Parken ist mittlerweile ein riesiges Problem für Chinas Autofahrer geworden, besonders in Beijing. Immer stellt sich die Frage: wo finde ich einen Parkplatz, wenn ich ins Kaufhaus, Krankenhaus, Restaurant oder Büro fahre? Selbst die Rückkehr nach Hause ist für viele Leute problematisch: im Gegensatz zu ihnen selbst ist ihr Auto nämlich „unbehaust". In vielen älteren Wohnvierteln ist man gar nicht auf die steigende Zahl der PKW eingerichtet, deswegen ist die Parkplatznot dort besonders akut. Mehr als 500.000 Autos haben keinen legalen Parkplatz, weil die Zahl der Parkplätze im Verhältnis zur Zahl der Autos viel zu klein ist. Jeden Tag wächst die Zahl der Autos in Beijing um 1000 Stück! Jeden Tag wird das Parkproblem zu einer größeren Herausforderung.
Gegenüber dem Shuang'an Kaufhaus in Bezirk Haidian herrscht das reinste Park-Chaos: Die Autofahrer parken ihre Fahrzeuge einfach am Straßenrand und blockieren so die Radwege. Die Radfahrer werden auf die Fahrspur für Kraftfahrzeuge abgedrängt. Die Autos am Straßenrand verengen die Straße.
(Interview:) „Ich habe hier drei Jahre lang Obst verkauft. Jeden Tag gibt es viele Autos, die illegal geparkt sind. Durch die Straßenverengung kommt es hier jede Woche zu zwei Unfällen. Gestern ist ein Lastenrad auf ein Auto geprallt, der Radfahrer hat am Auto einen Schaden von 2.000 Yuan verursacht."
Trotz der Beijinger Parkplatznot zeigen viele Autofahrer den Tiefgaragen die kalte Schulter. Der Hauptgrund: Relativ hohe Parkgebühren und schwierige Lenkmanöver beim Einparken.
(Interview:) "Einige Tiefgaragen sind sehr teuer. Die unter dem Elektronik-Kaufhaus ist zu teuer,
fünf Yuan pro Stunde! Da stehen nur sehr wenige Autos drin."
„Möchten Sie ihr Auto in einer Tiefgarage parken?"
„Es geht, wenn ich die Tiefgarage bereits kenne. Sonst möchte ich zum Parken da nicht so gerne reinfahren. Ich finde das zu mühsam."
In einigen Tiefgaragen, zum Beispiel im Central Business District im Bezirk Chaoyang, sollen in Zukunft die Parkgebühren günstiger sein als auf den Parkplätzen auf der Oberfläche. In den Tiefgaragen einiger großen Kaufhäuser ist das Parken am Wochenende sogar schon kostenlos, damit weniger illegal geparkte Autos die Straßen verengen.
Angesichts des Parkproblems haben sich Autofahrer neue Methoden ausgedacht. Diese Bilder zeigen Autos, die wirklich jede freie Fläche ausnutzen! In Wohnvierteln, die besonders unter Parkplatzmangel leiden, setzen sich meist ältere Leute zwischen 17-18 Uhr auf kleinen Schemeln an den Straßenrand, um einen Parkplatz für die nach Hause kommenden Familienmitglieder zu reservieren. Aber es gibt noch effektivere Methoden gegen die Parkplatznot. Viele Behörden und öffentlichen Einrichtungen sind nun dazu aufgerufen, ihre eigenen Parkflächen der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. In der Nähe einiger Wohnviertel wurden an Straßen, die breiter als 6,5 Meter sind, „zeitlich begrenzte nächtliche Parkplätze" am Straßenrand ausgewiesen. In Wohnvierteln ist an relativ breiten Straßen das Parken am Straßenrand jetzt erlaubt.
Nach Expertenmeinung braucht Beijing eine Milliarde Yuan für den Bau von ausreichend Parkraum. Während unentwegt neue Parkflächen gebaut werden, nimmt aber auch die Zahl der Verkehrsteilnehmer immer mehr zu. Man rechnet damit, dass die Zahl der PKW in Beijing nächstes Jahr auf mindestens fünf Millionen ansteigen wird. Dafür wären dann Parkflächen von insgesamt 1.000 Millionen Quadratmetern erforderlich! Dies entspräche der Gesamtfläche von vier Beijinger Stadtbezirken: Dongcheng, Xicheng, Chongwen und Xuanwu. In Tokyo, New York und anderen Metropolen gibt es viel mehr PKW als in Beijing, aber das Auto wird dort viel seltener bewegt. Deswegen sollte die PKW-Nutzung umgestellt werden. Dazu müssten in erster Linie öffentliche Verkehrsmittel attraktiver werden. Nur wenn der öffentliche Personennahverkehr eine echte Alternative zum Auto bieten kann, wird sich das Parkproblem lösen lassen.
Die P+R (Park und Ride)-Fläche in der Nähe der U-Bahnstation Tiantongyuanbei ist ein gutes Beispiel. Die Anwohner werden ermuntert, ihre PKW hier zu parken und mit der U-Bahn oder dem Bus ins Stadtzentrum zu fahren. Wird auf der Paycard der Beijinger Verkehrsbetriebe eine Abbuchung vorgenommen, so gibt es bei der Rückkehr zum Parkplatz einen erheblichen Rabatt auf die Parkgebühr. Ein ganzer Tag kostet dann nur noch zwei Yuan! Kein Wunder, dass dieser Parkplatz sehr beliebt ist. Von Montag bis Freitag sind die über 400 Parkbuchten schon gegen 8:00 Uhr besetzt. Der Bedarf ist gar nicht zu decken, das „wilde" Parken ufert in der Gegend aus. Mittlerweile gibt es in Beijing 66 P+R (Park und Ride)-Flächen. Elf weitere sollen noch entlang der U-Bahnstrecken gebaut werden.
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