Eine Studie der Akademie für Sozialwissenschaften regt dazu an, Frauen stärker als bisher in die Aufklärungsarbeit über die Risiken einer Ansteckung mit AIDS einzubeziehen. Bislang sein Frauen hauptsächlich als Opfer und Überträgerin der Krankheit angesprochen worden, nicht aber als Aktivisten gegen eine Verbreitung dieser Krankheiten, die durch Geschlechtsverkehr übertragen würden.
Im Rahmen einer von UNAIDS finanzierten Forschungsreihe wurden mehr als eintausend HIV-positive Frauen in 13 chinesischen Provinzen befragt. Die Erhebung diene dazu, sich ein Bild über die Auswirkungen der Ansteckung auf das Leben der betroffenen Frauen zu machen, so Forschungsleiterin Bu Wei. Die Maßnahmen, die in China gegen die Ausbreitung der Krankheit ergriffen werden „ zielen im Wesentlichen auf die Aufklärung von schwangeren Frauen und Prostituierten", fährt sie fort.
Frauen haben noch immer zu wenig Mitspracherecht bei der Verwendung von Kondomen und zu wenig zu sagen über die gesellschaftlichen Auswirkungen der Erkrankung, meint He Xiaopei, Leiterin von „Pink Space", einer in Beijing ansässigen Nichtregierungsorganisation, die infizierten Frauen Unterstützung bietet.
Frauen sollten durch Bildung und Gesundheitsaufklärung darin bestärkt werden, gegen die Verbreitung des Virus zu kämpfen. Sie könnten dabei helfen, Hochrisikogruppen wie Homosexuelle und Prostituierte zu erreichen, fügt sie hinzu.
He Tiantian, Leiterin der Nichtregierungsorganisation „Frauennetzwerk gegen AIDS", hebt hervor, dass eine bessere Zusammenarbeit zwischen der Regierung und Organisationen wie der Ihren unerlässlich sei.
Verhaftungen von Prostituierten durch die Polizei würden hingegen alle Bemühungen um eine effektive Eindämmung der Verbreitung des HIV-Virus innerhalb von Hochrisikogruppen zunichte machen, ergänzt sie.
Jing Jun, Direktor des Instituts für Sozialpolitik an der Tsinghua Universität, stimmt dieser Auffassung voll und ganz zu. Eine Verfolgung durch die Polizei würde wenig bis nichts dazu beitragen, die Krankheit unter Kontrolle zu bekommen, sondern die Prostituierten nur noch tiefer in den Untergrund treiben. Dort seien sie immer weniger ansprechbar für Vorbeugungsmaßnahmen gegen eine Ansteckung durch die Krankheit.
Internationale Erfahrungen hätten erwiesen, was die effektivste Vorgehensweise bei der Bekämpfung von AIDS sei: sowohl die Rechte derjenigen zu schützen, die mit diesem Virus leben, als auch die Rechte derjenigen, die Gefahr laufen, sich mit ihm zu infizieren, sagt Michael Kirby, AIDS-Aktivist und ehemaliger Richter am Obersten Gerichtshof Australiens: „Wenn wir diese Menschen wie Kriminelle behandeln, sind sie für Prävention, Therapie und Fürsorge nicht mehr zu erreichen." |