18-12-2012
Wirtschaft
Asiens größte Modemesse CHIC 2013: Deutsche Mode für Chinesen
Von Maike Schulte

 

Bei einer Pressekonferenz sprach Werner Kuenstle über seine Erfahrungen im Modegeschäft und seine Pläne für die CHIC2013.

Beijing. „Made in Germany" hat in China einen guten Ruf. Das wollen sich auch deutsche Modelabels zu Nutze machen. 27 Unternehmen präsentieren sich Ende März in Beijing bei der 21. „CHIC2013", Asiens größter Modemesse, im „German Pavillon". Jede dritte Firma kam mit Hilfe von Werner Kuenstle, Chef des „European Fashion Trading Centre" (EFTC) ins Reich der Mitte. Die Agentur mit Sitz in Hongkong hilft europäischen Modeherstellern bei ihrem schwierigen Weg auf den chinesischen Markt.

Womens Wear, Männer- und Kindermode, Lederbekleidung, Casual Clothing oder Accessoires: Auf rund 110.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche zeigen vom 26. bis 29. März mehr als 1000 Modelabels aus 21 Ländern vor Distributeuren, Vermietern, Franchisepartnern oder auch nur Fashion Victims ihre Kreationen. Erwartet werden wie schon im Vorjahr über 100.000 Besucher.

Rund 1000 Quadratmeter haben sich deutsche Labels – darunter Tom Tailor, Taifun und Blacky Dress - im New China International Exhibition Center gesichert. Organisiert wird der „German Pavilion" erneut von der Messe Düsseldorf, finanziell unterstützt vom Bundeswirtschaftsministerium und dem Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft.

Die deutschen Marken machen dabei einen relativ kleinen Anteil der insgesamt 400 internationalen Aussteller aus. Italien und Frankreich, das mit Louis Vuitton und Hermès das Ranking der europäischen Marken in China anführt, zeigen mehr Präsenz, sind auch schon länger in Asien vertreten. Mittlerweile entdecken aber auch die Deutschen den chinesischen Markt, Gerry Weber ist bereits mit mehr als 500 Shops im Land vertreten.

Starthilfe für deutsche Chinaneulinge in Sachen Mode leistet Vertriebsprofi Werner Kuenstle. Er kennt sich aus mit den Besonderheiten des asiatischen Markts. Ende der 1980er Jahre gründete der Reutlinger in Hongkong seine Marketing- und PR-Agentur EFTC, die sich als Brücke zwischen europäischen Modeanbietern und dem chinesischen Markt versteht. Von dort aus kam er 1991 erstmals nach China, eröffnete 1997 in Beijing das erste Geschäft mit deutscher Mode. In den nächsten Jahren folgten deutsche Modeableger in Hangzhou, Shenzhen und Guangzhou. Bei der CHIC2013 vertritt er sieben Marken, darunter Barutti und Sem Per Lei, berät außerdem Gerry Weber und Taifun.

Während es in Europa zurzeit eher düster aussieht, boomt der chinesische Markt. „Jeder schielt auf mögliche Exporte", sagt Künstle, denn zweistellige Exportraten seien zur Norm geworden. Doch er warnt auch: „Das Modebusiness hier ist nicht einfach. Man muss wissen, wie die Geschäfte laufen und das tun deutsche Firmen nicht".

So funktioniert beispielsweise das Vertriebssystem komplett anders. Während in Deutschland meist mehrere Marken unter einem Dach verkauft werden, dominieren in China so genannte Mono-Brand-Stores. Läuft die eigene Marke nicht, heißt es finanziell schnell „Land unter" und die Kündigung der Verkaufsflächen droht.

Ausländische Unternehmen müssen sich außerdem auf regionale Besonderheiten einstellen. „China ist nicht gleich China. Jede Provinz ist anders, hat einen anderen Geschmack", erklärt Kuenstle. Und es dauere lange, Vertrauen zu einheimischen Geschäftspartnern aufzubauen, weiß er aus eigener Erfahrung. Und die braucht man, um beispielsweise einen der begehrten Verkaufsplätze in einer gut gehenden Shopping Malls zu ergattern. „Eine Expansion nach China muss also gut vorbereitet sein", so seine Schlussfolgerung. Sonst kann es schnell wieder vorbei sein mit dem vermeintlich lukrativen China-Geschäft.

Bei allen möglichen Stolpersteinen wünscht sich Kuenstle, dass mehr Deutsche nach China kommen und glaubt an eine positive Zukunft für deutsche Modehersteller in Fernost. „Chinesen lieben Markenprodukte", argumentiert er. „Made in Germany" stehe für Qualität, eine perfekte Passform und eine gelungene Mode auch in größeren Konfektionsgrößen. „Das leisten italienische Modedesigner nicht", meint er.

Auch die Konkurrenz aus China selbst fürchtet er nicht. Zwar etablieren sich immer mehr einheimische Marken. „Sie werden besser und besser, doch sie sind nicht auf den Export, sondern auf den wachsenden Markt im eigenen Land fokussiert", so Kuenstle.

Und am Ende dürfte das ein oder andere Modeunternehmen einfach die Aussicht auf Gewinne locken: So entsteht zurzeit im Norden Beijings eine gigantische Mall mit 160.000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Der Betreiber habe allein hier ein Budget von 20 Millionen Yuan RMB für deutsche Mode bereitgestellt, berichtet Kuenstle.