10-02-2010
Gesellschaft
Parken in Beijing teurer
 

 

Ab 1. April werden Parkgebühren in der Beijinger Innenstadt, etwa im Gebiet um die  Wangfujing-Straße und in der Nachbarschaft des Lufthansa Centers, von tagsüber (7 bis 21 Uhr) bislang fünf Yuan pro Stunde auf zehn Yuan angehoben. Falls die Parkdauer eine Stunde übersteigt, muss man für jede weitere Stunde 15 Yuan bezahlen. Am 1. Februar hat das Beijinger Komitee für Entwicklung und Reform die neue Gebührenordnung für Parken im öffentlichen Raum im Innenstadtgebiet von Beijing veröffentlicht.

 

Parkgebühren in 13 wichtigen Innenstadtzonen erhöht 

Das Komitee für Entwicklung und Reform nennt als Ziel der Gebührenanhebung, die Beijinger zur verstärkten Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel anzuregen. Man erhofft sich eine Verringerung der Verkehrsstaus in manchen Stadtteilen. Bei den Zonen, die in von der Parkgebührenerhöhung betroffen sind, handelt es sich in erster Linie um Geschäfts- und Vergnügungsviertel, nicht aber um Wohngebiete. Die Parkgebühren für die Zeit von 22 Uhr bis 6 Uhr bleiben vorerst stabil.

 

Potenzielle Autokäufer verschieben ihre Anschaffung

Die Erhöhung der Parkgebühren drückt zweifelsohne auf den Geldbeutel der Autofahrer. Deswegen haben viele potenzielle Autokäufer die Anschaffung ihres fahrbaren Untersatzes vorerst ausgesetzt. Jiang Tai, die in der Weststadt wohnt, wollte sich eigentlich im Laufe des Jahres ein Auto zulegen. Davon nimmt sie nun erst einmal Abstand. Ihr Arbeitsplatz befindet sich in Wangfujing, am anderen Ende der Innenstadt. Dort sollen nun die Parkgebühren steigen, deshalb wird Frau Jiang der Unterhalt eines Fahrzeugs zu kostspielig.

Zhu Weiping hat bereits ein Auto gekauft. Sie sagt, dass sie es nun vermeiden werde, in die Innenstadt zu fahren. Die Parkgebühr von fünf Yuan auf zehn bis fünfzehn Yuan zu erhöhen, hält sie für eine große Belastung der Autofahrer. Die meisten Autobesitzer werden diese Mehrkosten nicht tragen wollen. Glücklicherweise sei die Parkgebühr in anderen Gegenden der Stadt nicht angehoben worden. 

Frau Zhu findet die Signale, die von der Politik ausgesandt werden, widersprüchlich. Einerseits werde der Bürger zum Erwerb eines Kraftfahrzeugs ermutigt, um die Entwicklung der Automobilindustrie zu fördern und das Wachstum des BIP zu steigern. Andererseits wird er mit hohen Gebühren bestraft, wenn er das Auto benutzen will. Man sähe ihn dann wieder lieber als Kunde des öffentlichen Personennahverkehrs: „Ich hoffe, dass die Regierung in Zukunft die Meinung der Bürger einholt, bevor sie derartige Entscheidungen trifft."    

 

Verbesserung des ÖPNV-Angebots in der Innenstadt

In den 13 wichtigsten Gebieten der Innenstadt verbinden insgesamt 292 Buslinien 124 Bushaltestellen und fünf U-Bahn-Linien miteinander, wodurch im Wesentlichen der Bedarf an öffentlichen Verkehrsmittel abgedeckt ist. Die Beijinger Verkehrsbehörde geht davon aus, dass mit der Erhöhung der Parkgebühren die Nachfrage nach öffentlichem Transport steigen wird. Man werde sich darum bemühen, auf die erhöhten Anforderungen angemessen zu reagieren und die Kapazitäten erhöhen.

Das Komitee für Entwicklung und Reform hat zugesichert, dass vor der Inkraftsetzung der Gebührenerhöhung alle Parkplätze im öffentlichen Raum erfasst und unter Angebung des Namens der jeweiligen Pächter im Internet veröffentlicht werden. So soll dem verbreiteten Missbrauch der Erhebung von Parkgebühren durch Unbefugte begegnet werden. 

 

Höhere Parkgebühren als Mittel gegen Staus?

Ou Guoli, Professor am Wirtschafts- und Managementinstitut der Beijinger Jiaotong Universität, meint, dass die Verkehrsituation in Beijing immer schlimmer werde. Es gebe jeden Tag Staus. Die Staffelung der Parkgebühren hält er grundsätzlich für einen gangbaren Weg, um die Verkehrsprobleme in den Griff zu bekommen.

Gegenwärtig lässt sich beobachten, dass die Autofahrer Oberflächenparkplätze bevorzugen und Tiefgaragen vermeiden. Parken in der Tiefgarage kostet fast genauso viel wie Parken auf der Oberfläche. In manchen Gegenden der Stadt ist ein Tiefgaragenstandplatz sogar teurer. Deswegen parken viele Fahrer ihre Autos auf der Straße, was zur Verengung der Fahrbahn und damit zum Verkehrsstau führe. Allerdings muss man nach der Erhöhung der Parkgebühren durch Verkehrszählungen feststellen, ob tatsächlich eine Verringerung des Verkehrsaufkommens stattfindet. Professor Ou meint: „Man muss abwarten, ob eine Anhebung der Gebühren wirklich das Problem allgegenwärtiger Staus in der Innenstadt beheben kann."