, erläutert Wu in einem Interview mit der Website People.com.cn.

So wollten 1898 Modernisierer mit Unterstützung des Kaisers weitreichende Reformen durchführen. Die kurzlebige Aktion, die als "Hundert-Tage-Reform" in die Geschichte eingegangen ist, endete in einem Gegenschlag mächtiger konservativer Gegner aus den Reihen der Höflinge um die Kaiserinwitwe Cixi. Das Scheitern der "Hundert-Tage-Reform" erweckte im chinesischen Volk das Bewusstsein, dass die Monarchie durch eine Revolution zu stürzen sei, behauptet Wu.

Die bürgerliche Revolution von 1911 beseitigte Chinas letzte feudale Herrschaft, das Reich der mandschurischen Qing-Kaiser. Aber sie führte nicht zur Gründung einer  Republik im westlichen Stil. Nach der Revolution ergriffen Warlords die Herrschaft und stürzten China in fortgesetzte kriegerische Auseinandersetzungen, in denen die Militärmachthaber um die Vorherrschaft im Lande rangen. 

Auch auf diplomatischer Ebene gab es Rückschläge: In den Versailler Friedensverhandlungen des Jahres 1919 nach dem Sieg der Westmächte über Deutschland im Ersten Weltkrieg wurden die ehemaligen deutschen Konzessionsgebiete in Shandong nicht an China zurückgegeben, sondern der Verwaltung Japans unterstellt.

Empörung über diese Entscheidung führte im Gefolge von Massenprotesten chinesischer Studenten zur Gründung der antiimperialistischen und antifeudalistischen Vierten-Mai-Bewegung im Jahr 1919.  Li Dazhao (1889-1927) und Chen Duxiu (1879-1942), Professoren an der Peking-Universität, spielten eine entscheidende Rolle in der Bewegung. Sie waren die ersten, die den Marxismus in China bekannt machten, und wurden später zu führenden Gründungsmitgliedern der Kommunistischen Partei Chinas.

"Als die KPCh gegründet wurde, stand sie durch ihr Versprechen, die ausländische Aggression zu bekämpfen, für die Interessen der chinesischen Nation auf internationaler Bühne ein", meint Wu.  „Innenpolitisch zielte sie darauf, den Interessen des Volkes zu dienen und es in seinem Bemühen anzuleiten, das Leid der Unterdrückung und Ausbeutung zu beenden." Das chinesische Volk, so die Wissenschaftsätin, identifizierte sich mit den Positionen und Aktivitäten der KPCh und war bereit, deren Führerschaft zu folgen.

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