15-04-2013
Auto
"Chinas Markt für Luxusautos floriert weiterhin"
von Zeng Wenhui

 

Porsche hat seinen Umsatz im vergangenen Jahr um fast 30 Prozent gesteigert.

 

 
Mark Bishop, Group Director bei der Jebsen Group
 

Seit 2001 ist Porsche auf dem chinesischen Markt präsent. Mit Erfolg. 2012 verkaufte der deutsche Autohersteller in China, Hongkong und Macau insgesamt 31 205 Fahrzeuge, 28,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Davon lieferte die Jebsen Group, ein führendes Marketing- und Vertriebsunternehmen für Premium-Produkte mit langjähriger Präsenz im Großraum China, 7273 Fahrzeuge aus, so viel wie zuvor noch keine Porsche-Handelsgruppe innerhalb eines Jahres.

Mark Bishop, Group Director bei der Jebsen Group, sprach mit der Beijing Rundschau exklusiv über die wachsende Nachfrage nach Luxusautos und die Entwicklung der Automobilindustrie in China.

 

Beijing Rundschau: Porsche erzielte 2012 in China einen sehr guten Umsatz. Heißt das, dass Chinas Wirtschaft weiterhin stark ist?

Bishop: Im letzten Jahr konnten alle Automarken, vor allem die großen Marken aus Europa, in China ein großes Wachstum verzeichnen. Zwar kühlte sich Chinas Wirtschaft im letzten Jahr leicht ab, aber der Markt für Luxusautos florierte weiterhin. Wir profitieren davon, dass die europäischen Marken eine führende Rolle spielen und sie noch weiter wachsen werden.

Natürlich gibt es Veränderungen auf dem Markt. Früher wünschten sich die Leute teure Autos. Jetzt lässt dieser Trend nach. Möglicherweise, weil die Regierungspolitik Energiesparen und Schadstoffreduzierung fördert. Das ist ganz normal.

Porsche hat in China innerhalb kurzer Zeit sehr große Erfolge erzielt. 2001 wurde in China das erste Fahrzeug verkauft, nach zehn Jahren waren es über 30.000. Eine enorme Leistung. Ich glaube, dass der Umsatz noch weiter steigen wird, denn die Nachfrage nimmt zu. Ungeachtet der Konjunktur gibt es immer mehr wohlhabende Chinesen. Laut Statistik wächst der Mittelstand in China jährlich um 30 Millionen neue Konsumenten. Wenn das stimmt, so ist das eine riesige Zahl. Das wirkt sich nicht nur auf Autos, sondern auch auf unsere anderen Premium-Produkte wie Uhren aus. Das verheißt für uns eine spannende Zukunft.

 

Kann man sagen, dass die Nachfrage in China immer noch floriert?

Ja, die Nachfrage innerhalb Chinas ist bis heute weiterhin enorm. Es gab bislang keinen Rückgang. Allerdings sollten wir weiterhin aufmerksam sein. Denn die Verwaltungskosten sind stark gestiegen. Wir sollten Umsatz und Aufwand sehr genau und sorgfältig gegeneinander abwägen, um unsere Chancen zu optimieren.

 

Porsche ist eine deutsche Marke. Deutsche Marken werden in China immer beliebter. Was mögen die Chinesen an Porsche?

Ich glaube, dass die Marke entscheidend ist. Wir haben schon immer für einen Nischenmarkt produziert. 140.000 Fahrzeuge waren es im vergangenen Jahr, Porsche ist ein sehr kleiner Hersteller. Die Produktion vieler anderer Luxusautohersteller überschreitet die Million. Für uns ist das eine gute Sache. Denn wir gelten als Experten, die besonderen Wert auf die Marke legen. Alle Autos werden in Deutschland produziert, wir haben keine Produktionsstätten in China. Ich meine nicht, dass die Produktion vor Ort schlecht ist. Aber unser Marktwert sticht mehr hervor.

 

In den letzten Jahren hat die chinesische Regierung immer wieder betont, eine umweltfreundliche und Ressourcen schonende Gesellschaft aufbauen zu wollen. Welche Beiträge können Luxusautos bzw. die Automobilbranche dabei leisten?

Alle Autohersteller sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Das ist eine heikle Frage. Immer wenn es um Umweltverschmutzung geht, geben die Leute den Autos die Schuld. Ich finde das nicht ganz richtig. Vor einigen Jahren gab es wirklich starke Abgasprobleme durch alte Dieselmotoren. Aber die Motoren von heute, einschließlich der Dieselmotoren, sind sehr sauber. Die Emissionswerte, besonders für die in Europa hergestellten Autos, sind sehr niedrig, da es strenge Richtwerte gibt. Ja, Autos sind verantwortlich für Umweltverschmutzung, denn es sind einfach zu viele davon unterwegs. Das Problem besteht in ihrer großen Anzahl, nicht in den Emissionen der einzelnen Fahrzeuge.

Auf der anderen Seite haben die Autohersteller ihr Bestes getan, die Energieeffizienz zu optimieren und einen CO2-armen Weg zu gehen. Wenn ich mir jetzt den Benzinverbrauch einiger Autos anschaue, hat sich im Vergleich zu vor zehn Jahren sehr viel verändert. Viele europäische Hersteller, einschließlich Porsche, haben in Europa neue Dieselmotoren entwickelt, die sauberer, effizienter und sehr ökonomisch sind. Sie finden aber noch keine Anwendung in China.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, Hybridautos und Elektroautos zu fördern. Allerdings gibt es da große Schwierigkeiten. So viel ich weiß, will die Stadtregierung von Shanghai die Entwicklung von Elektroautos mit Steuerermäßigungen fördern. Das ist eine sehr gute Maßnahme, aber die Infrastruktur muss noch verbessert werden. Wer ein Elektroauto fährt, muss regelmäßig die Batterie des Wagens aufladen. Findet man unterwegs keine Aufladestelle, hat man ein Problem. Wenn plötzlich alle Menschen in Shanghai auf Elektroautos umsteigen würden, müsste man sich zudem um eine zusätzliche Stromversorgung kümmern, das hätte direkte Auswirkungen auf das Leben der Menschen. China ist bei der Stromversorgung noch von der Kohle abhängig, das führt zum bekannten Smogproblem. Die Förderung von Elektroautos sollte an die Entwicklung sauberer Energien wie der Windenergie gekoppelt werden. Elektroautos haben sich bisher am besten in den USA entwickelt, in Europa stecken sie noch in der Anfangsphase. Meiner Meinung nach hat China noch einen sehr weiten Weg bei der Förderung von Elektroautos vor sich.

Außerdem finde ich es wichtig, dass China die Qualität des Benzins verbessert. Egal wie gut die Autos sind, wenn das Benzin schlecht ist, nützt das wenig. Ich habe gehört, dass die Regierung von Beijing nach dem extremen Smog nun neue Standards für Benzin festsetzen will. Das ist ein sehr wichtiger Schritt. Alte Autos sind ein weiteres großes Problem. In Europa fördert die Politik den Umtausch alter gegen neue Fahrzeuge, so dass weniger umweltfreundliche Autos langsam vom Markt verschwinden. China sollte ebenfalls über eine entsprechende Politik nachdenken.

 

Wie beurteilen Sie mit Ihrer langen Erfahrung in der Automobilindustrie die Autoproduktion in China? 

Ich glaube, dass die chinesischen Automarken noch am Anfang stehen. Wenn ich mir die Entwicklung der letzten Jahre anschaue, haben chinesische Autos bezüglich Optik und Technik tatsächlich viele Fortschritte gemacht. Wenn chinesische Marken wirklich auf einen reifen Markt wie den europäischen Markt drängen wollen, stoßen sie auf große Schwierigkeiten, denn es gibt zu viel Konkurrenz, die schon lange besteht. Das sieht man am Beispiel von Hyundai aus Südkorea. Es dauerte viele Jahre, bis sich das Unternehmen auf dem westlichen Markt etablierte. Aber sie haben es geschafft. Ich glaube, dass es in China zu viele Autohersteller gibt, einige große, einige kleine. Die Regierung hat schon darauf aufmerksam gemacht. Ich hoffe, dass diese Industrie in einem gewissen Sinn integriert werden kann, so dass Investments konzentriert in Schwerpunktbereichen eingesetzt werden können.

Bei Luxusautos hat China noch einen langen Weg vor sich. Denn es reicht noch lange nicht aus, dass diese Autos so gut wie möglich produziert werden. Sie müssen für etwas stehen, genauso wie andere Produkte wie Mode oder Taschen. Viele Taschen sehen sehr schön aus, aber ohne bekannten Markennamen wird sie niemand kaufen. Das ist ein Problem, das sich mit der Zeit regelt, wie so vieles in China. Ich garantiere, dass sich die Dinge mit der Zeit verbessern werden. Niemand wird den Markt für immer ignorieren können. Außerdem gab es einige Neuerungen, so hat Geely Volvo gekauft und kann die Volvo-Technik nun in seinen Produkten nutzen. Dies war eine sehr gute und mutige Aktion.

 

Wie beurteilen Sie nach Ihren Erfahrungen das Geschäftsumfeld in China? Was sollte man verbessern?

Das Geschäftsumfeld birgt große Herausforderungen. Es ist kompliziert, in China ein Unternehmen zu gründen und zu führen. Für ausländische Unternehmen ist die chinesische Bürokratie schwer verständlich. Es gibt andere Regeln und Zuständigkeiten. In den einzelnen Regionen und Städten existieren unterschiedliche Vorschriften und Steuersysteme. Wenn die Regierung eine Bestimmung erlässt, wird sie in einzelnen Städten unterschiedlich umgesetzt. Das ist eine Herausforderung. Wenn man ausländische Investitionen fördern will, sollte man alles möglichst einfach gestalten, Handel und Investitionen erleichtern, für transparente Strukturen sorgen, damit holt man mehr Investitionen ins Land. Wegen seines hohen Wirtschaftswachstums ist China auf jeden Fall interessant. Ich glaube nicht, dass die Lösung der Probleme kompliziert ist. Sie sind keine unüberwindliche Mauer. Alles ist nur eine Frage der Zeit und man braucht Geduld.

 

Sind Sie zuversichtlich hinsichtlich Chinas wirtschaftlicher Entwicklung?

Ja, ich bin zuversichtlich. Viele Menschen reden über die Verlangsamung des wirtschaftlichen Wachstums, aber das Bruttoinlandsprodukt Chinas wuchs 2012 noch um rund acht Prozent. Ein großes Wachstum, auf das viele Staaten neidisch sind. Man muss mit Schwankungen rechnen, aber die chinesische Regierung hat insgesamt einen guten Blick dafür, was zu tun ist. Grundsätzlich ist die Zukunftsperspektive sehr positiv. Ein Unternehmen wie Jebsen ist weiterhin bereit, in China zu investieren.