Im Jahr 2050 wird die chinesische Bevölkerung auf 1,5 Milliarden Menschen angewachsen sein. Dann werden rund 780 Millionen Tonnen Getreide und 120 Millionen Tonnen Fleisch gebraucht. Von 2000 bis 2050 wird Chinas Bevölkerungszahl um 180 Millionen wachsen. Die jährliche Nachfrage nach Getreide wird um 300 Millionen Tonnen und die nach Fleisch um 500 Millionen Tonnen steigen. Zugleich aber ist die agrarische Nutzfläche und die Fläche pro Kopf der Bevölkerung, auf der Getreide angebaut wird, im Sinken begriffen.
„Die Nachfrage einer wachsenden Bevölkerung mit höherem Lebensstandard nach Agrarprodukten zu decken, bedeutet sowohl eine große Chance, als auch eine große Herausforderung für die chinesische Landwirtschaft", meint He.
Andere Ansichten
Die bestehende Kluft zwischen der Landwirtschaft in China und der in den USA wird allgemein anerkannt. Über die Weite der Kluft hingegen streiten sich die Experten. Huang Jikun, Leiter des Forschungsinstituts für Agrarpolitik an der Chinesischen Akademie der Naturwissenschaften, sagt, dass ein Vergleich zwischen der chinesischen und der amerikanischen Landwirtschaft allein auf der Grundlage einer Betrachtung der Produktivität in die Irre führt. Man müsse hingegen vor allem die Verfügung über Ressourcen und die natürlichen Bedingungen ins Auge fassen, unter denen in beiden Ländern Landwirtschaft betrieben wird.
Huang meint, dass als sinnvolle Vergleichsgrößen für den Grad der Modernisierung des Agrarsektors auf der ganzen Welt die Technologie, die Ernteerträge pro Flächeneinheit und die Produktivität aller Teilfaktoren herangezogen werden sollten. Auch Produktionskosten und Preisbildung und damit die Betrachtung des komparativen Vorteils sollten nicht außer acht gelassen werden. Vor dem Hintergrund dieser Indikatoren ergibt sich dann ein deutlich differenzierteres Bild, und die Kluft zwischen der chinesischen Landwirtschaft und der in den USA erscheint deutlich geringer. Die Behauptung, die chinesische Landwirtschaft läge Hundert Jahre hinter der in den USA, Japan oder Frankreich zurück, sei stark übertrieben.
Zhang Hongyu, Abteilungsleiter für Politik und Verwaltungsmaßnahmen im Ministerium für Landwirtschaft, meint, dass die Modernisierung der chinesischen Landwirtschaft im Vergleich mit der in den entwickelten Ländern viel später eingesetzt hat. Die chinesische Landwirtschaft bewegt sich in Bezug auf Geschwindigkeit, Umfang und Effizienz in großem Abstand gegenüber der modernen Landwirtschaft in den Industriestaaten. Der Weg der chinesischen Landwirtschaft zur Modernisierung sei noch weit. Zhang aber hält es für unmöglich, diese Differenz allein an der Produktivität zu messen. Die Zielvorgabe müsse in einer Umwandlung der traditionellen Landwirtschaft liegen. In einigen Bereichen könne die chinesische Landwirtschaft das weltweit höchste Niveau erreichen. Insgesamt aber wäre man schon zufrieden mit einer Annäherung an das Durchschnittsniveau der Landwirtschaft in der westlichen Welt.
Da die Modernisierung der Landwirtschaft Chinas in den letzten Jahren schon beträchtliche Erfolge vorweisen konnte, hält auch Zhang die Aussage, wonach die chinesische Landwirtschaft Hundert Jahre hinter der der USA läge, für unhaltbar.
Vorschläge
Die chinesische Regierung hat einen klaren Plan für die Modernisierung der Landwirtschaft ausgearbeitet. Im Februar dieses Jahres hat der Staatsrat einen „Entwicklungsplan für die Modernisierung der Landwirtschaft" veröffentlicht. Darin werden die strategischen Ziele der Modernisierung in zwei Schritten dargestellt.
Die Erhöhung der Produktivität wird als Schlüsselfrage formuliert.
Das Forschungsinstitut für Modernisierung an der Chinesischen Akademie der Naturwissenschaften hat dazu fünf Vorschläge unterbreitet: die Technisierung der Landwirtschaft voranzutreiben, das Kreditsystem auf dem Land zu reformieren, das Bewässerungssystem zu verbessern, die Regelungen über Nutzung und Verpachtung von Ackerland in ländlichen Gebieten zu reformieren und die Produktion von Lebensmitteln gehobener Qualität zu fördern.
Glaubt man dem Bericht des Instituts, so könnte die Produktivität der chinesischen Landwirtschaft erheblich gesteigert werden, wenn diese Reformansätze umgesetzt würden.
He Chuanqi sagt, dass zusätzlich zu den Reformbestrebungen die Regierung den Bauern Fortbildungskurse anbieten sollte. „Diese Schulungen könnten den Bauern dabei helfen, besser auf die Anforderungen des Marktes zu reagieren, ihre Betriebe zu computerisieren und mehr Gewicht auf den ökologischen Landbau zu legen." He sieht den stärksten Kontrast zwischen Bauern aus China und Farmern aus Amerika in der Anwendung moderner Mittel der Betriebsführung und des Marketings: „Als die amerikanischen Bauern schon lange im Internet nach Tipps für eine zeitgemäße Betriebsführung surften und das Netz als Plattform zum Vertrieb ihrer Produkte entdeckten, konnte die Mehrzahl der chinesischen Landwirte noch nicht einmal eine Computermaus bedienen." |