28-07-2015
Porträt
Li Yizu: Ich bin kein Ausländer, sondern Xinjianger
von Song Li

Li Yizu 

 

Tiefe Augenhöhlen, gerade Nase, silbernes und leicht gewelltes Haar: Er hat ein Gesicht wie ein „Ausländer", spricht aber den typischen beijinger Dialekt und ist im Herzen Chinese. Nach seinem 40-jährigen Berufsleben im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang hat er eine tiefe Liebe zu diesem Land entwickelt.

 

Ein Chinese mit „ausländischem Blut"

Im Alltag behält er sein Lächeln und sagt nicht viel, während das Wort „Ausländer" ihm unangenehm ist. Jedes Mal wenn man ihn als „Ausländer" ansieht, wird er ein wenig böse und erklärt, dass er Chinese ist.

„Ich weiß nur, dass ich im Jahr 1938 in Tianjin geboren wurde und meine leiblichen Eltern niemals gesehen habe. Später brachten meine Pflegeeltern mich nach Beijing und ich wuchs dann dort auf." Für ihn sind die Pflegeeltern seine einzigen Verwandten auf der Welt. „Es gibt keine Daten, die meine Herkunft beweisen."

Wenn die Menschen manchmal rätseln, ob er Amerikaner oder Deutscher ist, wird er sie korrigieren, dass er Chinese ist.

Li Yizu schloss im Jahr 1961 sein Studium an der Chinesischen Universität für Geowissenschaften ab. Nach dem Abschluss wurde ihm Arbeit in Beijing zugeteilt. Er aber hat gleich zweimal darum gebeten, im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang zu arbeiten. Damals war Xinjiang noch sehr rückständig, aber in ihm war ein tiefer Wunsch: „Ich war in China geboren und auch hier aufgewachsen, daher wollte ich mein gelerntes Wissen dem Land widmen und dort hingehen, wo das Land mich besonders brauchte."

 

Verliebt in Xinjiang

Als Li Yizu in Xinjiang ankam, wurde er dem Verwaltungsamt für Kohleindustrie zugeteilt und beschäftigte sich mit allgemeinen geologischen Untersuchungen.

Er ritt oft mit Kollegen oder fuhr mit dem Auto zur Feldarbeit. In 20 Jahren besuchte er, ausgerüstet mit Zelt und Pelzjacke, zahlreiche Orte und arbeitete auch in Ngari, im Autonomen Gebiet Tibet. Tag für Tag hat er die Kohlendaten in Xinjiang in seinem Gedächtnis behalten.

Die Schlichtheit und Gastfreundlichkeit in Xinjiang sind die warmen Erinnerungen der harten Zeit, daher verliebte er sich in das Land.

Es war im Winter des Jahres 1964, als der 20-jährige Li Yizu aus dem Kreis Jeminay zu einer anderen Ort wollte. Aber er verlief sich und konnte die richtige Richtung nicht finden. Nach einiger Zeit schließlich fand er Häuser und klopfte an die Tür.

Die ganze Familie war zu der Zeit gerade am Essen. Glücklicherweise konnte ein Mädchen Chinesisch und verstand ihn. Sie kochten Milchtee für ihn und bereiteten ihm Essen zu. Li Yizu hat so einen wunderschönen Abend verbracht.

Die Menschen der Familie sind Kasachen und nahmen Li Yizu mit ihrer traditionellen Etikette leidenschaftlich auf. Wenn Gäste ankommen, wird für die Gäste frischer Milchtee gekocht. Diese Etikette verkörpert den Respekt der kasachischen Nationalität gegenüber ihren Gästen.

„Eine Schale Milchtee hat nicht nur meinen Körper gewärmt, sondern auch mein Herz." Am nächsten Tag wollte er der Familie Geld geben, aber sie lehnten ab und zeigten ihm den Weg.

Später kam er mit Geschenken zu der Familie zurück und nach und nach freundeten sie sich an.

Li Yizu war noch einmal berührt von den Mitgliedern der nationalen Minderheit in Turpan. Eines Tages blieb sein Wagen im Schlamm stecken, weil die Straßen nicht gut waren, deshalb suchten Li Yizu und seine Kollegen Hilfe der Anwohner.

Als er an der Tür klopfte, sah er, dass es in der uigurischen Familie keinen einzigen jungen Menschen gab. Trotzdem halfen sie ihm und zeigten ihm den richtigen Weg. In Xinjiang kam Li Yizu mit vielen Menschen der nationalen Minderheiten in Kontakt und wurde tief von ihrer Freundlichkeit berührt und wollte auf dem Land bleiben.

 

Vorlesungen halten

Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts arbeitete Li Yizu in einer Schule als Rektor und später dann im Bildungsamt in Ürümqi.

Nachdem er 1998 in Rente gegangen war, wollte er nicht untätig zuhause sein, sondern sich den Interessen der nächsten Generationen annehmen. Deshalb wurde er ständiger stellvertretender Direktor des „Arbeitskomitees für die nächsten Generationen" und wurde auch als Dozent einer Gruppe, die den Jugendlichen Unterrichte in Wissenschaft und Technologie gibt, eingestellt

Alte unnütze Materialien wie Transformatoren, Magneten und Dosen werden durch Li Yizu zu neuen Spielzeugen umgestaltet, was die Kinder überrascht. Dadurch erklärt er den Kindern Innovationen und welche Veränderungen im Leben auftreten können. Sein Unterricht ist sehr interessant, so dass die Kinder ihn sehr mögen.

Obwohl er an der Universität Geologie studierte, beschränkt sein Unterricht sich nicht auf dieses Fach, sondern es geht um mehr als 20 Themen wie Astronomie, Geografie, Umwelt und Recht. Seine zwei Vorlesungen über Innovation genießen große Popularität.

Im Weidegebiet erklärt er den Kindern, warum es auf Schafswursthüllen in Xinjiang oft Löcher gibt und was man dagegen tun sollte. Im Sommercamp informiert er die Kinder über Überlebensmethoden im Freien. In der Schule veranstaltet er Vorlesung über die Familienbildung für die Eltern. Er hat in 17 Jahren 795 Vorlesungen gehalten und insgesamt 375.000 Besucher angezogen.

Obwohl er im Ruhestand ist, bleibt er sehr beschäftigt. Neben seinen Vorlesungen hat er vom Juli bis Oktober 2014 bereitwillig an Aufnahmen des Senders CCTV teilgenommen, damit die Seher die Schönheit von Xinjiang genießen können.

Inzwischen hat er auch tausende Fotos gemacht, die er als Lehrmaterialien verwenden wird, um den Jugendlichen und Lehrern die Wissenschaft und das schöne Xinjiang vorzustellen.

Die Zeit vergeht sehr schnell. Bis jetzt hat er schon 46 Jahre in Xinjiang gearbeitet. Er erinnert sich: „Weil ich mich so daran gewöhnt habe, in Xinjiang zu leben, fühle ich mich nirgendwo besser als in Xinjiang. Früher arbeitete ich oft im Freien und die Bedingungen waren schlecht, so dass sich meine Frau um meine Sicherheit sorgte, aber jetzt haben wir Handys, deshalb können wir immer in Kontakt miteinander bleiben."

„Xinjiang ist wirklich ein guter Ort mit schönen Bergen, klarem Wasser und freundlichen Menschen. Ich liebe dieses Land. Ich mag die Leute hier, ich möchte gerne hier leben", sagt Li Yizu. (Quelle: Xinjianger Stadtblatt)