22-07-2014
Wirtschaft
Gute wirtschaftliche Aussichten für China
von Zhou Xiaoyan

Eine tickende Zeitbombe? Ein Wohnungsbauprojekt in Jinhua (Provinz Zhejiang)

 

Wachsam bleiben

Chinas Wirtschaft stehe immer noch durch die Veränderungen am Immobilienmarkt, lokale Regierungsschulden und Überkapazitäten unter starkem Druck, hieß es in einem Bericht des Institute of International Finance der Bank of China. "In der Zukunft wird Chinas Finanzpolitik proaktiver sein, um ein stabiles Wachstum aufrechtzuerhalten. Der Schwerpunkt wird auf Bereichen liegen, die die Wirtschaft kurzfristig beleben und zudem langfristig dabei helfen können, Wirtschaftsstrukturen zu korrigieren. Chinas künftige Währungspolitik wird stabil und doch ausreichend locker, aber nicht zu locker sein. Das Ausmaß der angestrebten währungspolitischen Lockerung wird möglicherweise erweitert", hieß es in dem Bericht.

Viele Wirtschaftsexperten glauben, dass der Immobiliensektor das größte wirtschaftliche Risiko darstellt. Nach einer starken Performance im Jahr 2014 zeigt der Markt nun Anzeichen einer Abkühlung. Die Durchschnittspreise in den 100 größten Städten des Landes fielen von Mai bis Juni um 0,5 Prozent, so der China Index Academy Ltd., ein Forschungsinstitut der SouFun Holdings Ltd. Von April bis Mai gaben die Preise um 0,32 Prozent nach.

Die jüngsten Zahlen des SSA zeigen, dass die Immobilieninvestitionen in der ersten Jahreshälfte 2014 nachließen, auch Verkaufs- und Bauaktivitäten nahmen ab. Die Immobilieninvestitionen stiegen im Vorjahresvergleich inflationsbereinigt um 13,1 Prozent, 2,7 Prozent weniger als im ersten Quartal. Während dieser Phase nahm der Bau von Wohnimmobilien verglichen mit dem Vorjahr um 19,8 Prozent ab. Die Verkäufe von gewerblichen Wohnimmobilien fielen hinsichtlich der Nutzfläche um 7,8 Prozent, hinsichtlich ihres Wertes um 9,2 Prozent niedriger als im Vorjahr aus.

"Dass die Zahlen des zweiten Quartals besser als erwartet sind, bedeutet nicht, dass es weniger Risiken für China gibt. Der sich abkühlende Immobilienmarkt wirft einen Schatten auf die gesamte Wirtschaft", hieß es in einem Bericht der Société Générale. Chinas Immobilienmarkt habe seinen Wert für Investoren verloren, erklärte Wang Qing, Präsident der Shanghai Chongyang Investment Management Co. Ltd. "Wenn Immobilienpreise stark fallen, wird die Kapitalkette der stark fremd-finanzierten Branche unterbrochen, am Ende platzt die Immobilienblase und es erfolgt eine harte Landung für die Wirtschaft", warnte er. 

Die aktuellen Senkungen der Immobilienpreise seien nicht durch eine veränderte Politik, sondern durch den Markt ausgelöst worden, erklärte Wang Tao, führende Wirtschaftsexpertin bei UBS. "Verglichen mit anderen Vermögenswerten haben Immobilien zurzeit weniger Anziehungskraft für Investoren. Der Wendepunkt für Chinas Immobiliensektor ist gekommen. Selbst wenn lokale Regierungen Hauskaufbeschränkungen aufheben, würde das keinen Unterschied machen", erklärte sie.

„Der Druck durch den nachlassenden Immobilienmarkt könnte durch einen regierungsgesteuerten Aufbau der Infrastruktur und ein gesünderes ökonomisches Umfeld ausgeglichen werden", erklärte Julian Evans-Pritchard, Wirtschaftsexperte für China bei Capital Economics.

Traditionelle Industrien stünden vor vielen Hindernissen bei der Modernisierung ihrer Unternehmen, während Schwellenindustrien wiederum nicht stark genug seien, als Säulen der Wirtschaft zu fungieren, erläuterte Ren Ninghao, Analyst bei CIConsulting, "Chinas Regierung sollte die Reform der staatseigenen Unternehmen, Finanz- und Steuerreformen sowie die Neuausrichtung der Regierungsfunktionen daher mit aller Kraft vorantreiben", forderte er.

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