24-08-2011
Wirtschaft
Chinas Westen wird für Chinas Wirtschaft eine größere Rolle spielen
von Lan Xinzhen

 
 
Einsatz wassersparender Bewässerungsanlagen auf einem Kartoffelacker im Kreis Yanchi des Autonomen Gebiets Ningxia der Hui-Nationaltität. Wassermangel ist das Hauptproblem der Region.
 
 

 

Der Panlong-Fluss in der Provinz Yunnan nach der Sanierung des Gewässers

„Der Westen wird für Chinas Wirtschaft künftig eine größere Rolle spielen", sagt Yao Huiqin, die stellvertretende Direktorin des Zentrums zur Erforschung der Wirtschaftsentwicklung Westchinas an der Northwest University in Xi´an.

Laut dem Bericht für die Wirtschaftsentwicklung im Westen Chinas 2011 wird das Wirtschaftswachstum der Region weiterhin einen Spitzenplatz einnehmen. 2011 wird die Wachstumsrate voraussichtlich 13 Prozent betragen. Laut Statistikamt verringerte sich das Wirtschaftswachstum an Chinas Ostküste, u.a. in Beijing, Shanghai und in der Provinz Guangdong, wo das BIP unterhalb der zehn Prozentmarke liegt. Das Autonome Gebiet Innere Mongolei hat mittlerweile ein Wirtschaftswachstum um die 16,5 Prozent und gilt als Superstar unter den Provinzen und autonomen Gebieten Westchinas. „Dies ist ein klarer Hinweis darauf, dass sich der Schwerpunkt von Chinas Wirtschaftsentwicklung nach Zentral- oder Westchina verlagern wird", sagt Chen Wei, Analyst bei China Minzu Securities. Nach Chen bietet der Westen in den nächsten zehn Jahren bessere Investitionsbedingungen als der Osten Chinas.

 

Aufstieg Westchinas

Chinas Reform- und Öffnungspolitik wurde zunächst in den Küstengebieten umgesetzt. Ab 1984 erklärte die Zentralregierung 14 Städte, darunter Dalian, Tianjin, Shanghai und Guangzhou, zu 14 geöffneten Küstenstädten. Dort schuf man bevorzugte Bedingungen, um Auslandskapital anzuziehen. In den letzten dreißig Jahren hat sich die Wirtschaft in Ostchina sehr rasch und gut entwickelt. Im Jahre 2008 trugen die Provinzen Ostchinas zu 54,3 Prozent zum Bruttoinlandprodukt bei, im Jahr 1978 waren es nur 43,4 Prozent gewesen. Inzwischen haben sich Lebensstil und Denkweise der Chinesen, die in Metropolen leben, deutlich gewandelt.

Im Gegensatz dazu entwickeln sich die meisten Gebiete in Zentral- und Westchina nur sehr langsam, der Abstand zwischen West und Ost hat sich vergrößert. Die immer größere Kluft zwischen Arm und Reich führt zu Ungleichgewicht in der medizinischen Versorgung und den Wohn- und Verkehrbedingungen in den Städten. Die Gesellschaft sieht sich vor wachsenden Problemen gestellt.

Um die Situation zu verbessern, hat die chinesische Regierung seit den 90er Jahren eine Reihe von Strategien entwickelt: Die Erschließung des Westens, die Wiederbelebung der alten Industriestandorte im Nordosten und die Förderung Zentralchinas. Und tatsächlich zeigt sich ein Aufwärtstrend. Laut Statistiken betrug das Wachstum des BIP in Westchina zwischen 2006 und 2010 durchschnittlich 13,9 Prozent und lag damit um 0,9 Prozentpunkte höher als im Landesschnitt.

Allerdings wurde die Wirtschaft in Ostchina schwer von der weltweiten Finanzkrise des Jahres 2008 getroffen. Da der Osten stark vom Export relativ geringwertiger Güter der Herstellungsindustrie abhängig ist, spielt die Nachfrage aus dem Ausland eine zentrale Rolle. Durch die Erhöhung von Lohn- und Materialkosten geriet die Fertigungsindustrie Ostchinas in eine kritische Lage. Schon 2009 wuchs das BIP dieser Region langsamer, während der Westen ein höheres Wachstumstempo anschlug.

Der Osten wird sich natürlich nicht auf Dauer langsamer entwickeln: Heute setzt man auf eine Regulierung der Wirtschaft durch Integration von Ressourcen, Nachhaltigkeit und neuen Technologien, die der Wirtschaftsentwicklung neuen Auftrieb geben sollen.

Die Hindernisse für die Entwicklung des Westens liegen weniger in einem veralteten Wachstumsmodell als vielmehr in der unausgeglichenen Entwicklung von Stadt und Land: „Der Lebensstandard bleibt aber sowohl für Stadt- wie für Landbewohner noch deutlich hinter dem in Ostchina üblichen Niveau zurück. Und dies mit wachsender Tendenz, da sich die Lebensverhältnisse im Osten immer noch deutlich weiter verbessern", sagt Yao Huiqin. Nach dem Bericht für die Wirtschaftsentwicklung im Westen Chinas 2011 liegen zwar die Einkommenszuwächse über dem Landesschnitt, betrachtet man aber das Gesamtniveau der Einkommen, so bildet die Region aber immer noch das Schlusslicht Chinas.

Der Abstand zwischen den Einkommen der Landbewohner in Ost- und Westchina betrug im Jahr 2006 durchschnittlich 2599,85 Yuan, drei Jahre später aber waren es bereits 3339,06 Yuan. Bei den städtischen Einkommen erhöhte sich der Abstand von 5238,93 Yuan auf 6739,74 Yuan.

„Die Armutsbekämpfung und die Entwicklung ländlicher Gebiete sind nach wie vor die hauptsächlichen Problemfelder für eine umfassende Entwicklung des Westens", so Yao weiter.

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