12-05-2011
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Wiederaufbau der Wasserprojekte in Sichuan: Neue Visionen - größere Investitionen
von Xu Bei

Während der Wachstumsphase im April brauchen Kulturpflanzen viel Wasser. Die Bauern müssen für eine regelmäßige und ausreichende Bewässerung der Felder sorgen. Wir sind unterwegs zum Guansong-Pengyan-Bewässerungssystem in Hanwang, einer Gemeinde der Stadt Mianzhu im Herzen der Provinz Sichuan. Entlang der Landstraße plätschern Bäche durch eine reizvolle Gegend, die im Jahr 2008 schwer unter dem Erdbeben von Wenchuan gelitten hat. Das Wasser stammt aus der Regulierung des Mianyuan-Flusses. Die meisten der beschädigten Kanäle und Schleusen des Wasserbauwesens in Mianzhu sind seit Januar 2011 wieder voll einsatzfähig.

Die Provinz Sichuan ist von tausenden großer und kleiner Flüsse durchzogen. Die Menschen vor Ort haben seit ältesten Zeiten das Wasser der Flüsse auf ihre Felder geleitet. Noch heute versorgt das Bewässerungssystem von Dujiangyan, das vor mehr als 2 260 Jahren gebaut worden war, die Felder der Ebene von Chengdu mit Wasser. Das genial ausgeklügelte System verhindert durch Umleitung des Wassers Überschwemmungen und bewässert die ausgetrockneten Zonen der Ebene. Deswegen ist Dujiangyan ein wahrer Segnen für die Ebene von Chengdu.

Allerdings sind die Wasserressourcen in Sichuan saisonal und regional ungleich verteilt. Da es nicht genug großflächige Bewässerungssysteme und zu wenig Wasserkraftwerke gibt, können die beträchtlichen Wasserressourcen der Provinz nicht effektiv genutzt werden. Die Provinz leidet nach wie vor sowohl unter Überschwemmungen wie auch unter Dürrekatastrophen.

Das Erdbeben von Wenchuan vor drei Jahren hat die Situation noch verschärft. 1 222 Stauseen sind durch Erdbeben beschädigt worden, durch abfließendes Wasser hatten sich spontan 113 höchst gefährliche Abdämmungsseen gebildet. Das Erdbeben beeinträchtigte zudem die Bewässerung der Felder sowie die Stromerzeugung und Trinkwasserversorgung für die mehr als 6,68 Millionen Einwohner des Katastrophengebiets.

Nach dem Erdbeben führte das Wasserbauamt der Provinz Sichuan vor Ort Untersuchungen durch und entwickelte einen Wiederaufbauplan, der bereits am 15. Juli 2008 veröffentlicht werden konnte.  Für den Wiederaufbau der Infrastruktur veranschlagte der Plan drei Jahre, empfahl aber zugleich, alle Anstrengungen daran zu setzen, das Wasserbauwesen innerhalb von nur zwei Jahren im Wesentlichen wieder herzustellen.

Im Plan wurden insgesamt 1 646 Wasserbauprojekte berücksichtigt, die sich in den 39 am härtesten vom Erdbeben getroffenen Kreisen der Provinz Sichuan befinden. Zhu Bing, stellvertretender Direktor des Wasserbauamtes Sichuan, sagt, dass Ende März 2011 bereits 1 554 Projekte fertiggestellt waren, was 94 Prozent der Gesamtzahl entspreche. Die Investitionen betragen 19,4 Milliarden Yuan (rund zwei Milliarden Euro), oder 92 Prozent der projektierten Aufwendungen.

 Vorbeugung gegen Folgeschäden

 „In den vergangenen drei Jahren haben die zahlreich und weiträumig aufgetretenen Schäden an Staubecken und die Entstehung von Abdämmungsseen dem Wasserbauamt Sichuans enorme Sorgen bereitet. Wenn irgendwo ein Staubecken oder ein Abdämmungssee ausläuft, ist das Leben und das Eigentum der Bürger unmittelbar bedroht", sagt Zhu. 

In den Tagen nach dem Erdbeben musste das Wasserbauamt einen Notplan ausarbeiten, um die Gefahren zu bannen, die von beschädigten Stauseen und Abdämmungsseen ausgingen. Die vornehmste Aufgabe war es dabei, den Wasserpegel beschädigter Stauseen auf ein ungefährliches Niveau abzusenken.

Seit dem Erdbeben werden alljährlich Katastrophenschutzübungen abgehalten, die vom Wasserbauamt in Zusammenarbeit mit der Provinzregierung und den Regierungen der Städte und Kreise organisiert werden.  Dabei wird das Auslaufen eines Stausees oder eines Abdämmunssees simuliert, eingeschlossen ist dabei die Evakuierung des "betroffenen" Gebietes, um das Leben und das Eigentum der Bürger zu schützen. Zhu Bing meint dazu: „Für jede einzelne dieser Übungen haben wir verschiedene Stauseen ausgewählt und entsprechende Szenarien unter Beteiligung der Bevölkerung durchgespielt. Unser Ziel ist es, die Bürger darüber zu informieren, wie sie selbst dazu beitragen können, um unbeschadet derartige Notfälle zu überstehen. Dazu ist es notwendig, dass sie über die Evakuierungspläne Bescheid wissen."

Die Deyanger Wasserschutzbehörde hat auch Broschüren gedruckt und unter den Dörflern verteilt. Darin wird genau beschrieben, wie man sich im Notfall verhalten soll. Am Schwarzen Brett des Dorfplatzes hängen ebenfalls Anweisungen aus, in denen die Evakuierungsmaßnahmen detailliert geschildert werden. So weiß man nun zum Beispiel, auf welche Anhöhen man sich im Katastrophenfall retten und wo man sein Vieh in Sicherheit bringen kann.

Dem Bericht über den Wiederaufbau im Wasserbauwesen in Sichuan zufolge sind alle beschädigten Stauseen saniert und nun darauf ausgelegt, künftigen Erdstößen besser standhalten zu können. Auch sind die potentiell gefährlichen Abdämmungsseen entschärft worden. Keiner dieser Seen ist unkontrolliert ausgelaufen. Mit Ausnahme der Arbeiten am Tangjiashan-Abdämmungssee, die voraussichtlich noch vor dem Einsetzen der diesjährigen Hochwassersaison vollendet sein werden, sind alle Projekte bezüglich der Abdämmungsseen erfolgreich abgeschlossen worden.

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