Der chinesische Wissenschaftler Wang Zhenyi widmet sein Leben der Krebsforschung
Wang Zhenyi erhielt gemeinsam mit seinem Schüler Chen Zhu den 7. Szent-Györgyi-Preis für Krebsforschung, New York, 2012
Es ist noch gar nicht so lange her, da beschloss das amerikanische Minor Planet Center, den Kleinplaneten mit der Nummer 43259 nach dem chinesischen Wissenschaftler Wang Zhenyi zu benennen.
Der 1924 geborene Wang ist Professor an der medizinischen Fakultät der Shanghai Jiao Tong Universität (SJTU), Hämatologe und Mitglied der Chinesischen Akademie der Ingenieurswissenschaften. Als Experte für Blutkrebs entwickelte er eine innovative klinische Behandlungsmethode für eine bis dahin unheilbare Form der Leukämie. Für dieses Verdienst wurde ihm 2010 der chinesische Staatspreis für Wissenschaft und Technik verliehen.
Behandlung von akuter promyelozytischer Leukämie
Die akute promyelozytische Leukämie (APL), die Wang mit einem Team chinesischer Hämatologen ab 1959 untersuchte, ist eine seltene aber besonders schwere Leukämieform. Die Mortalität lag damals mangels effektiver Behandlungsmethoden bei 100 Prozent.
Verursacht wird APL durch pathologische Veränderungen während dem Wachstum der weißen Blutkörperchen in Blut und Knochenmark. Die weißen Blutkörperchen sorgen für das immunologische Gleichgewicht im Körper. Ist ihr Wachstum anormal, so zerstören sie das Abwehrsystem und der Patient stirbt an äußeren Infektionen. Lange wurde APL mit Chemotherapie behandelt, die aber auch gesunde Blutzellen angreift und dem Immunsystem noch größeren Schaden zufügt.
1959 erhielten sechzig Leukämie-Patienten in der Klinik der Shanghai Second Medical University eine Chemotherapie. Nach wenigen Monaten waren sie alle gestorben. Wang erinnert sich: „Das war ein schwerer Schlag für mich, denn ich war der behandelnde Arzt". Nach diesem Vorfall begann er mit der Suche nach anderen Behandlungsmethoden.
Als israelische Wissenschaftler Anfang der 70er Jahre mittels Tierversuchen belegten, dass Krebszellen in gesunde Zellen zurückverwandelt werden können, schufen sie damit die Grundlage, auf der Wangs Differenzierungsinduktionstheorie entstand.
Ein Jahrzehnt später las er in einer medizinischen Zeitschrift aus den USA, dass sich APL-Krebszellen unter der Einwirkung von Roaccutan/Isotretinoin zu normalen weißen Blutkörperchen zurückbilden können. Chinesische Pharmahersteller konnten 1983 aber nur All-trans-Retinsäure (ATRA) herstellen, und ATRA in den USA Roaccutan/Isotretinoin zu kaufen, war kostspielig.
Wang musste sich also etwas einfallen lassen. Da sowohl Roaccutan/Isotretinoin als auch ATRA geometrische Isomere der Retinsäure sind, experimentierte er mit ATRA. Nach vielen gescheiterten Versuchen und Anpassungen gelang es seinem Forschungsteam, zu zeigen, dass ATRA die Differenzierung von promyelozytischen Zellen einleiten und aus Krebszellen wieder gesunde Zellen machen kann.
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