14-03-2012
Wirtschaft
Perfektes Timing
von Hu Yue

China wird Schritt für Schritt die Kontrollen des Kapitalverkehrs verringern und den Yuan als internationale Währung etablieren.

Goldbarren am Start: Händler zeigen im Oktober 2011 auf der Gold- und Silberbörse in Hongkong die ersten international gehandelten Goldbarren aus der Volksrepublik China.

 

 

China steht nun vor dem strategischen Schritt, seinen Kapitalverkehr ein wenig weiter zu liberalisieren und die Internationalisierung des Yuan zu beschleunigen, verlautbarte die chinesische Zentralbank in einem kürzlich veröffentlichten Bericht.

"Eine Liberalisierung des Kapitalverkehrs wäre ein Segen für die Verbreiterung der Yuan-Währungsströme aus und nach China. Dies würde die Bedeutung der chinesischen Währung im internationalen Handel und im Investitionsbereich stärken", sagt Sheng Songcheng, Leiter der Statistikabteilung der Zentralbank und Hauptautor des Berichts.

Die Kapitalbilanz und die Leistungsbilanz sind zwei Hauptkomponenten der Zahlungsbilanz eines Landes. Diese spiegeln die Nettoveränderung der internationalen öffentlichen und privaten Investitionen des Landes wider. Chinas Kapitalbilanz ist teilweise konvertierbar. Größere Hindernisse für Direktinvestitionen nach innen und außen wurden beseitigt, aber die Politiker ließen bisher äußerste Vorsicht dabei walten, die Kontrolle über Finanzderivate, Fremdfinanzierung und die Wertpapiermärkte zu lockern.

Das derzeit geöffnete Fenster einer günstigen Gelegenheit könne sich für China wieder verschließen, wenn die Regierung zu lange auf günstigere Marktbedingungen zur Begleitung der Liberalisierung wartet, so der Bericht.

"Mögliche Gefahren durch die Reform sind wahrscheinlich nicht so groß wie allgemein angenommen", sagt Sheng unter Verweis auf die steuerbaren Risiken für den Immobilien- und Kapitalmarkt sowie die überschaubaren kurzfristigen Auslandsschulden Chinas.

Bis Ende September 2011 beliefen sich Chinas ausstehende kurzfristige Auslandsschulden auf 507,6 Milliarden US-Dollar, was angeblich nur einem Anteil von 15,9 Prozent der Devisenreserven des Landes entspricht.

"Darüber hinaus werden Chinas Devisenreserven (Forex) meistens in Anleihen-Portfolios geparkt, und ihr Kapital- und Zinsendienst ist weniger anfällig für Schwankungen der Wechselkurse", fügt er hinzu.

Dennoch weist Sheng darauf hin, dass China die Schrittfolge der Liberalisierung optimieren müsse, indem zunächst Reformen mit den höchsten potenziellen Renditen und später riskantere Schritte gefördert werden.

Der Bericht skizziert einen Drei-Stufen-Plan für die Öffnung der Schleusen des chinesischen Kapitalverkehrs.

In ein bis drei Jahren sollten die Beschränkungen für direkte Outbound-Investitionen durch chinesische Unternehmen aufgehoben werden. Das Horten von Devisenreserven und ein stärkerer Yuan werden auch den Weg für die Investition chinesischer Firmen im Ausland ebnen.

In drei bis fünf Jahren sollten die Kontrollen über kommerzielle Kredite für den grenzüberschreitenden Handel gelockert werden. Dieser Schritt könnte erweiterte Instrumente bieten, um Yuanbestände zurück ins Festland fließen zu lassen und den Wettbewerb unter Chinas Banken zu verstärken.

In fünf bis zehn Jahren wären Maßnahmen zu ergreifen, um den Aufbau des Finanzmarkts zu stärken und vorsichtig die Immobilien-, Aktien- und Anleihenmärkte für ausländische Investoren zu öffnen.

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